Also, mit dem gleichen Argument ("Wir hauen etwas auf den Putz, damit da auch was herausrieselt") könnte man auch die Formulierungen und das Timing des Wettbewerbs rechtfertigen. Dieses Schwert schneidet dann doch in beide Richtungen.

Persönlich wäre mir die "unspektakuläre" Variante lieber gewesen.

Zu der Werbungs-Timing-Sache noch vorneweg:
Ich denke ja einfach, dass das Timing an der erhöhten Monsterdichte um Halloween liegt, und sich daher für einen entsprechenden Videowettbewerb anbietet. Und der Wettbewerb wird ja auch von einem Maskenproduzenten für Monstermasken ausgerichtet. Dass das auch Werbung ist, ist klar. (Oder sollte klar sein?)

Dass sich dabei mit einem Larp-Video-Portal zusammengetan wird find ich jetzt nicht abwegig: Beide haben ein Interesse an Zombievideos. (Kurz gefasst: An Halloween und im Larp kommen die gleichen Zombies zum Einsatz.)

Das kann sich antun wer Zombies mag, und wer keine Zombies mag kann es sein lassen. Gleiches gilt für die Leute, die keinen Horror anschauen können oder sonstige Bedenken haben.

Der Punkt ist: Gibt es moralische/rechtliche Argumente gegen etwas, oder ist es eine Geschmacksfrage? Und hier denke ich (wie generell bei Halloween) ist es ziemlich klar letzteres. (Und über Geschmack kann man nicht streiten, daher wohl die persönlichen Antworten statt allgemeiner.)

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Meister Habakuk
Dein Punkt 2 - also die Nebenlinie, wie wohl die Traditionen verliefen: wir wissen ja, dass es die "Nachahmer" oder Come-back-Vertreter gibt, wie nennt Ihr es? Neu-Heidentum oder Paganismus? Also Leute, die mit viel Einsatz und Ernst sich an den Druidentagen Belthane, Mittsommer, Samhain und Mittwinter zusammenfinden und Rituale tun (wenn's passt, mitten in Stonehenge und unterstützt von echten Historikern). Als Ersatz für die staatlich anerkannten Religionen (?)
Ich kenne jedoch noch zwei Gattungen Leute:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass historisch an Kelten Interessierte oder Kelten-Larper einen besonderen Anstoss an Zombie-Videos nehmen.

Erste dürften ihr Hobby kaum mit am 31. September als Zombies verkleideten Personen in Verbindung bringen. Letztere richten zumindest hier sowohl "Zombie-Larps" als auch Kelten-Larps aus. (Und manchmal anscheinend auch beides gleichzeitig. ;) )

Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass eine der beiden Gruppen hier in dem Begriff "Tradition" denkt.

Blieben also wirklich nur die Paganisten, oder wie auch immer du sie nennen willst. Wikipedia führt sie unter dem Oberbegriff "Keltisches Neuheidentum", daher habe ich diesen Begriff gewählt.

Zitat von
Meister Habakuk
Dein Punkt 3 - aha. Doch auch wenn hundert Hierschreibende versichern, sie seien nicht verletzt durch solch spassbegründete Ausbrüche - es kann sonst noch ein Jemand oder eine Jemandin ([...]) sich in seiner persönlichsten religiösen Haltung angepöbelt fühlen. Deshalb ist das für mich nicht zu den Akten zu legen, sondern man muss zur Vorsicht mahnen oder gegebenenfalls ein Ansinnen energisch kappen - also im Bereich Larp! wo es von Orgas und Spielern ein Gespür dafür braucht, wo die Grenzen sind zwischen zb gespielter erfundener Religion mit teil-bekannten Versatzstücken oder einer bequemen Nachahmung (die wegen zu starker Anlehnung an praktizierte Religion vor den Kopf stossen kann, wie zb das Ceridentum). [oder sollen wir wiedermal Foltern und Vergewaltigen spielen?]

Ok, um es kurz zu machen:

3) a) Warum sollten im Larp besondere moralische Massstäbe gelten?

