Das allgemeine Forum. Hier können OOC und IC Dinge besprochen werden. Bitte bleibt bei LARP Themen ;)
Class-based, point-based und EP
geschrieben von:
Tierlieb
Datum: 2003-03-11 15:49
Jörg Weber schrieb:
> Das mag primitiv erscheinen, bringt aber deutlich mehr
> Übersicht über die Anwendbarkeit eines Systemes - Ein System
> mag Mathematisch vollkommen genial sein - seine Mechaniken
> können trotzdem idiotisch sein.
>
Und das ist ein wichtiger Teil des Themas Spielmechanik: Wie kriege ich ein Spiel bedienbar? Also: Jo. Stimmen wir überein.
> Erfahrungspunkte sind eine der dümmeren Ideen im LARP. [...]
>
Jo. Wie ich schrieb.
[...Skillcap...]
> Auf dem Weg zum Skillcap werden sich die Charaktere der
> einzelnen Unterscheidungsgruppen immer ähnlicher. Das heisst
> Magier werden einander immer ähnlicher und Nicht-Magier werden
> einander immer ähnlicher - zumindest was die
> In-time-Fähigkeiten angeht.
>
Jo. Wie ich schrieb.
>Klar, man kann noch Punkte in diese und jene
> Fähigkeit werfen, aber was ist schon der reale Unterschied
> zwischen Pflanzenkunde 998 und Pflanzenkunde 1002?
>
Hat zwar nicht mit dem Thema zu tun, aber: Stein- Schere-Papier-System z.B. erlaubt da den Unterschied. Wie ich schon schrieb.
Für Mathematiker und AC-Spieler: Gauss'sche Glockenkurve.
> Und so gibt es eine Menge
> Leute, die enorme Mengen an Punkten einchecken. Eigentlich ein
> Grund diese Punkte abzuschaffen (oder den damit verbundenen
> Aufstieg) aber das steht auf einem anderen Blatt.
>
Wobei ich mich immer noch frage, warum auf einem anderen Blatt? Schließlich ist das offenbar das wirklich Problem, aber an den heiligen EP will dennoch niemand rütteln?
>Und wie nachprüfbar
> diese Punkte sind, ist glaube ich nicht näher nennenswert.
>
Mein Reden seit ewigen Zeiten.
> Dieser Erfahrung entsprechend kann ich nur sagen, dass es eine
> gute Idee ist, Archetypen anzulegen, die aus bestimmten Gründen
> nicht im Portfolio anderer Archetypen wildern dürfen.
>
Ja. Das hatte ich schon verstanden. Wenn Du Dich erinnerst, habe ich das mal als vermutetes Argument deinerseits zusammengefaßt und dreist geschrieben: Das EP-Problem hat nichts mit dem Character-Building zu tun, sondern mit der Gamebalance.
EP bringt Charaktervergleichbarkeit aus dem Gleichgewicht.
Aus diesem Satz schließen wir: EP sind das Problem.
>Und um
> eine möglichs diverse Welt zu bekommen, sollten es weder zu
> viele noch zu wenige Archetypen sein und es sollten Archetypen
> sein, die einen gewissen gemeinsamen Nenner erreichen. Für Dich
> ist das Nicht-Magier/Magier und für mich nicht.
>
Nein. Für mich gibt es eine nicht abzählbare Menge an Archetypen. Deswegen werde ich erst gar nicht Anfangen, welche zu schaffen sondern nur (Meta!) Regeln für die Schaffung solcher Archetypen bieten.
>Aus dem einfachen "Kämpfer" lässt sich
> alles konstruieren - vom einfachen Barbar bis zum hohen
> Reichsritter.
>
Kein Widerspruch. Eine sehr eingeschränkte Sichtweise, denn wenn der Barbar im Bereich des Reichritters wildert (nehmen wir eine angenommene Etiquette-Fertigkeit), ist das ja offenbar okay, aber wenn der Barbar vom Waldläufer jetzt irgendeine Wildnis-Fertigkeit...
