:Ich bin halt nur Leser, der immer noch nicht weiß, was er nun genau meinte.

Naja, Varric hat es eigentlich ziemlich gut verstanden was ich meinte und richtig in eigenen Worten wiedergegeben.

Das Problem bei einer "autoritäsfreien kollektiven" Herangehensweise liegt darin, daß eben aus technischen Gründen irgendwo auch die Grenzen gezogen werden müssen, wo eine Person nicht mehr mit dem Kollektivgedanken konform geht.
Du schreibst salopp daß "Powergamer" und "Gewinnenwoller" irgendwie durch "altruistische Fairness" ausgeschlossen werden. Aber das ist doch überhaupt nicht zutreffend. Nur weil jemand für sich beschließt, daß er kein "Powergamer" sei, heißt das nicht, daß dies auch für den Nebenmann gilt.
Und überhaupt, wo fängt ein Powergamer eigentlich an? Wer definiert das im autoritätsfreien Raum?

In einem "larpliberalistischen" System gibts analog zum Staat in der Realität den Spielleiter/Organisator der durch Regeln klar definiert, was geht und was nicht.

Ferner schreibst du, daß "Spaß für alle" das ursprüngliche Grundziel sei. Doch hier kommen wieder individuelle Interessenskonflikte auf. Für Spieler A hängt der Spielspaß teilweise vom Spielspaßverlust des Spielers B ab.
Daß alle ein angeblich identisches Ziel hätten ist überhaupt nicht zutreffend. Der Spielmann will auf seiner Gitarre herumrühren, doch der Tunichtgut am Nebentisch will die Tavernenschlägerei. Zeit als Reccource für diese Handlungen ist limitiert, es kommt zum Konflikt bei dem nur einer richtig Gewinn macht.

Wer bekommt in einem autoritätsfreien Raum nun moralisch wie recht? Die Idealform, daß beide sich zum Kompromiß entgegenkommen damit jeder gleichen Spaß hat ist nicht immer gegeben. Zumal es hier um teuer erkaufte Freizeit geht kannst du sicher nicht jedem ein Larp voller Kompromisse andrehen. Die Leute wollen eben nicht alle gleich(schlecht)en Spielspaß, sondern sie wollen ihn maximal. Die Leute machen eben nicht, wie du es annimst Larp für andere, sondern sie machen Larp für sich.

Wenn nun aber der Wettbewerb um den Spielspaß verteufelt wird, so kann das ohne eine kontrollierende Autorität nur mit Tränen enden.

Daher wird deine utopische Konzeption zwangsläufig zu einer Art Politbüro führen, weil sonst nämlich alles drunter und drüber ginge. Dann aber wird der kollektive Anspruch des Ganzen richtig haarig, es fängt dann nämlich eine wie auch immer anfänglich legitimierte Gruppe an die Handlungen anderer moralisch zu bewerten und das wird dann sehr unangenehm für alle Beteiligten.

Du definierst in deiner "Ethiküberlegung" die "Vernunft" als eine Art freiwilligen Spielspaßkommunismus. Im Sinne von: "Jeder vernünftige Mensch will daß alle gleich viel Spaß haben." Eine solche Grundannahme maßt sich einen Allgemeinheitsanspruch an, denn jeder, der sie nicht teilt, wird von ihr zum "Unvernüftigen" gestempelt.

In meinem "Gegenmodell" fehlt dagegen jede objektive Wertung der möglichen Spielerhandlungen. Spieler A kann Spieler B für ein Arschloch halten, aber auf eine höhere Instanz als auf seine eigene lausige Meinung die genausoviel wert ist, wie die von Spieler B, kann sich Spieler A nicht berufen.

Bei dir dagegen kann ein unzufriedener Spieler einen Mißliebigen mit allerlei Verbrechen gegen "die Vernunft" anklagen obwohl er im Endefekt auch nur seine objektiv wertlose persönliche Meinung propagiert.

Insofern finde ich deine Konzeption viel zu durchideologisierend für ein halbwegs harmonisches Freizeitspiel. Bei den Spielern werden falsche Erwartungen geweckt(z.B. ein Anspruch auf gleich verteilten Spielspaß), ihnen werden scheinobjektive höhere Instanzen("Vernunft") zur Legitimation ihrer eigenen Meinung geboten und so weiter. Wobei ich nicht weiß, ob du es schon gemerkt hast, aber dein "anarchistischer Kollektivgedanke" IST die realexistente Larpkultur.
Die ganzen Streitereien gibt es ja nur, weil es eben keine Autorität gibt und jeder denkt, alle müßten am selben Strang ziehen. Das herrschende "Larpsystem" ist mehr oder weniger ein fehlgeschlagener "kollektivistischer Anarchismus", bzw. die aus dem Fehlschlag resultierende Folgeform "Bürgerkrieg". Es bleibt abzuwarten, wann sich die ersten Fraktionen mit ihrer jeweiligen Larpvision für "unabhängig" erklären.

T.S.



Nachricht bearbeitet (Thu 05.04.07 21:40)

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Alle umlegen, soll die SL sie aussortieren!