Das allgemeine Forum. Hier können OOC und IC Dinge besprochen werden. Bitte bleibt bei LARP Themen ;)
Re: Lies mal Schopenhauer
geschrieben von:
Magus Jarek
Datum: 2007-04-07 13:19
Hi Tobias
turmnagel schrieb:
> Magus Jarek schrieb:
[...]
> Wer hier mit wieviel Einsatz sein Hobby auslebt, ist nicht Teil
> meiner Theorie. Ebenso die bestehenden psychologischen Antriebe
> der Spieler. Mein Ansatz behandelt keine Austattung, sondern
> nur Handlungsweisen, nämlich eine Orientierung an einem anderen
> Spielziel.
Du kannst natürlich eine Theorie aufstellen die die Motivation der
Spieler ausblendet, dann mußt du dir aber den Vorwurf gefallen
lassen das Papier bzw. das Larpwiki geduldig ist.
> "Sollen" und "sein" werden von Dir gleichgesetzt. Daher liegt
> hier ein naturalistischer Fehlschluß vor.
Das muß ich sogar gleichsetzten, denn auch wenn deine Theorie
widerspruchsfrei sein sollte, müssen die Annahmen plausibel sein,
damit irgend eine praktische Relevanz gegeben ist.
Mit deinem Postulat: "Alle wollen ein schönes Spiel" gehst
du aber baden. Vielmehr wollen wohl die meisten den
"maximalen für sie möglichen Spass".
> Ich kann deinen Bezug auf Schopenhauer (Mitleidsethik? Wille?
> Eristik?) leider nicht nachvollziehen. Schopenhauer ist
> thematisch nicht dem Anarchismus zuzuordnen oder meinst Du nur,
> ich soll Hegel, Frauen und Franzosen runtermachen?
"Alle wollen ein schönes Spiel" entspricht dem "höchsten Gut" nach
Kant. Was es dagegen einzuwenden gibt findest du eben bei
Schopenhauer.
(Abgesehen davon sind Franzosen natürlich unsere Erbfeinde und
Frauen die Wurzel allen Übels. Über Hegel zu Urteilen überlasse
ich dem Leser. )
> > Wie soll ich für alle aus meiner subjektiven Sicht handeln?
>
> Orientiere dich an dem Ziel "schöne Con für alle".
> Ein Beispiel: Am ersten Abend soll eine Lichtie-Gruppe das Tor
> vor Untoten schützen.
> Logik hier: Wir müssen, weil wir Lichties sind, das Tor
> beschützen. Wir halten Sie irgendwie auf oder holen Hilfe. Kein
> Widerstand ist keine Option.
> Eindeutiges Spielangebot für jeden einzelnen Spieler: Die
> IT-logische und subjektiv richtige Handlung ist, das Tor zu
> schützen. Sie verwirklichen ihre Charaktere in der Handlung.
> OT-Logik, Ziel "für alle": Letztlich handeln die
> Lichtie-Spieler für alle, indem sie ihre momentane Aufgabe
> möglichst gut bewältigen, und dafür sorgen, daß die Geschichte
> nicht mit einer Katastrophe, dem Tod aller (!) SC, vorzeitig
> endet.
> Die Lichties tun genau das, was ihre Rolle und die Situation
> verlangen.
> Man kommt der "schönen Con" näher, selbst wenn dabei alle
> Lichties aus dramaturgischen Gründen draufgehen.
Dein Beispiel klappt, da hier kein Interessenkonflikt zwischen
persönlichem Gewinn und Gruppengewinn vorliegt.
Ein Beispiel: Am ersten Abend soll eine Lichtie-Gruppe das Tor
vor Untoten schützen. Um dies zu bewerkstelligen wurden vier
Schlüsselartefakte an die Spieler verteilt, die zusammengefügt
und im Tor plaziert werden müssen.
Sobald dieses Vorgehen nicht glasklar ersichtlich ist, geht es
eigentlich immer schief, da keiner gewillt ist, seine Plotgarantie
(das Artefakt) zu teilen.
Nochmal deutlich:
Du kannst die tollste Larp- (Staats-) Theorie aufstellen. Solange
du allerdings nicht die Motivation der Individuen dieses Staates
in den Annahmen berücksichtigst, ist die Theorie sinnlos.
Grüsse,
Nikolai
--
Es gibt hier Gute und Böse.
Wer die Bösen sind, entscheiden die Guten.