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Re: Poduktsicherheit & Werbung (lang)
Datum: 2005-06-07 09:42
Warum ich mich mit dem Thema auseinandersetze? Ich bin Larper: Ich beschieße Leute, ich werde beschossen, ich checke Pfeile ein, ich schließe bestimmte Produktgruppen von Cons ganz aus, ich ziehe Pfeile während des Spiels aus dem Verkehr.
Was ich gegen die IDV-Pfeile habe? Bis ich von der Rückrufaktion wusste, gar nichts. Seit dem Rückruf: Sicherheitsbedenken. Das liegt nicht an der Tatsache des Rückrufs selbst. Dieser ist ok und dient den Usern genauso wie dem Hersteller (hätte er in Kenntnis des Mangels nichts unternommen, hätte das bei Schäden evtl. sogar strafrechtliche Konsequenzen für ihn).
Aber wie schon gesagt, mache ich mir Sorgen um die Werbeaussagen des Herstellers in Verbindung mit der tatsächlichen Sicherheit seines Produktes. Ich erläutere das gern näher:
Beispiel: Ein Spieler kauft sich bei einem fahrenden Händler auf einem Con IDV-Pfeile. Es liegen die bekannten bunten Prospekte bei, die die hohe Qualität des Druckverteilers anpreisen als "dauerhaft sicher". Vielleicht checkt er auch mal Seite eins der IDV-Page zu den Pfeilen. Auch dort die beruhigende Aussage der Sicherheit und genau wie im Flyer kein direkter Hinweis auf die mögliche Unsicherheit. Er sucht also gar nicht weiter nach möglichen Haken. Dabei fällt ihm der Menüpunkt Rückruf nicht ins Auge.
Dieser Spieler benutzt den Pfeil auf dem nächsten Con, sammelt ihn wieder ein. Der Pfeil hat einen Schaden, den man aber nicht leicht erkennt, weil der Druckverteiler nicht vollständig durchgebrochen ist oder sich irgendwie verklemmt hat. Der Pfeil wird erneut abgeschossen. In Kampfsituationen werden die meisten Pfeile nur sehr oberflächlich gecheckt, bevor sie erneut abgeschossen werden. Der Pfeil trifft diesmal unglücklich auf und verursacht nun durch den defekten Druckverteiler einen erheblichen Schaden an einem Auge (und das kann nun auch auf erheblich größere Entfernungen als nur drei, vier Meter geschehen.
Der Schaden ist groß, jemand muss ins Krankenhaus, hat vielleicht ein Auge verloren, kann vielleicht seinen Job nicht mehr ausüben, etc. pp. Die Krankenkasse und die Rentenversicherung zahlen nicht, sondern verweisen auf den Schützen.
Dieser wird sich entschulden mit dem Hinweis auf die Aussagen des Herstellers des Pfeils bezüglich seiner Sicherheit. Im Vertrauen auf diese Sicherheitsmerkmale habe er nur auf wirklich offensichtliche Schäden überprüft. Diese Aussage wird bei Gericht wohl durchgehen.
Damit muss sich die geschädigte Person an den Hersteller des Pfeils wenden. Dessen Haftbarkeit hier steht ausser Frage, doch ist er kein Großkonzern mit viel Kapital, sein Vermögen reicht vielleicht nicht aus, um den Schaden abzudecken. Aber da war doch noch was: Er hatte doch mit einer Versicherung geworben?
Tja, ist leider nix mit Versicherung: Diese wendet ein, der Hersteller habe versäumt, in seinen Werbeunterlagen auf die offensichtlich schon einmal aufgetretenen möglichen Schäden des Produktes hinzuweisen. Dadurch vertraute der Schütze zu Recht auf die "dauerhafte" Sicherheit des Produktes, das Werbeverhalten des Herstellers jedoch wäre grob fahrlässig und habe die Schadenssituation im Sinne einer nicht hinwegzudenkenden Bedingung mit verursacht. Der Hersteller hätte nach Auftreten des Mangels immer im Zusammenhang mit seinen Sicherheitsaussagen darauf hinweisen müssen, so dass jeder potentielle Verwender davon hätte Kenntnis nehmen und im Spiel entsprechende Vorsichtsmassnahmen ergreifen können, zum Beispiel jeden Pfeil unter Zeitdruck nur ein einziges Mal verschießen und dann möglichst unter Heranziehung eines Sachverständigen (Waffenchecker, ist zumindest schon mal eine zweite Meinung) die Sicherheit überprüfen.
Ergebnis: Ein unglückliches Opfer, das nicht mal finanziell gerettet wurde, ein Pfeilhersteller in Konkurs und eine total verunsicherte Larpszene...
(Mutter zu Sohn: Wie bitte, du willst Larpen? Vergiss es, kauf dir lieber ein Motorrad :)
Ein GAU, ganz klar, aber bei tausenden von IDV-Pfeilen leider nicht völlig unwahrscheinlich. Hersteller haften für ihre Werbeaussagen! Ratet doch mal, wo die ganzen Warnhinweise und Packungsbeilagen herkommen? Teilweise sind sie gesetzlich vorgeschrieben, aber häufig dienen sie nur dazu, den Versicherungsschutz eines Produzenten aufrecht zu erhalten.
Auf die persönliche Unterstellung von Stefan: "Also lieber Ralf, was genau ist Dein Problem mit den Pfeilen? Hast Du keine? Ist ein Freund/Bekannter Händler und kann seine nicht mehr verkaufen?" antworte ich freundlich lächelnd: Nein.