"Ah du beschwerst die über die "Verunglimpfung" der "Kunst". Also ich habe ja schon viel gehört, aber irgendwie klingt das sehr arrogant bis elitär so in dieser Formulierung"

Ja und? Als wenn hier jeder auf seine Formulierungen achten würde...


zum Gewandungsgotcha:

Erst einmal möchte ich sagen, das man als Rollenspieler selbst aus Mau-Mau einen wirklich kreativen Akt machen kann. Ich habe keine Vorurteile gegenüber Gotcha, nur gegenüber der Häufung extrem militanter Menschen in dieser Szene aber das gehört nicht hierhin.

Folgender Fall ist frei erfunden. Er dient ausschließlich zu Verdeutlichung meiner Ansichten und soll niemanden absichtlich, oder unabsichtlich beleidigen. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Persönlichkeiten wäre rein zufällig und von mir nicht beabsichtigt:


Na ja, stimmt nicht ganz, es ist ein Konglomerat aus mehreren LARPern, die mir allein innerhalb der letzten 12 Monate über den Weg gelaufen sind

Der Charakter: Ein ganz normaler Jugendlicher.

Ein junger Mensch hat Freunde in einer Laienschauspielgruppe.
Diese Freunde haben in seiner Clique ein hohes Ansehen.
Der junge Mensch macht Kampfsport und seine Lieblingsfilme sind: Braveheart, Herr der Ringe, Terminator 2 und Fight Club

Der junge Mensch ist ein 18jähriger Junge mit mittlerer Bildung, lernt ein angesehenes Handwerk, beispielsweise Bäcker und sein Verhalten auf Feten ist es, der erste zu sein, der blau ist und dann damit anzugeben, daß er noch stehen kann. Sein Verhalten Frauen gegenüber ist ungezogen, anzüglich, aber allgemein schüchtern, wenn es ernst wird, deshalb hat er keine Freundin, was ihn ein wenig unglücklich macht. Dagegen schaut er dann beim Saufen mehr Filme und nimmt gelegentlich bewusstseinsverändernde Kräuter...

Die Situation: Seine Freunde haben plötzlich ein neues Hobby. LARP.

Sie reden verschwörerische Dinge und benutzen neue, coole Begriffe. Außerdem haben sie für ihn plötzlich weniger Zeit. Also will er mal mitmachen. Er leiht sich einen Kilt und zieht ein Hemd an, das er für tauglich hält, weil es aus grobem Stoff ist und nicht modern aussieht. Dazu leiht er sich dann noch eine Axt und fährt mit seinen Freunden auf das Con.

Sein Verhalten auf dem ersten Con:
Nach der SL Ansprache sieht er seine Freunde an und sagt: jetzt erst mal in die Taverne, saufen - und stiefelt voran. ... naja sagen wir er turnschuht voran, denn an passende Fußbekleidung hat er natürlich nicht gedacht.

In der Taverne bestellt er dann "diesen komischen Mittelalterwein" und wird angespielt.

Auf die Frage nach seinem Namen antwortet er: "äääääh. weiß nicht.... öhm Konnar Mäck Laut vom Klahn der Mäck Lauts." Auf die Frage nach seiner Herkunft antwortet er: Na aus Schottland, das sieht man doch und ich verhalt' mich doch auch schottisch... außerdem rieche ich im Spiel nach Schaf"

Plötzlich der erste Angriff. Jemand schreit Hilfe und "Konnar" fragt sein Gegenüber: "geht jetzt der Kampf los ?". Von der anderen Seite kommt dann leise, mit automatisiertem OT-Zeichen: "Dein erstes Con, oder?", woraufhin er dann beginnt zu erzählen, das er ja schon seit drei Monaten Tischrollenspiel spielt und mit seinen Freunden selber LARP organisiert. (Er meint damit die IT-Treffen im Gartenhaus des Aventurien-Spielleiters.)
Der Anspielpartner geht mit ihm raus und erklärt ihm dabei kurz den Zusammenhang zwischen Alkohold und Kämpfen, bevor der junge Mensch plötzlich schreiend, mit erhobener Axt in die Reihen läuft und in affenartiger Geschwindigkeit links und Rechts auf alles einhaut, was sich bewegt.

