Tja... lach net. An Gedrons und meinem Posting weiter oben ist was dran. Weil: Wenn man mal mehrere Cons veranstaltet hat, dann kann man 99% aller Charaktergeschichten genau darauf faktorisieren....
Überspitzt gesagt: Eigentlich sind fast alle Abenteurer Halb- oder Vollwaisen mit schwerem Kindheitstrauma voll auf dem Rachetrip mit einer Ausbildung zum Töten.
Glücklicherweise hat sich das so langsam gelegt und ich treffe immer mehr Leute, die wie ich verheiratet sind, Kinder haben (ein sehr guter Grund, das Böse aktiv zu bekämpfen) und noch lebende Eltern.
Ich behaupte: Ein Hintergrund macht einen Charakter nicht "kewl". Der Ausgestossene und Verfolgte ist kein cooler Hund, sondern ein Armes Würstchen... ;o).
Es gibt soviel tolle Gründe, warum man trotz intaktem Elternhaus mit glücklicher Kindheit auf Abenteuersuche unterwegs ist. Gerade Märchen geben hier viele gute Steilvorlagen, die a) glaubwürdig sind, einen b) vertrauenswürdig machen und c) nicht so abgedroschen sind...
Hier ein paar Beispiele für den Alternativbaukasten:
Ich verliess mein Elternhaus und ging auf Abenteuersuche weil:
Meine Eltern bettelarm sind und ich an eine Schatzkarte gekommen bin. Jetzt muss ich nur genügend Geld verdienen, um eine Expedition starten zu können...(Anleihe an "Die Schatzinsel").
Ich war der zweite/jüngste Sohn. Wegen des Erbrechts in meinem Heimatland erbt nur der älteste alles. Wegen des Standes/Gildenrechts hab ich aber auch keinen Ausbildungsplatz bekommen. Also zieh ich raus in die Welt, um mein Glück zu finden....
Ich habe eine Ausbildung zum X (Schmied/Dachdecker, Müller, Bla) hinter mir. Jetzt bin ich auf der Walz und suche einen Gesellenplatz. Leider habe ich wegen eines Raubüberfalles meinen Gesellenbrief verloren und kann nun nicht mehr irgendwo eine neue Stelle antreten und muss mich so durchschlagen...
Wenns mal ein "böser Hintergrund" sein soll:
Meine Mutter ist im Kindbett bei der Geburt meiner Schwester gestorben. Mein Vater hat nochmals geheiratet. Weil er Tuchhändler ist, ist er dauernd auf Handelsreisen. Meine Stiefmutter hat mich dauernd verprügelt und meine Stiefbrüder/Stiefschwestern haben mich scheisse behandelt. Deshalb bin ich eines Nachts fortgerannt in den Wald...(Anleihe an Aschenbrödel).
Mein Vater war Trinker. Dauernd hat er mich und meinen Bruder/Schwester geschlagen. Eines Abends saß er im Stuhl vor der Feuerstelle. Weil ich das Essen nicht schnell genug brachte, ist er ausgerastet und hat mich verprügelt bis ich zusammengekrümmt am Boden lag. Da hat mein Bruder/Schwester die Schnapsflasche genommen und diese ihm über dem Kopf zerbrochen. Er ist bewusstlos vor der Feuerstelle zusammengebrochen und es gab eine riesige Stichflamme und das Zimmer brannte. Auch mein Bruder/Schwester wurde schwer verletzt. Ich brachte sie/ihn aus dem Feuer raus. Das Haus brannte vollständig ab. Wir gingen zu einem nahen Kloster, wo die Mönche mir versprachen, sich um ihn/sie zu kümmern. Tja, und ich stehe jetzt ohne irgendetwas da - und versuche mich durchzuschlagen und genügend zu verdienen, um mir und meinem Bruder ein gutes und friedliches Leben zu gestalten...
Sam: It's 106 miles to the Crack of Doom, we've got a magic ring, two daggers, it's dark, and we're wearing sunglasses.
Frodo: Hit it!