> Das Thema ist, meines Wissens nach, bisher nur am Rande immer
> mal wieder aufgeblitzt, war jedoch noch nie Hauptbestandteil
> einer Diskussion. Ich halte es jedoch für sehr wichtig.

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, mir ist aber so, als hätte Section31 mal was zu Immersion in Frage/ zur Diskussion gestellt.

> 1. Wie weit taucht Ihr in die Spielwelt ein?

Hm, schwer zu sagen. Für mich selber trifft Terandirs Kinofilmvergleich vielleicht auch ganz gut zu, mein Schauspiel ist darauf ausgelegt, daß meine Mitspieler das Gefühl haben, daß der Charakter "echt" ist.

> 2. Was hilft Euch dabei? Habt Ihr gute Tipps?

Ich bin 24h-IT Extremist, damit es für mich während eines Cons keine Brüche gibt (mir ist aber egal ob meine Mitspieler außerhalb meines Wahrnehmungsbereiches den kompletten Con OT sind, solange sie innerhalb meines Wahrnehmungsbereiches IT sind). Ich versuche für das Spiel mein Charakter zu "sein", wobei das "sein" der IT-Welt nicht das gleiche "sein" der OT-Welt ist, sondern durch die OT-Welt definiert wird (z.B. hinsichtlich von Sicherheitsaspekten).
Ich nehme mir meistens zu Conbeginn etwa 10 Minuten Zeit, in denen ich mich alleine irgendwo hin zurückziehe, mir meinen Charakter mit seinen Facetten ins Gedächtnis rufe und mir mit den gegebenen Informationen zum Con und den Mitspielercharakteren die IT-Welt virtuell in meinem Kopf aufbaue. Damit ist es ein aktiver, bewußter und kein schleichender Übergang von OT zu IT.
Zudem hilft es möglichst viele Aspekte des jeweiligen Charakters möglichst detailliert zu kennen bzw. zumindest ein Gefühl dafür zu haben. Ich brauche für gewöhnlich nicht nachdenken, wie mein Charakter in einer bestimmten Situation reagiert, ich spüre es eher.
Ein ganz besonderer Teil dieser Aspekte meiner Charaktere liegt in ihrer Sprache. Ich mache mir schon bei meiner Charaktererschaffung relativ klare Gedanken darüber, wie mein Charakter spricht, das kann zum einen die Sprache als solche betreffen (für einen meiner Charaktere habe ich eine Kunstsprache entwickelt, die ich komplett durchgehend benutze), grammatische Strukturen (bei einem "außermittelländischen" Charakter), sowie Wahl des Vokabulars/Registers, Sprechgeschwindigkeit, Sprech-/Satzmelodie, durchschnittliche Lautstärke, dialektale Färbung etc. da Sprache einen starken Anteil an der Persönlichkeit eines Menschen hat und für den Hörer unbewußt ziemlich viele Informationen überträgt.
Insgesamt versuche ich ein Gespür für den gesamten Habitus zu bekommen, den der Charakter eines Charakters nach sich zieht. Wie wirken sich Charaktereigenschaften auf die Körperhaltung aus etc.

> 3. Spielt Ihr auch, wenn Ihr allein seid?

Ja.

> 4. Habt Ihr Euch schon mal im Spiel verloren?

Nein. Es hat bisher noch keine Situation gegeben, in der ich nicht innerhalb von einer Sekunde hätte OT gehen können, wenn die Situation es verlangt hätte, ich gehe allerdings nur OT, wenn es wirklich wichtig ist (z.B. OT-Unfall)

> 5. Wie schwer fällt Euch die Trennung von Spiel und
> Wirklichkeit?

Prinzipiell überhaupt nicht schwer.

> Ich behaupte, dass das Spielerlebnis und damit die
> Zufriedenheit um so mehr ansteigt, je tiefer (intensiver) ich
> mich in die Phantasiewelt hineinbegebe. Doch wo könnte Eurer
> Meinung nach die Grenze bestehen und wo zieht Ihr Eure eigene?
> Ich möchte der Einfachheit halber den LARP-Kampf ausklammern.
> Mir ist klar, dass ein zu tiefes gedankliches und emotionales
> Eintauchen in die Spielsituation an dieser Stelle auf jeden
> Fall nicht sicherheitsfördernd ist.

Hier greift das, was ich oben schon beschrieben habe. Ich nehme die Spielwelt nicht als abgeänderten Klon der realen Welt, sondern bin mir bewußt, daß die IT-Welt OT festgelegt ist. Innerhalb dieser Festlegung versuche ich aber komplett in die Spielwelt einzudringen.


Voiceless der Niedliche



Je n'ai jamais fait partie d'une secte...
Je n'ai jamais voulu tuer mon prof...
Je n'ai jamais tenté de me suicider...

Et pourtant...

Je fais des Jeux de Rôles!!!