der_dan schrieb:

> All diese Gefühle kann man inszenieren - das ist meiner Meinung
> nah Hauptaufgabe der SL
Gefühle kann man nicht inszenieren. Mann kann versuchen Handlungen so zu gestalten das Spieler die Gefühle fühlen können. Aber du kannst Gefühle nie sicher inszenieren. Wenn du irgendwas gruseliges inszenierst, muss es noch lange nicht bei allen als gruselig ankommen.
Aber wenn du das meinst, stimme ich zu dass das eine *wichtige* Aufgabe der SL ist.

> ist Kritik gelichbedeutend mit herabsetzung? Wenn ich sagen
> würde: "hör mal, Dein Play hab ich nicht verstanden, es war
> wirr zusammenhanglos und unkoordiniert, also keine gute
> Darstellung eines Priester der Ordnung"
Nein. Auch hier gilt: Ton macht die Musik. Kritik != Herabsetzung da Kritik an sich konstruktiv sein sollte und den Inhalt hervorhebt. Herabsetzung ist wenn man versucht den anderen schlecht zu machen und sich selbst daran erhöht. Wäre also "Du willst nen Priester der Ordnung sein? Du Feigling kämpfst ja nicht mal für Ordnung und überhaupt ist dein Kostüm voll scheisse, trägst ja ne schwarze Jeans und der Umhang ist aus Baumwolle. Und deine Zauber sind auch voll schwach. Du bist selber schuld das du drauf gehst, hättest dich ja gegen mich wehren können." (Mist, bin nicht so gut im Herabsetzen. Muss das mal üben.)

> Vorausgesetzt Du würdest einen spielen, hätte ich Dich mit
> dieser Aussage wirklich menschlich abgewertet?
Ich habe zwar mal einen gelehrten Reisenden (der mal Priester war) gespielt, aber herabgesetzt hast du mich nicht.
Ein einfaches Beispiel. Ganz früher kannte ich ziemlich viele Thaskarer persönlich bzw. in anderen Rollen. War also gar kein Problem wenn die rumgepöbelt haben. Egal wie überzeugend die gespielt haben, ich konnte im Nachhinnein immer mit denen ein Bierchen trinken gehen. Später kannte ich immer weniger Spieler hinter den Masken und generell wurde das Spiel (meine ich) agressiver - das ist dann schwieriger, vor allem wenn dann Personen im OT tönen wie lasch doch alles sei und das man mal Action reinbringen müsste. Das ist nicht mein Spielstil und bei solchen Aktionen fehlt mir der Respekt voreinander.
Man kann auch sagen das es für mich nicht immer leicht ist zwischen IT Spiel und OT Verhalten zu unterscheiden. Aber das geht sicher nicht nur mir so und wenn ich mich an die Bierleichen erinnere muss ich einfach sagen hat sich da vieles in eine Richtung entwickelt mit der ich mich nicht identifizieren kann. Aber das ist ein anderes Thema.

> Du hast erwähnt keinen mutigen Charakter zu spielen, also ist
> das vollkommen OK, aberwas ist mit den Kurtisanen, Badern,
> Handwerkern und Landstreicher, die beim Orkangriff plötzlich
> tönen: Ach die gehen schon wieder weg, damals in Irgendeinland
> haben wir 30 Stück davon fertig gemacht. außerdem sind sie
> nicht gut bewaffnet usw..
Ich habe Estradam erschaffen. Ein Land in dem die Leute abergläubisch, ungebildet sind. Vor Monstern und Magie wird da entweder geflohen oder im Mob gelyncht. Ich bin kein Freund von Bauern die einen Ork ignorieren (mache ich auch nicht und mein Char hat in seinen 10 Jahren leider diverse Untote, Dämonen, Thaskarer, Orks, SPinnen, Cyklopen etc.... gesehen.)
Andererseits verlange ich auch von den "Helden" das sie sich von sich aus entsprechend verhalten. Sprich wenn sie in einem zivilisierten Land sind das Gastrecht beachten und nicht mit so Sprüchen kommen wie "Die Stadtwache nehmen wir doch auseinander, die haben ja nicht mal magische Waffen.". Ist also ein gegenseitiges dem Hintergrund angepasstes Spiel.
Ich kenne übrigens keine Kurtisanen, Bader etc. die 30 Orks getötet haben.
Ich glaube ich kenne niemanden der so viele Gegner geplättet hat. Habe wohl die falschen Spieler um mich rum.

> Wenn sich ein solcher Charakter dann auch noch stundenlag über
> Kriegstaktiken ausläßt, von denen ich als ehemaliger Soldat
> noch nicht mal Ahnung habe, ist das nicht eine eher
> unglaubwürdige Darstellung der unteren Fantasy-Mittelschicht?
Absolut. Aber bei solchen Personen frage ich mich warum die das machen.
Meine Philosophie über Congestaltung ist, dass die Con von durchschnittlichen Abenteurern genauso gut zu lösen sein soll, wie von den Helden. Sprich ich halte nichts davon das Artefakte oder Supercharaktere die Plotlösung beeinflussen. Ich wollte nie 1000Punkte Chars auf meinen COns - zumindest nicht als Selbstdarsteller die den Plot durch raw force lösen. Entsprechend hatten wir auf unseren Cons auch nie Probleme mit Schreibern etc. die alles besser konnten.
Die meisten unserer Spieler sind Abenteurer die sich durchaus verteidigen können, aber es sind keine Söldner oder Kampfmaschinen.
Teilweise sind unsere Spieler sogar zu friedlich. Liegt vielleicht daran das ich ein Freund typischer Märchenlösungen (á la Feder/Liebe ist stärker als das Schwert) bin und nichts von highfantasy halte.