Der Kampf ist dann irgendwann vorbei und "Konnar" geht zu seinen Freunden (darunter ein Monster-NSC), nimmt sie in die Arme und sagt: " das hat Spaß gemacht, jetzt müssen wir erstmal was trinken". Die Freunde nehmen sich des jungen Menschen an und erklären ihm noch mal die Dinge, die sie ihm vorher schon über das Verhalten auf dem Con gesagt haben: Beispielsweise "...bleibe im Charakter...". Woraufhin er sagt, daß er das doch täte und das sein Schotte halt so drauf ist und ob des Hinweises, das er den Orkschamanen des Überfalltrupps nicht nach dem Kampf knuddeln sollte, entgegnet der junge Spieler mit einer Diskussion über Freundschaft und das das ganze doch eine Gemeinschaftsaktion werden sollte und so...

Das Con verläuft entsprechend weiter und zu Hause erklärt man ihm das Ganze noch mal und wieder und wieder und wieder...

Beim nächsten Con hat er dann auch einen echten Charakterbogen und sich dunkle Halbschuhe gekauft (die kann er dann auch in der Berufschule anziehen...)

Die Axt ist beim Training gebrochen, das hat er mit Isoband geflickt, also gibt er sie nicht in den Waffencheck. Stattdessen holt er sie erst beim Kampf raus und achtet darauf, sie immer unter dem Schlafsack zu lagern, damit sie kein SL sieht. Seine Motivation des Con ist und bleibt in den nächsten Jahren das Kämpfen und sein Charakter hat auf jedem Con andere Werte, je nachdem, was er glaubt diesmal zu brauchen.

Die Hälfte der Conzeit ist er Outtime, die andere Hälfte verbringt er mit Saufen, Kämpfen und Schlafen - er steht erst nachmittags auf, den vorher ist ja sowie so nichts los, das ganze Rätselraten und Dinge finden, dafür ist er ja nicht da.

Wenn seine Gruppe aber ein Artefakt hat, oder es um eine besondere Waffe geht, dann ist er dabei und geht mit der Gruppe durch die Gegend, auf der Suche, den Plot zu lösen. Während seine Freunde das Orakel befragen, die Schrift des Zauberers zu entziffern versuchen usw., beschränken sich seine Aktionen auf herum stehen, Rülpsen ( das ist ja schottisch...) und Kommentare wie: "habt ihr das Kleid von der Magirin gesehen, da konnte man ja fast die Titten sehen. Ich such mir hier jetzt auch ne Freundin und dann schenk ich der so'n Mieder" oder "die hätten uns ruhig ein paar Orks oder so entgegen schicken können, dann hätte ich noch ein wenig kämpfen können" oder im Dungeon: " Guckmal, die Zeltbahn ins nur lose zusammengeknüpft, da können wir doch auch durch gehen" bzw. "guck mal so ne Lichtanlage haben die in der Rollenspielkneipe auch..."

Ein paar Jahre später spricht ihn dann jemand darauf an, dem er dann im Brustton der Überzeugung erzählt, das er ja schon ganz lange spielt und deshalb wohl weiß, was richtig ist und was nicht.


