Langsam mit den jungen Pferden, du bringst hier einige Dinge durcheinander.

Zu den Kopftreffern:
Ein umstrittenes Thema. Es gibt im LARP durchaus Menschen, die den Kopf gerne mal als Trefferzone zulassen würden. Es hat sich aber eingebürgert, daß der Kopf keine Trefferzone ist und gerade bei größeren Cons ist das auch sinnvoll. Es gibt zwar viele wirklich gute LARP Kämpfer (auch viele die durchaus Erfahrung mit Stahl haben), aber eben auch viele bewegungsarme Stadtkinder, die auch mal das Schwert schwingen wollen.

Zum stechen:
Wenn du dir deine LARP Waffe mal anschaust wirst du schnell merken, das stechen eher eine schlechte Idee ist. Die Belastung, die dabei auf die Spitze wirkt ist ziemlich hoch und führt recht schnell zum umknicken derselbigen und damit zum freilegen des Kernstabes. Das ist gefährlich, da der Kernstab durchaus interessante Wunden schlagen kann und ausserdem ist die Waffe dann im Arsch. Und nur wenige LARPer haben Lust sich nach jeder Schlacht ein neues Schwert zu kaufen.
Speer und Stangenwaffen werden im LARP trotzdem extrem häufig eingesetzt, da sie über größere Reichweite verfügen. Es hat sich eingebürgert den Stich zu simulieren, indem man die Waffe am Körper vorbeiführt und dann seitlich gegen den Körper schlägt. Sieht vielleicht ein wenig komisch aus, funktioniert aber.

zum Ringen:
Im LARP weisst du leider selten, wer dein Gegenüber ist und was er kann. Du kannst auf einen NSC treffen, der seid 20 Jahren Judo und KungFu betreibt oder auf einen bewegungsfaulen Schreibtischtäter, der seid Jahren bestenfalls die Treppen zu seiner Wohnung gegangen ist. Du kannst dich nicht einfach auf dein Gegenüber stürzen, die Gefahr, daß etwas passiert ist einfach zu hoch. Wir kämpfen im LARP nicht auf einerm kontrollierten Gebiet mit bekannten Gegnern, wie im Sparring, sondern oft auf Äckern oder in Wäldern, wenn du da dein Gegenüber zu Boden bringen willst, schlägt es vielleicht mal mit dem Kopf gegen einen Stein und Ende.
Spieler die sich kennen gehen öfter mal kontrolliert in den Infight oder Bodenkampf, manchmal ergibt es sich auch aus dem Spiel mit einem Fremden. Aber dabei muss man soviel Vorsicht walten lassen, daß es wieder völlig uneffektiv ist und eher einer freundschaftlichen Rangelei´als einem echten Kampf ähnelt.

Waffenwirkung:
Ebenfalls schon oft diskutiert worden. Es gab und gibt auch Ansätze, verschieden Wirkungen gegen versch. Rüstungen zu simulieren. Das hat sich aber als wenig praktikabel erwiesen.
Die reine Duellsituation ist im LARP KAmpf eher selten. Wenn du in einer Schlachtreihe stehst, prasseln von vorne, links und rechts Schläge auf dich ein, Pfeile und Wurfdolche fliegen aus der zweiten Reihe und lange Stangenwaffen sensen nach deinen Beinen. Kein Mensch kann mir erzählen, daß er dabei noch registrieren kann, welche Waffe ihn wo und wie oft getroffen hat. Also vereinfacht man die Regeln und macht sie damit wieder spielbar.

