Hallo zusammen,

> 1. Wie weit taucht Ihr in die Spielwelt ein?

Schwer zu sagen. Ich nehme an, die Frage ist absichtlich so offen gestellt...
Phasenweise bin ich sehr im Spiel und damit wohl in der Spielwelt. Für mich ist es wie beim Improtheater - es fällt mir nicht schwer mich in eine Situation "fallenzulassen" und sehr weit drin zu sein. Das auftauchen fällt mir, falls es notwendig ist ebenso leicht.

> 2. Was hilft Euch dabei? Habt Ihr gute Tipps?

Mich stören Outtimeansagen und Telling.

Du wolltest aber praktische Tipps:
Musik hilft - haben andere schon geschrieben. Ich habe für meinen neuen Charakter einen Themensong gefunden, wenn ich den zu Hause höre versetzt mich dass schon in Spielstimmung. Könnte ihn vor dem Spiel hören oder im Spiel in meinem Kopf wiederholen oder vor mich hinsummen. Muss ich mal ausprobieren.

Ich habe eine Art "Ankersatz" den ich fest mit dem Charakter assoziere. Eine Art Lebensmotto und Zusammenfassung des Charakters. Funktioniert für mich ähnlich wie Musik um das "Spielgefühl" herzustellen.

Körperliche Eigenheiten oder Sprachmanerismen. Die Art wie ich gehe und stehe, Atme und spreche. Sicher nicht jedermanns Sache und erfordert ein gewisses Rollenstudium. Da ich meinen Charakter bequem ein Wochenende spielen möchte nehme ich nichts aufwendiges. Vielleicht ein paar feste Gesten, eine Art wie ich nachdenklich dasitze. Etwas das ich mit der Rolle verbinde.

Requisiten. Für einzelne Ausrüstungsgegenstände habe ich eine Geschichte und damit haben sie eine Bedeutung für den Charakter.
Ein Beispiel (nicht von meinem Charakter, sondern frei erfundene):

Das ist nicht irgendeine Schreibfeder, sondern die Schreibfeder mit der ich den Vertrag unterschreiben musste, der mich für immer von meiner Geliebten und meinem Kind trennen soll. Wenn ich erst einmal Ritter bin, dann kann mich auch ihr reicher Vater und seine Gedungenen Schläger nicht mehr daran hindern zurückzukehren...

Wenn ein Gegendstand eine persönliche Geschichte trägt, dann kann ich ihn in die Hand nehmen und mich an seine Bedeutung erinnern. Wenn ich die Schreibfeder nachdenklich in der Hand drehe, dann hat das für meine Rolle eine Bedeutung und hält mich im Spiel.

Eigenen Plot mitbringen und Konfliktreiche Figurenkonstellationen mit den Spielern haben, mit denen ich auf das Con Fahre. So können wir den ewigen Streit ein weiteres mal führen und definieren Gegenseitig unsere Charaktere. (Natürlich ist ein solcher Streit im gegenseitigen einvernehmen - Nachbesprechung erwünscht).

Plots in denen ich emotional involviert bin spielen.

Ich mag Gespräche von einem Charakter zum anderen - direkte Interaktion, wie könnte ich da nicht in meiner Rolle sein?

> 3. Spielt Ihr auch, wenn Ihr allein seid?

Ja. Nicht immer, aber häufig.

> 4. Habt Ihr Euch schon mal im Spiel verloren?

Jein. Nicht mehr als beim Theaterspielen, Brettspielen, Musizieren, Tanzen, intensiven Gesprächen, Capoeira...
Das Spiel ist eine Aktivität die ich wähle um (phasenweise) ganz darin aufzugehen. Sich darin verlieren hat für mich einen negativen Beigeschmack.

> 5. Wie schwer fällt Euch die Trennung von Spiel und Wirklichkeit?

Überhaupt nicht schwer.

> Ich behaupte, dass das Spielerlebnis und damit die
> Zufriedenheit um so mehr ansteigt, je tiefer (intensiver) ich mich in die Phantasiewelt hineinbegebe.

Intensives Erleben? Ja bitte.
Direkte Interaktion mit Spielern die "das gleiche Spiel spielen".

>Doch wo könnte Eurer
> Meinung nach die Grenze bestehen und wo zieht Ihr Eure eigene?

Dort wo ich anderen mit meinem Spiel auf die Füße trete.
Dort wo ich wegen meiner Rolle jegliche Sozialkompetenz über Bord werfe. (Stichwort konsequentes Verhalten)
Dort wo ich eine Rolle Spiele die durch ihre destruktive Ausrichtung das Spiel anderer massiv stört.
Dort wo Charaktere über Spieler gestellt werden.
Dort wo zu verbissen gespielt wird.

Es sind für mich immer die Spieler die ihre Rolle wählen und für die Handlungen der Rolle verantwortlich sind. "Mein Charakter ist aber so" lasse ich nur begrenzt gelten.

Gruß,
Helge