Was meint ihr?
Wie steht ihr zu solchen Leuten?

und erzählt mir bitte nicht, diese Beispiele redeten von einer verschwindend geringen Minderheit. Öffentlichen Medien zufolge gibt es (je nach Quelle) zwischen 50.000 und 80.000 LARPer in Deutschland. Das ist meiner laienhaften (bin kein Berufsstatistiker) Meinung nach ein repräsentativer Schnitt. Da mlmn (meiner laienhaften Meinung nach) mindestens 50% aller Jungen zwischen 16 und 20 so drauf sind, was mlmn etwa 80% der Newbies entspricht, sind es mindestens 40% der Newbies. Setzen wir auf einen 100 Leute Con 5 Newbies, sind das 5%

Rechnung: mindestens 1000 Newbies sind so drauf (s.o.). Wenn man pro LARPer ein con im Jahr rechnet sind das jedes Jahr 1000 dieser Leute, die sich auf LARPs befinden.
Vorausgesetzt, bim zweiten Mal wäre es anders. Beim einen ändert sich das schneller, beim anderen langsamer, bei manchen leider nie.

Unterstellen wir, das sich dieses Verhalten nach 5 Jahren vollständig geändert hat, sind das konstant mindestens 5000 Leute und diese Lobby halte ich für groß genug, eigene Cons mit eigenen Bezeichnungen zu veranstalten und die anderen, meist guten Spieler, nicht in ihrer Konzentration zu stören, denn weder ein Robert Waldhans (den ich hier nur deshalb erwähne, das ich ihn entgegen seiner bescheidenen Selbsteinschätzung für einen guten LARPer halte) noch ein Sean Connery können gut spielen, wenn am laufenden Band das Handy klingelt oder sich am laufenden Band Leute über alles möglichen anderen Dinge unterhalten.

Das Geflecht des Intime, das den Zauber hervorruft, besteht aus dünnen filigranen Fäden, für die es Bedingungen gibt unter denen sie leuchten und welche unter denen sie zusammenbrechen.

Den meisten sind diese Bedingungen bekannt, aber wenn das Intime wirklich heilig ist, ist dann Platz für Toleranz in diesen Gebieten wirklich angebracht?

Liebes Forum,

ich möchte niemanden als schlechten Menschen ansehen, ich bin ein großer Freund des Friedens (auch wenn's nicht immer so rüberkommt) aber erinnert Euch bitte einmal an alles was Ihr vom Verhalten eines guten Priesters erwartet (egal ob in oder out). Wenn ich neben einem Inquisitor der Loknari sitze erwarte ich nicht, dass er mir als Schwarzmagier gegenüber tolerant ist. Ich erwarte von ihm, das er nicht mag was ich tue!

Ich kann verstehen, das ein Gewichtheber Schach oder Skat nicht als Sport ansieht - auch ohne dessen Meinung zwingend teilen zu müssen.

Kann ich dann nicht auch von LARPern erwarten, das sie alle Verstöße gegen gutes Spiel wehement angreift, weil man einfach diesen Dingen gegenüber intolerant sein darf?

Wer sagt denn, das Toleranz der Schlüssel zum Glück ist?


Wir wollen alle glücklich sein, wir wollen alle ein gutes Spiel. Aber seht Euch um, auf den Cons, in den Foren in den Tavernen oder Chats - überall wird gemeckert und das pisst mich an.

Ist es denn wirklich so wie in "Jay & Silent Bob schlagen zurück"?

-- Das Internet ist eine Plattform von Totalversagern, die sich mit anderen Totalversagern treffen, um sich gegenseitig zu beschimpfen und einen Haufen scheiße von sich zu geben ---


Ich hoffe nicht!

Es ist möglich, zu sagen: diese ist gut, jenes ist schlecht und wenn wir uns einig sind und alle daran halten, dann können wir das den Newbies auch beibringen und irgendwann können wir uns in Foren in Lobhudeleien und echten Anregungen für das Spiel ergehen.

LARP-Foren können die moderne Form der Künstlerkommunen sein, oder das Treffen anonymer Sozialversager, denn ich kenne leider eine Menge Leute, die ab und zu an Foren teilnehmen um Mist zu verzapfen, den sie im privaten Gespräch niemals zugeben würden.


Ihr habt es in der Hand, zieht die Notbremse und macht es endlich richtig!

Alles Liebe
(und das ist nicht nur eine Floskel)

dan