zum sterben und der Angst davor:
Ich habe die Erfahrung gemacht, das die Angst vor dem Tod des Charakters eing roßes Übel im LARP Kampf ist und fast immer zu unschönen Szenen führt. Wer Angst um seinen Charakter hat, will um jeden Preis gewinnen und setzt dann alle Mittel ein. Das ist sicher realistisch, aber im Spiel nicht wirklich gewünscht und auch sehr unschön. Denn genau dann, wenn jemand Angst um seinen Charakter hat, steckt er nur noch seinen Kopf hinter dem Riesenschild hervor und fuchtelt mit seinem 1,2m langen Schwert nach deinen Beinen.
Auf einem gewöhnlichen Abenteuer LARP (nicht Schlachten COn) wird man mehrmals am Tag von gegnerischen NSCs attackiert, es würde nur wenig Sinn machen, nach jeder dieser Angriffe die Hälfte der Charaktere zu begraben. Mal abgesehen davon, wo die Spieler soviel unterschiedliche Ausrüstung und Gewandung hernehmen sollen. Das würde wohl dazu führen, daß der Spieler nach dem Tod von Waffenknecht X eben den Waffenknecht Y spielt, der genauso aussieht und die gleiche Ausrüstung verwendet wie X.
Wenn du dich schon infromiert hast, wirst du feststellen, daß eine Wunde (Schwertstreich, Axthieb oder auch Wolfsbiss) je nach Regelwerk in 1-wenigen Stunden verheilt. Von Realismus keine Spur, aber wer möchte schon nach dem ersten Kampf am Freitag Abend bis Sonntag verwundet im Bett liegen? Es ist eben nur ein Spiel (für das man ja auch noch Geld bezahlt).
Inzwischen tendieren viele Spieler und Orgas zur sogenannten Opferregel.

http://www.larpwiki.de/cgi-bin/wiki.pl?OpferRegel

Diese Themen sind nicht unumstritten und wenn du gerade im LARP Wiki bist, schau mal hier:

http://www.larpwiki.de/cgi-bin/wiki.pl?CharakterTod

zur LARP Kampf Prüfung:
1. Wer soll das denn prüfen? Die Bundes LARP Kampf Kommision? LARP ist ein Hobby, die meisten Cons werden von begeisterten Hobbyisten veranstaltet, und die Orga muss nicht zwangsläufig über weiterführende Kenntnisse im Kampf mit dem langen Schwert verfügen.
2. Die Teilnehmerzahl eines LARPs bewegt sich zwischen 5 und 5000. Bis 30 Personen mag so eine Prüfung noch möglich sein, aber ab 50 wird das zu einem grauenhaftn Zeitfresser, zumal LARPer nicht um 15:00 pünktlich auf der Matte stehen sondern für gewöhnlich im zeitraum zwischen 12:00 und 4:00 Uhr Nachts eintreffen.
3. Vier Schläge und Abwehrtechniken sagen ja mal absolut gar nichts aus.

zum Abschluss:
Du machst einen Fehler, den viele kampfbegeisterte LARP Anfänger gerne machen. Du versuchst LARP als eine realistische Kampfsimulation zu sehen. Das ist aber nunmal nicht so, LARP ist ein SPIEL und als solches muss zuerst einmal die Spielbarkeit gewährleistet sein, d.h. es müssen Vereinfachungen vorgenommen werden. Rüstungen kriegen eben Punkte und Waffen machen alle denselben Schaden.
Du scheinst auch zu vergessen, das nicht nur erfahrene Kämpfer und Haudegen am LARP Kampf teilnehmen, sondern alle Arten von Menschen, die Spaß daran haben. Das reicht von 16-55 Jahren und von 40-150 kg, da gibt es erfahrene Kampfsportler aller Art, Fechter der historischen Kampfkünste, Fussballer, Marathonläufer aber auchMenschen, die Sport für gewöhnlich nur im Fernsehen betrachten. Alle wollen mitspielen und eben darauf gründen diese grundsätzlichen Sicherheitsregeln.

Mein Rat:
Schau es dir erstmal an. Die Mechanismen eines LARPs haben nur wenig mit Realismus zu tun, sondern vielmehr mit Spielspaß. Schon viele Reenactor, Schaukämpfer und Waffenkünstler waren nach ihrem ersten Con sehr positiv überrascht.



Nachricht bearbeitet (Mon 18.12.06 13:43)

Christian Frey