Bilshifa! In Vorbereitungszeiten ist es eine dynamische Sache, eine Gruppe zu konstruieren: g.-s.-Leute (gegenseitig sympatische:-) setzen sich zusammen, besprechen Hintergrund, Sitten und Gebräuche und nachrangig die Ausstattung. Wobei ich vor dem Einheitslook der Charaktere eher Absprachen meine für gemeinsame grosse Anschaffungen: Zelt, Transportkisten, Grill, Humpenregal, Banner, Alarmhorn usw.

Aber wenn es dann ums Anpeilen von Abenteurer-Cons geht, ist das ganze zuerst mal Sache der Orga.
Sobald die Szenario-Planer Wind davon kriegen, dass eine Anzahl Freunde zusammen antreten wollen, müssen sie die mit spezifischen Handlungsfäden "fesseln": weshalb sind sie da?, wie passen sie in den Landeshintergrund?, und mit dem Anführer vorbesprechen, wieviel sie sich erlauben dürfen.. Aktionen einer Gruppe sollen nicht SL-Einzelpersonen zur Genehmigung überlassen bleiben.
Und um die Abschottung, das Beherrschen der Lage, die neidischen Gefühle der andern zu blocken, siehe "Warnung" von Meister Bernd! sind die Gruppenmitglieder nach ihren gewiss verschiedenen Talenten und Spezialitäten zu fordern, durch unterschiedliche Anreize und konkrete verlockende Verknüpfungen mit andern Spielern.
Für die Orga heisst das: es braucht viele Infos über die Einzelnen der Gruppe, es ist zwar nicht nötig, eine mächtige Söldnertruppe durch Intrigen zu spalten - aber so kleine Keile setzen (Nebenlinien im Lagerplot) fördert auch das interne Gruppenspiel.
Für die Gruppe selbst heisst es, dass die Mitmachenden keine komplett homogenen austauschbaren Figuren entwerfen, sondern via Char'story der Einzelnen unterschiedliche Motive und Vorlieben und Talente einbauen. Umso spannender wird dann, dass man sich zusammenraufen muss.
Egal, ob es zusammen-gewürfelte Söldner, eine bezahlte Truppe (eines Ritters, einer Dorfgemeinschaft, eines Fürsten..), ausgesandte Forschende einer magischen oder mundanen Lehranstalt, Händler oder Gerber oder Holzbearbeiter aus einem Stadtquartier auf Einkaufstour sind: die Zusammensetzung sollte immer umfassen:
a) die Kommandanten (die können schreien & verhandeln, aber sonst nix!),
b) die Fachleute, das ist der namensgebende "Kern", der sich gemeinsam durch den Hauptplot wuchtet..
c) und den Tross = Hilfskräfte zum Kochen, Spionieren, Audienzen vorbereiten usw.

So meine ich: wenn das Ziel der Gruppe erstens der Aufbau von Bekanntschaften vor dem Con und die gegenseitige Hilfe beim Vorbereiten ist und dann zweitens die optimale Unterstützung der zu erlebenden Story, dann ist Besprechen mit dem Veranstalter und Anpassung unabdingbar.
Als Conplaner habe ich viele Varianten für Gruppen/ Parteien in der Schublade, ausser den bisher genannten zb
- die Wegwahrer: das Dorf an der Grenze zum unerforschten monsterverseuchten Wald&Sumpfgebiet hat Leute angeheuert, die als Organisation die wenigen Wege zurück zum Land unterhält, Botendienste leistet und als Kundschafter sich ins Unbekannte wagt, aber die möglichen Gegner nicht bekämpft, sondern dann die angeforderten Truppen hinführt; das ist Beschäftigung für "Waldläufer", die jedoch nicht alleine herumhopsen (vielmehr nach Dienstplan!), sie müssen beweglich sein (also nicht voll gerüstet); sie errichten Laubhütten als Schutzplätze (nahe beim Eingang der alten zwergenmine oder in Sichtweite des verödeten Gräberfeldes..), statten sie mit Proviant und Wasser aus und überwachen sie.
- die Müllentsorgersippe aus der Stadt verbringt ihre "Ferien" draussen im Feldlager, wo viele interessante Menschen und Exoten zu betrachten sind (man kann da auch Fundstücke tauschen!). Und weil ich gerne in einem Plot Gegenstände habe, um die alle streiten (und rennen und verstecken..)können - also nicht nur 1 Artefakt oder 1 Magisches Tor, sondern die 56 Stoffstücke des Riesenwandbehangs, auf dem eine geheime Davinci-Botschaft zu entziffern ist, oder die zehn Dutzend Zehennägel aller jemals verehrten kupfernen Greife, weil nur das volle Pfund Körpersubstanz den Regitrank im Kessel wirksam macht.. - werden die frühmorgens gezwungen, solche Dinge aufzustöbern und gegen Ablass abzuliefern (schön, wenn das Con dann direkt bei einer bolivianischen Mülldeponie stattfindet!:-)
- die gesamte Stadtwache wurde von einer rotfleckigen Seuche gepackt und ist auf Wallfahrt zum heilenden Brunnen. In der Zwischenzeit wird die "zufällig anwesende" Mannschaft (Seefahrer auf Landgang?) dazu verdonnert, ohne alle Détailkenntnisse Ruhe und Ordnung zu garantieren - bis bewiesen werden kann, wieviel sie in die eigene Tasche wirtschaften, oder bis die unflätig behandelten Lagerbewohner meutern.
- die Gruppe ist tot. Will heissen: alle meinen das, weil sie von beginn weg unter einem Bann stehen. Sie erinnern sich nur an den schrecklichen letzten Abend vor dem Tempel, was aber zwölf Jahre zurückliegt. Sie nerven alle andern im Lager mit dem Erzählen ihrer letzten Minuten und wollen keinerlei "Beweise" anerkennen, das sie noch am Leben seien. Aber sie können die Spieler auch dank der aufgepfropften Erinnerungen an geheimnisvolle Orte führen, wo dann "die Dinge" gefunden werden. Schliesslich werden sie (wenn der Restplot gelöst werden konnte) so über alle Massen gelobt und gefeiert, dass es völlig unerträglich wird und die Truppe eine Idee braucht, wie sie aus diesen Ehrüberhäufungen abhauen können, also zb eine echte Flucht in den Dungeon, wo sie sich häuslich einrichten..
Ich meine, solche "Verwendung" im Con ist eigentlich für jede art Gruppe denkbar.
Meistenste Grüsse. Habakuk.