> Also der Unterschied solltze doch egal sein. Solange ein
> Charakter eine berechtigte Motivation hat, mich zu töten und
> mir dann auch noch einen schönen Tod bereitet, bedanke ich mich
> bei ihm, egal ob SC oder NSC.
> Aber das läuft ebenfalls auf eine Diskussion hinaus, die nicht
> beabsichtig war. (mein Fehler...)
Ich behandele einen NSC nicht schlechter als einen SC. Aber ich meine das viel böses Blut über den Charaktertod nicht aus dem Fakt des Todes an sich stammt, sondern aus der Vermutung, der Gegner hat das absichtlich gemacht um das Opfer zu demütigen / ärgern / vorzuführen. Und das fällt bei NSC weg. (Vgl. Probleme mit PKs in Onlinerollenspielen. Kaum einer ärgert sich wenn das computergesteuerte Monster einen umbringt, wenn's aber PKs sind gibts viel böses Blut. Geht los bei "Schummeln" bis hin zu "unfair".)


> so ganz selbstverständlich hast Du mal eben die landläufige
> deutsche Meinung über LARP-Gewandungen dargestellt, als sei es
> normal, so zu denken (Dogmenalarm). In anderen Ländern spielt
> man teilweise mit T-Shirts, die per Silberstift mit
> Kettenringen bemalt wurden - Beispielsweise Holland, wo es so
> gut wie keine Läden für Equipment gibt.
Ja, wenn's alle machen, stört's mich auch nicht. Ich habe mit einer schwarzen Cordrobe und einer alten WOllhose meines Vaters angefangen. Als Rucksack hatte ich einen Jutekartoffelsack und unsere Waffen war Tapepömpfen. Dort liefen Leute mit Teppichrüstung rum. Ich habe mir sogar mal selbst ne Alu-Brutsplatte gemacht. Alles kein Problem - es muss nur zusammenpassen. Ich denke mal ich habe recht geringe Anforderung an die Gewandung (und meine Gewandung ist sicher auch nicht der Reisser).

> Oder um einen niederländischen Bekannten von mir an dieser
> Stelle zu Wort kommen zu lassen: "Ich hab vielleicht keine
> echte Plattenrüstung, aber ich wenigsten meinen Kriegerkodex
> auswendig und befolge ihn auch im Spiel - ausserdem hat mein
> Charakter Vater und Mutter die leben und einen Beruf haben -
> das kann kaum eine deutsche Platte von sich behaupten"
Ja. In Schottland war es ähnlich. Aber das Larp lief dort generell meine ich etwas entspannter ab als hier.

> Juhu ein PRO-Argument! Realismus ist ein meßbares
> Bewertungskriterium !
Es muss sich realistisch anfühlen :) Nicht nach heutigen Maßstäben realistisch sein.

> wenn der gesamte Staat entsprechend organisiert ist und dieses
> Modell autark existieren könnte, ohne nach zehn Generationen
> zusammenzufallen, ist er realistisch. Ob man gerne in solchen
> Ländern spielt ist Geschmackssache - und darum geht es nicht
Gerade das bezweilfe ich halt. Ich lebe halt in einer Welt in der es den Herrn Liebig und Kunstdünger noch nicht gab. Selbst Rom (und das war militärtechnisch dem MA weit voraus) hatte nicht so einen Militärapparat.

> sind mir zu viele Füllworte. Wenn ich in die Conankündigung
> "Somerfest" schreibe und jemand erwartet daraufhin, Baden gehen
> zu können oder um eine Birke zu tanzen und statt dessen wird
> gegrillt und Geländespiele veranstaltet, dann ist es nicht
> automatisch ein schlechtes Con, oder?
Wenn da nicht steht "Sommercon, bade mit unseren Nixen, kuschele mit den Bäumen und Nymphen" ist Grillen + Geländespiele auch ok. Es geht um einen subjektiven Eindruck von gut und der ist nicht ganz fix.
Nach Ausstattung, SL Engagement, Lokation, Plot etc. kann z.B. ein düsterer Schlachtencon ganz toll sein, wenn ich aber bei der Einladung einen Sommercon mit Grillen und Löwenzahnhugging erwarte, ist er nach der Erwartungshaltung erstmal schlecht. Wenn ich meine Erwartungshaltung anpasse kann der Schlachtencon wieder gut werden.


> Wo unterscheidest Du da zwischen Rolle und Spieler? Reicht es
> aus, daß Du den Eindruck hast oder gibt es da Kriterien?
Du, ich betreibe da keine Wissenschaft. Vielleicht tue ich manchem guten Schauspieler unrecht, aber ich denke man merkt recht schnell (gerade bei 1 Spieler -> n Charaktere) ob es der Spieler ist der sich immer (negativ!) in den Mittelpunkt drängt, oder ob es ein Charakter ist. Oftmals paart sich das mit dem beliebten Artefaktehäufen, Unkaputtbarkeit etc.
Vielleicht nicht akkurat, aber Larp war für mich ein Spiel bei dem ich keine wissenschaftlichen oder anderen ausgefeilten Methoden anlege sondern meinem Gefühl vertraue.

Ich weiss zumindest für mich selber das ich ein so mieser Schauspieler bin, dass meine Charaktere (die ich länger als ne Stunde oder so spiele) immer einen großen Teil von mir haben. Ich gehe mal davon aus das es zumindesten einigen anderen Larpern genauso geht.