3) b) Die Leute können in ihren persönlichen Gefühlen getroffen sein wie sie wollen, das ist erstmal recht nebensächlich. (Utilitaristisch gesehen müßte deren Schaden in der Summe größer sein als der Gewinn für die Zombiefraktion. Meiner Abschätzung nach ist das nicht der Fall.) Blieben prinzipielle, vom konkreten Ausmass unabhängige, Überlegungen (egal ob jetzt moralischer oder rechtlicher Natur). Und da fiele mir nur ein, Zombies als psychisch schädigend oder menschenverachtend einzustufen. Ist meiner Meinung nach ganz klar nicht der Fall; eher wird Larp als gewaltverherrlichend verboten.

3) c) Nochmal klarstellend: "Betroffenheit" an sich ist kein moralisches Kriterium. (Genauso wie beispielsweise "Ehre".) Es kommt darauf an, was dahinter steht. Ich kann etwa betroffen sein, weil jemand anderen mit Gewalt droht oder sie ihnen zufügt. (Der moralische Hintergrund scheint mir nach allen gängigen Moralsystgemen offensichtlich.) Bei "Betroffenheit" angesichts einiger Menschen, die in Zombiekostümen Spass haben kann ich keinen moralischen Hintergrund entdecken. Ich würde mich freuen, wenn ihn mir jemand aufzeigen könnte. (Und das ist kaum ironisch gemeint.)

3) d) Das "Darstellungsverbot" von Folter und Vergewaltigung mit dem von Religionen in einen Topf zu werfen finde ich falsch. Ersteres dient dem Vermeiden von (direktem) Schaden, letzteres nimmt auf Befindlichkeiten Rücksicht (und vermeidet so Stress.)

Zitat von
Meister Habakuk
(Wobei: jetzt, wo Du mich mit der Nase draufdrückst = Zweifel hätte ich schon bei Larpern, die so tief in einen Zombierausch tauchen, dass sie nicht mehr darauf achten können, wie es dabei ihren Mitspielern zumute ist. Also mindestens Zweifel daran, dass die das Hobby in derselben Weise betreiben wie ich.)

Ok, ich kann mir einen "Zombierausch" irgendwie nur schwer vorstellen. (Zombies stellt man dar, die verkörpert man eigentlich nicht. Und von allen Rollen sind Larp-Wellen-Zombies glaub die spielerfreundlichsten.) Davon abgesehen denke ich nicht, dass ein Wellen-Zombie an sich (auch als Teil einer Gruppe) wirklich über das darstellerische Potential verfügt, um jemanden wirklich zu schocken oder leiden zu lassen.

Wenn, dann hat jemand glaub eher generell Probleme mit erlebbaren Zombies (nachts, stöhnend, zum Anfassen). Nur tauchen die (trotz unklarer Con-Ausschreibungen) meist wirklich nicht überraschend auf. Einerseits reicht es da meist wirklich, sich einfach mal die Bilder/Erlebnisberichte von anderen Cons der Orga zu Gemüte zu führen. Andererseits ist es meist kein Problem sich vor Zombies zurückzuziehen und ins Zelt oder OT zu gehen. Sie sind halt meist eine sehr langsame und abwägbare Bedrohung, die eben auch langsam bedrohlicher/ekliger wird. Und wenn es dann zu viel wird bleibt halt umdrehen und weggehen.

ABER: Das ist jetzt alles von Zombie-Seite aus gesehen. Bin wirklich neugierig, wie das von Spielerseite aus aussieht. Ich vermute ja, dass Zombies anders angegangen werden als andere Bösewichter. (Bin mir nicht sicher, ob härtere Treffer jetzt an der Dunkelheit, der Un-Persönlichkeit oder an den Einschränkungen durch dir Maske liegen). Bin jetzt ernstlich neugierig: Können Zombies wirklich schrecklicher wirken als andere Nachtmonster? Gab es Cons, bei denen der Horrorfaktor OT bedenkliche Ausmasse annahm?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007-10-10 00:34.