MoinMoin

////Warum aber haben so viele Spieler solche Vorurteile gegen Tiermenschen/Monster /Feen/Kobolde/ect. ? Diese wurden doch erst durch die Kirche zu bösen, dem Teufel zuarbeitende Wesen. ///

//nene, wer eine Oma hat (IT), dar hat bestimmt schon mal vom WerWieWoWas-Wolf gehört, ... oder von Vampiren.. aber ganz bestimmt vom bösen schwarzen Mann (mit weißen Haaren) ! - Die Kirche hat da wenig mit zu tun (ausser in Real... oder in Oschenheim *g*)//

Da ich einmal annehme, dass jedes Menschenkind der Moderne sich zumindest im Grundansatz an den etablierteren Dingen orientiert die man mit der Vergangenheit in Verbindung bringt bist letzten Endes auch Du ein Kind der kulturellen Entwicklungsgeschichte. Die Idee der "IT-Oma", die von den boesen, boesen Werwoelfen im Wald - den blutruenstigen Vampiren - den garstigen Hexen - und den brutalen Orks und den hinterlistigen Drow erzaehlt - setzt eine gewisse Kultur voraus. Eine Kultur in welcher eben genau diese in unserer Historie gelinde gesagt negativ im allgemeinen Volksglauben vorbelasteten Aspekte (so sie denn vorkommen) auftreten setzt allgemein bekannte Erfahrungswerte oder aber zumindest einen Grund fuer ein "gesundes Misstrauen" voraus. Beispiel: vor knapp 1.000 Jahren galt die "Wandlung in einen Wolf" oder auch der Wolf selbst im deutschsprachigen Raum nicht allgemeingueltig als etwas, was "boese" ist. Erst als man mit den alten Glaubensaspekten von teilweise germanischer Herkunft "aufraeumen" wollte und erst spaeter wandelte sich das Bild des Wolfes erst durch kirchliche und spaeter dann allgemein vertretene Ansichten.
Vergleiche dazu auch. Somit waere es ein wenig vermessen zu sagen, dass unser heutiges Bild ueber eine mittelalterliche Gesellschaft - und nicht zuletzt auch eine darauf aufbauende Fantasy-Gesellschaft - nur aus Furcht und Schauermaerchen besteht.


///Vorher waren sie eher gute/neutrale/böse/manipulierbare Naturgeister deren Gegenwart nicht zu fürchten war.... ////

//S ist deine Ansicht, ich habe über Naturgeister eine andere (wusstest du, dass die Farbe "blau" in alter Zeit deshalb für Jungen gewählt wurde, weil sie vor Geistern schützt ? - Tja, Pech Mädels, "rosa" macht das nicht *g*)//

Wie kam es dann zu der Maer von den hilfreichen Kobolden die ueber Nacht all die Arbeiten erledigten aber in der Geschichte eher vermitteln sollten dass sich eigene Arbeit und Muehe auszahlt, nicht aber sich darauf zu verlassen dass sie von anderen ("Uernatuerlichen") getan wird? Wie kommt es zu einigen Jahrtausenden mit einer reichhaltigen Welt von gutartigen und wohlmeinenden aber auch boshaften und mit den Menschen Schindluder treibenden aber auch eher indifferenten Naturgeistern und Manifestationen von Tiergeistern - die erst mit dem Aufkommen eines anderen Glaubensbildes verdraengt und im wahrsten Sinne des Wortes "verteufelt" werden?
Ganz wie Du sagtest: es ist in der Tat Deine subjektive Ansicht aber sie ist damit noch nicht zwangslaeufig zwingend fuer den Rest der Welt. Sicherlich: der "Aberglaube" hat eine reich bebilderte Geschichte, nicht umsonst nagelte man Hufeisen ueber die Haustuer weil man glaubte dass das reine Eisen die Feen (die sowohl boshaft wie auch verspielt gesehen wurden) abhaelt - wie auch das Salz auf der Tuerschwelle oder das Zeichen "wider den Boesen Blick".


////warum also behaupten so viele Spieler das ihre Charakter - Angst begründet ist ? Ich würde dann eher froh sein wenn die Leute einen Heidenrespekt oder eben auch Furcht haben... aber nicht gleich auf das "böse" einschlagen.////

//Da bist du aber nahe daran, dir in zwei hintereinanderfolgenden Sätzen zu widersprechen... Zumindest ist es so, dass ich eine Angst für begründet halte, wenn ich mich fürchetn soll (oder Heidenrespekt haben soll).
Und wenn ich in der Überzahl und mit vielen gardisten in der Nähe dort bin, wo das Objekt meiner Furcht ist, dann kann (kann, - nicht muss) es dazu kommen, dass ich agressiv werde.
(Angreifen oder Flieh-Impuls).
So etwas halte ich für natürlich.
Ein unbekanntes Wesen ist mit extremen misstrauen zu begegnen, wenn es Zeichen von Zivilisation/ Intelligenz zeigt (z.B. Rüstung, Kleidung, Gegenstände benutzt), dann kann man vielleicht damit reden... aber wachsam bleibe ich noch lange Zeit.