Durch redundantes Anlegen von Fertigkeiten könnte man zwar Problem 2 lösen, aber Problem 1 nicht...
> Man muss nicht für jede Eventualität versuchen,
> vorher eine Passform zu finden.
>
Das sage ich doch einfach: Eben. Warum tust Du das dann, wenn Du Archetypen vorgibst?
> Also: Ich denke man sollte ein System nicht auf Teufel und komm
> raus versuchen mathematisch zu erfassen - man sollte es zuerst
> an Spielrealitäten orientieren.
>
So in etwa wie "jeder Spieler will was anderes spielen."?
>Eine dieser Realitäten ist für
> mich, dass die klassischen Archetypen
> "Kämpfer/Waldläufer/Dieb/Priester/Magier" fast jedem Spieler
> bekannt sind und von jedem Spieler eingeordnet werden können.
>
Klar. Aber es kann sich nicht jeder Spieler darin einordnen.
> und ähnliches vorkommen, halte ich für sehr FASA... (Und FASA
> hat mit seinem Shadowrun zwar ein Meisterwerk der Mathematik
> erschaffen, aber spieltechnisch halte ich das System für zu
> beschränkt.)
>
Großartiges System. Läßt sich alles damit abbilden, tausende Gruppen spielen es offenbar, es wurde genügend häufig in andere Welten portiert, es ist skalierbar von schnell bis komplex, funktioniert für hohe und niedrige Powerlevel und für realistic und cinematic gaming, etc..
Aber das tut nichts zur Sache. Nur vielleicht in so weit wie ich vermuten würde: "Spieltechnisch beschränkt" heißt für Dich, daß es Deine Vorlieben nicht abbildet? Dann bitte zwei Absätze zurück...
Aber ich fasse jetzt Deinen Standpunkt mal so zusammen, wie ich es verstanden habe:
1. Man muß Spieler beschränken, damit nicht jeder alles kann.
1.a. Wenn jeder alles kann, gibt es nämlich keine Interaktion.
2. Also brauchen wir Beschränkungen und zwar möglichst welche, die die Spieler einsehen.
3. Weil es immer Dummköpfe gibt, sollte diese Beschränkung nicht auf sozialer Ebene (DKWDDK) liegen sondern auf regeltechnischer.
Soweit liegen wir nicht da auseinander.
Wo wir divergieren ist bei der Frage, wie man jetzt eine einsichtige Beschränkung vornimmt.
Du nimmst irgendwelche Archetypen. Willkürlich und nicht vollständig, würde ich jetzt sagen, denn natürlich bilden diese Archetypen nicht alles ab (während X und nicht-X das tun).
Du behauptest, damit kommen die Spieler klar. Ich sage dazu: Nö. Da hat es nämlich für Paladin und Fightermage keinen Platz (gehören nämlich in die von Dir getrennten Klassen Krieger und Magier bzw. Krieger und Kleriker)und die spielt man halt gerne.
Jetzt könntest Du argumentieren, daß Du nur die Spieler nimmst, die mit Deiner Sichtweise kompatibel sind -- dann aber bleibt die Frage, warum nicht gleich auf die soziale Regelschiene wechseln und DKWDDK?
Ich dagegen sage: Nehmt ein Punktesystem, da kann sich jeder abbilden. Sorgt dafür, daß die Leute nicht alles können, indem ihr das blöde EP-System wegwerft. Und wenn Ihr es nicht wegwerfen wollt, weil wahrscheinlich Erfahrungsgewinn so toll darstellbar ist ("Ich fühle mich jetzt stärker!", "Ding!", "Grats!"), minimiert es wenigstens stark.
Denn da liegt das Problem: Kontinuierlicher Machtgewinn läßt sich nicht mit Machtgleichgewicht vereinbaren.
MfG, Tierlieb
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A single intelligent remark can destroy a man's entire career -- Ezra Pound