> Da sind wir wieder im 19. Jahrhundert, als man der Meinung war,
> das mittelalterliches Fechten brutals draufhauen war.

... wie sollte ich von Menschen, die auf Bäumen lebten und "Öhre, Öhre !" grunzten, eine "Kunst" erwarten. ;-)

> Für die Leute damals war das ganze Handwerk und Kunst.
> Der normale Fechter war im Gegensatz zu uns heute hochtrainiert
> und hatte seine Kampfkunst verinnerlicht.

Das halte ich allerdings auch für so ein Gerücht, entsprungen aus der kampfsportbegeisterten Ecke der MA-Szene und der Folgerung, daß bei Ritters immer trainiert, gejagt und gekämpft wurde. Dem widersprechen allerdings sowohl bildliche Zeugnisse (auf bildlichen Zeugnissen des Spätmittelalters, bei denen nicht eine idealisierte sondern eine realitätsnahe Darstellung angestrebt wurde, finden sich durchaus bei kämpfenden Truppen ein Querschnitt menschlicher Physiognomie vom kleinen Pummel bis zum langen Schlacks) als auch Funde (die Rüstung Heinrichs VIII wäre mir mit ihren 156 cm Bauchumfang noch etwas weit gewesen - seine Rüstung als Jugendlicher war i.ü. noch rank und schlank, ergo: Frauen machen dick). Gerade bei städtischen Aufgeboten war das auch ganz natürlich, denn da kämpfte halt Hinz und Kunz, welche auch heute noch figürlich und vom Trainingsstand her ganz unterschiedlich entwickelt waren und wohl vor allem ihr Handwerk verinnerlicht hatten. Gerade an das städtische Publikum richteten sich aber die Kampfkunstlehrer (so waren z.B. die Federfechter und Marx-Brüder rein städtische Angelegenheiten) und nicht unbedingt an Söldner oder sonstige Berufskämpfer (die wahrscheinlich in der Enge einer Schlacht und dem dort herrschenden Hauen und Stechen sowieso keinen Sinn für "Kunst" hatten sondern eher nach dem alten Sepp Herberger Spruch "Das Spitze muß in das Fleischige" handelten).

> Warum also sollte er auf schmutzige Tricks und
> Wirtshauskeilerei zurückgreifen.

Eben der erstmal untrainierte Städter hatte durchaus Verwendung für dirty-tricks, die ihm auf dem Weg in die nächste Ortschaft vielleicht einen Räuberüberfall überleben ließen.

> Jedem Asiatischen Hansel der ne Waffe in die Hand drückt traut
> man meisterliche Beherrschung derselben zu, bei einem
> europäischen Fechter denkt man an eine mittlere Prügelei.

Also ich traue einem kleinen Asiaten mit einem Jappo-Schälemesser grundsätzlich gerade mal zu, Seetang fürs Sushi zu häxeln und doof dreinschauende Kinder mit ebensolchen Frisuren auf Bollerwagen durch die Gegend zu schieben. Und daher gehe ich auch davon aus, daß Schlachten im Land des Lächelns in ebensolche Prügeleien nach dem Herberger-Motto ausarteten selbst wenn hundelte von alten Meisteln dabei waren.

> Schon allein die Waffenlosen Techniken waren hochentwickelt.
> Die Zeichnungen zu diesem Thema sind eine Mischung aus Aikido
> und Ringen, also alles andere als Wirtshaus.

Wobei m.E. auch das Aikido nichts anderes tut, als dem Schwächeren, wenig Trainierteren eine Chance gegen einen oder zwei ihm physisch überlegenen Gegner zu verschaffen. In der Enge eines Schlachthaufens wäle abel auch alte Aikido-Meistel nul alte Mann mit Stlohhut, del ilgendwie velsucht gegnelische Hell abzustechen bevol del ihn absticht.

Bis denn

Dirk