Was möchtest du also?
Die Leute sollen Heidenrespekt haben, oder gar Furcht, aber ihre IT-Angst soll nicht begründet sein ?//

Der Mensch, getrieben von animalischen Instinkten, "Flucht oder Kampf"? - letztlich stimme ich Dir zu: dem Unbekannten (generell und ohne die Einschraenkung auf Wesen) mit Misstrauen zu begegnen bis man es ergruendet und (zumindest fuer sich selbst mit seinem Weltbild) erklaert hat ist vernuenftig. Das Misstrauen sogar noch anwachsen zu lassen wenn es sich um eine moegliche Bedrohung handelt ist definitiv auch nachvollziehbar - je offensichtlicher die Bedrohung, desto hoeher das einleitende Misstrauen und nicht zuletzt gar die Optionen "Flucht - oder Kampf" - wenn man vor augenscheinlicher Feindseeligkeit steht.

Aber ich halte es fuer zu einfach und zu simpel, es auf blosse Feindbilder und Schwarz-/Weissmalereien zu beschraenken. Sicherlich kann man argumentieren dass "nur so ein Krieger ueberlebt - erst schlagen, dann fragen!! Wer erst denken will - ist schon tot!!!". Aber wenn das augenscheinliche "Monster" Zeichen von Kultur traegt wie die von Dir erwaehnte Kleidung oder anderlei eindeutig hergestellte oder bearbeitete oder geformte Gueter - und zudem anscheinend in lauschiger geselliger Runde mit anderen sitzt - dann sind erste Zweifel moeglicherweise begruendet. Dann kann man sicherlich fortfahren, das Misstrauen auch weiterhin als absolute Grundlage der "Beziehungen" zu diesem fremden Wesen beizubehalten, es wachsam auf Anzeichen von Verrat zu beobachten um sich dann nachher vor jene vertrauensseeligen Daemlacke stellen zu koennen die "Es" zuvor so gastfreundlich aufgenommen haben und ihnen kundzutun "man habe es ja gleich gesagt"!
Das halte ich wie gesagt fuer "normal".
Aber es bestaendig damit zu begruenden, dass es ja nur allzu normal sei wenn man einzig und allein die Schauergeschichten kennt - halte ich fuer falsch. Jeder Charakter hat einen kulturellen Hintergrund mit allgemeinen in seiner Gesellschaft vertretenen Ansichten - und den individuelleren, die ihm durch seine eigene Familie oder Bekanntschaften oder Erlebnisse im naeheren Umfeld untergekommen sind. So kann ich mir durchaus einen Charakter vorstellen, der in seinem Dorf erleben musste wie dieses durch eine Orkraeuberbande ueberfallen worden ist und wie bei diesem Ueberfall viele starben. Ich kann mir weiterhin vorstellen wie diesem Charakter beim Kirchgang/Tempelbesuch erzaehlt wurde dass man den alten Erbfeind - die "Elben" - mit ihren heidnischen Ansichten nur verdammen kann. Ich kann mir zudem vorstellen wie diesem Charakter von der IT-Oma die Geschichte von dem freundlichen FlussNix erzaehlt wird, welcher damals dem Urgrossvater half als dieser in den Fluss gefallen war - und von dem Maerchen wo Feengeister die Menschen in ihr Traumreich unter dem Huegel mitnahmen in welchem sie wie in einem Paradies lebten und nicht alterten - aber als sie zurueckkehrten waren Jahrzehnte vergangen und alle die sie einst gekannt hatten bereits tot oder uralt.

Mit solchen Geschichten funktioniert es in beiden Richtungen. Und man sollte sich bei der Inspiration der Ansichten des eigenen Charakters nicht stets von unserer historischen Vergangenheit leiten lassen die nachweislich erst mit einer staerker funktionierenden Geschichtsschreibung im Mittelalter fuer uns deutlicher und erklaerbarer scheint.



Die Geschichte lernt nie aus sich selbst heraus - doch vermag sie Jene zu lehren, die auch dazu bereit sind, ihr zu lauschen.