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Poduktsicherheit & Werbung (lang)
Datum: 2005-06-04 11:50
Ich poste heute zum ersten Mal in diesem Forum, auch wenn ich schon lange mitlese. Bin selbst schon einige Jahre Larper, Kleinveranstalter und Gelegenheitsbogenschütze. Und zufällig ein bisschen juristisch vorgebildet.
Mein Eindruck ist, dass diese Diskussion entfesselt wurde, weil ein kommerzieller Hersteller eines kampftauglichen, also sicherheitsrelevanten Produktes für unser schönes Hobby einige sehr kritische Bemerkungen über die Qualität fremder Produkte verlauten lässt und diesen die Sicherheit seines eigenen Produktes gegenüber stellt.
Also analysieren wir doch mal in aller Ruhe die Aussagen des Herstellers auf seiner Webpage, die sich mit den der Prospekte an seinen Pfeilen decken:
1. Versprechen einer gegenüber den sonst üblichen Bauweisen erhöhten Reichweite:
Hab mehrere Testschüsse mit verschiedenen Pfeilen gemacht und kann das bestätigen. Was sagt uns das? Die Pfeile besitzen zumindest auf eine größere Entfernung eine höhere Energie als vergleichbare. Ich finde das aus Sicherheitsgründen eher negativ, sinkt doch bei höheren Reichweiten die Treffergenauigkeit, und ausserdem bedeutet mehr Energie bei gleich hoher Sicherheit der verwendeten Materialien immer ein etwas höheres Risiko eines Schadens. Ich finds besser, wenn ein Pfeil aus großer Entfernung schön langsam fliegt und nicht allzuweit kommt, dann kann man sich als Nichtkämpfer zum Beispiel besser raushalten.
2. Nr. 1 in Sachen Sicherheit durch bessere Druckverteilung und Stabilität. Zitat: "Die Verwendung eines modernen, praktisch unzerbrechlichen High-Tech - Kunststoffes in Verbindung mit einer mehrstufigen Qualitätssicherung garantiert, dass auch bei extremer Belastung (z.B. Treffer auf harten, unebenen Untergrund) die Sicherheit dauerhaft gewährleistet bleibt."
Aussage des Herstellers duch eigene Begründung der Rückrufaktion anscheinend widerlegt: "Der Mangel äußert sich dadurch, daß die Druckverteiler im Schaumkopf direkt am Schaftende abbrechen, wenn der Pfeil einer Schrägbelastung ausgesetzt wird. Wer seine Pfeile prüfen möchte, kann dies tun, indem er sie mit ca. 15 - 20 lbs. (!) in einem Winkel zwischen 30° und 60° auf eine Wand schießt."
Daher ist Sicherheitsaussage der Werbung des Herstellers wohl ein wenig irreführend. Vielleicht sollte er in Betracht ziehen, diese Aussage nicht weiter zu verwenden.
3. Spielspass: Hatte ich bisher auch ohne die Dinger, geht aber mit nicht verloren.
4. Lieferbarkeit: kann ich nicht beurteilen
5. Wettbewerbsfähigkeit durch unerreicht gutes Preis/Leistungsverhältnis: In meinen Augen stimmt das nicht. Vermutlich ist die Gewinnspanne bei diesem Pfeil ein wenig höher als bei anderen, da seine Herstellung weniger aufwändig zu sein scheint. Ist aber nur eine persönliche Vermutung.
6. in Professionalität durch Produkthaftpflichtversicherung
Nach dem Produkthaftungsgesetz haftet zum Beispiel die Schatzkammer auch für die von ihr verkauften Pfeile, falls diese einen fehlerbedingten Schaden verursachen und der wahre Hersteller nicht feststellbar ist, ansonsten haftet dieser.
Die abgeschlossene Versicherung zur Abfederung solcher Ansprüche ist daher in erster Linie zwar eine Absicherung des Herstellers, da dieser unabhängig von der Versicherung haftet. Sie dient aber dennoch auch dem Geschädigten, denn wenn jemand wie Norbert von IDV nicht gerade Multimillionär ist, ist da schnell nichts mehr zu holen, falls es wirklich mal zum Beispiel um den Verlust eines Auges und die Folgen daraus geht. Damit zu werben ist also sicherlich nicht verkehrt und für mich als Veranstalter ein Argument, solche Pfeile bevorzugt zuzulassen.
Doch denke ich, dass IDV nicht der einzige Hersteller mit einer Versicherung ist, denn gerade im Kampfbereich können für kommerzielle Hersteller von Equipment unübersehbare Risiken entstehen.
Falls die Versicherung aber noch nicht die Norm ist, können wir Norbert nur gratulieren, dieses Thema entdeckt und auf die Tagesordnung gesetzt zu haben.
Eines darf man aber nicht vergessen: Bei den selbstgebauten Waffen zur privaten Nutzung greift die private Haftpflichtversicherung, die ich als Veranstalter bei allen Teilnehmern (auch in den AGB) voraussetze. Dann besitzt das Produkt IDV ihnen gegenüber keinen Vorteil, sondern holt einen Nachteil auf. Natürlich kann man jetzt sagen, dass viele Larper sich einen feuchten Dreck um ihre Haftpflichtversicherung kümmern und dieses keiner nachprüft - vielleicht sollte man den Nachweis einer solchen zum Zulassungskriterium machen - aber hat schon mal wer die Behauptung der IDV überprüft, eine solche Versicherung zu haben?
Alles in allem finde ich es gut, dass es Bewegungen im Pfeilmarkt gibt, aber das recht aggressive Auftreten von IDV finde ich für den angepeilten Markt etwas unangemessen. Alleinvertretungsansprüche haben der Szene noch immer geschadet.