Hallo Michael, ich sehe wir sind alles in allem einer Meinung.

MichaelR schrieb:

> Hallo Andrej.
>
> >Ich wüßte gerne mal welche Schlachten das so waren in denen
> keine >Seitenwaffen eingesetzt wurde.
> >Hundertjähriger Krieg und Rosenkrieg fallen schonmal raus. Da
> wurde
> >sogar sehr viel mit Seitenwaffen gekämpft, Stichwort
> abgesessene Ritter.
>
> Nur um ein Mißverständnis zu vermeiden: Ich bin schon der
> Auffassung, daß Seitenwaffen eingesetzt wurden. Dazu hat man
> sie ja mitgeschleppt.
> Nur halt mit dem Plan, wenn es irgend geht, mit der Primärwaffe
> auszukommen. Was bestimmt auch oft gelungen ist.

Stimmt, die Schlachten die uns heute überliefert sind, sind krasse Extreme die in 50-jahres Abständen stattfanden.
Das normale Gefecht eines Soldaten war weder so blutig noch so verzweifelt. Ich denke da an italienische Schlachten (etwa 500 beteiligte) mit unter 10 Toten.
Das dürfte ähnlich wie bei Polizisten sein, den Gummiknüppel muß man ab und an schwingen, die Pistole so manscher niemals.

> Es wurden aber von Reitern nicht nur Schwerter eingesetzt,
> sondern auch aller Arten von Streitkolben, dür die ein Buhurt
> auch ein hervorragendes Training ist.

Ja, aber...
Der Tunierkolben ist eine Entwicklung die Mitte des 15. Jahrhunderts paralell zur Verbreitung des Streitkolbens stattgefunden hat.
Ich kenne nur sehr wenig Quellen für eine verwendung anderer Waffenals des Schwertes bei Reitern vor 1350. Kolben als Szeptersymbole mal ausgenommen.
Im Buhurt hat man hauptsächlich das stumpfe Turnierschwert verwendet.
Der Kolben hat sich turniertechnisch eher im Fußkampf durchgesetzt.

> Bei den abgesessenen
> französischen Rittern von Acincourt wird beschrieben, daß sie
> ihre Lanzen abgesägt haben (wer z.B. keine dem Luzerner Hammer
> ähnliche Fußkampfwaffe hatte) um sie am Boden als Speere
> einzusetzen. Auch da blieb das Langschwert die Seitenwaffe.

Ich meinte aber die englischen, die waren auf einen Fußkampf von vornherein eingestellt (haben sie ja auch in Crecy und Poitier so gemacht) und haben keineswegs improvisierte Waffen benutzt.
Das Sattebaumschwert war ja speziell für diesen Fall konzipiert und ähnelt doch schon dem späteren langen Schwert.
Wobei der luzerner Hammer und die Mordaxt natürlich bei den wohlhabenderen im laufe des 15. Jahrhunderts dutlich beliebter wurden.
Apropos Acincourt, nach neueren Kenntnissen wurden nur 5% der französischen Verluste durch Pfeile erzielt, den Rest haben die Engländer in Handarbeit niedergeknüppelt.
Du kennst ja den typischen leichtgerüsteten Langbogenschützen: Schwert und Buckler oder langes Schwert und Brigantine.


> Bei Darstellungen auf Bildern wäre ich vorsichtig, da die
> abgebildeten meist Ritter/Adelige waren und das Schwert, nicht
> der Luzerner Hammer das Symbol der Ritterschaft war, mit
> Auswirkungen auf die Darstellung...

Genau und das wurde es nicht weil der Ritter es nicht genutzt hat.
Bis Ende des 14 Jahrhunderts gab es quasi kaum andere Reiterwaffen.
Somit war er gezwungen nach dem ersten Ansturm das Schwert zu benutzen. Wobei die Frage ist ob das dem ähnelt was wir unter Fechten verstehen.

Ich genieße diese Diskussion sehr.

Schöne Grüße

Andrej