> Bitte? Wie soll man den eine FIKTIVE realität anders als mit
> dem Gehirn wahrnehmen?

Genaugenommen erzeugt das Gehirn erst die fiktive Realität (und ganz genaugenommen erzeugt das Gehirn auch unsere jeweils individuelle "reale" Realität)

> Wenn ich sie sehen, hören, fühlen,
> schmecken und riechen kann ist sie doch nicht mehr fiktiv,
> oder?

Genau hier liegt ja das Problem, weshalb LARP gegenüber P&P eine höhere psychische Belastung darstellt. Es ist vielleicht leichter das mit IT und OT zu verdeutlichen:
Beim P&P sitzt der Spieler in einem OT Zimmer, der Spieler sitzt auf einem OT Stuhl und ißt OT Gummibärchen, all diese Gegenstände sind nicht IT, während der Spieler OT auf dem OT Stuhl sitzt, läuft der Charakter IT irgendwo durch die Wildnis. Es gibt hier nicht die Überschneidung von OT Gegenständen die IT sind (höchstens in seltenen Fällen, wo der Spielleiter dem Spieler eine Schriftrolle zum lesen gibt, in diesem Fall liest sowohl der Spieler als auch der Charakter eine Schriftrolle, aber weiterhin bleiben die restlichen Gegenstände im Zimmer OT)

Beim LARP ist das anders, hier ist ein Stuhl sowohl OT (also Teil der echten Realität) als auch IT (also Teil der fiktiven Realität). Wenn der Spieler sich auf den Stuhl setzt, setzt sich auch der Charakter darauf. Es kommt also zu einer Vermischung der Realitätsebenen. Das ist bei einem psychisch gesunden Menschen kein Problem und auch so gewollt, da dadurch die Entstehung der fiktiven Realität leichter vom Gehirn bewerkstelligt wird und das Erlebnis so meist intensiver ist.

> Ja ne, is klar....

Diese Floskel hat für mich irgendwie eine ziemlich negative Konotation, sowas wie "Piß mir nicht auf den Rücken und erzähl mir es würde regnen!". Da du aber normal weiterfragst, gehe ich mal davon aus, daß das nicht so gemeint ist.

> Was soll ich unter einer "gegenläufigen Arbeitsleistung"
> verstehen?
> Kann man dabei nen Kurzschluss kriegen oder sowas?

Hm, bildlich gesprochen ja, so in etwa. Die Auswirkung dieses Kurzschlusses wäre ein Realitätsverlust, wenn die entsprechende Person die Realitäten nicht mehr richtig auseinander halten kann.
Ich habe es "gegenläufige Arbeitsleistung" genannt, um zu verdeutlichen, daß man zum einen vom Gehirn ja will, daß die fiktive Realität möglichst realistisch wahrgenommen wird, damit das Gefühl des IT möglichst intensiv wird, dem entgegengesetzt muß das Gehirn aber wieder Arbeitsleistung aufbringen, damit dem Spieler bewußt bleibt, daß die fiktive Realität nur eine fiktive Realität ist. Bei dieser Gegenläufigkeit von der Erschaffung einer möglichst realistischen Fiktion zum Bewußtsein, daß es nur eine Fiktion ist kann es im Gehirn eben zu Konflikten kommen, die im schlimmeren Fall zum Realitätsverlust führen können. Aber keine Angst, wie gesagt, beim psychisch gesunden Spieler, und das gilt für die Meisten ist das kein größeres Problem. Im kleinen Maße werden das sicherlich auch viele Spieler kennen, wenn sie nach einem besonders intensiven LARP nach Spielende noch ein paar Stunden brauchen, um wieder richtig aus dem IT ins OT zu kommen, das ist aber nicht schlimm.

> Okay, bei der "überschneidung der Realitäten" hab ich auch so
> meine Probleme. Es ist alles real was ich wahrnehme, aber wo
> sollte sich denn da was überschneiden?

Ist glaube ich mit den obigen Absätzen beantwortet. Nochmal zusammengefaßt:

Beim P&P sind Spielzimmer, Regelbücher, Würfel, Pizza, Gummibärchen nur Teil der echten Realität, sie existieren nicht für den Charakter in der fiktiven Realität.

Beim LARP sind Stuhl, Lagerfeuer, Wiese etc. sowohl Teil der echten Realität, als auch Teil der fiktiven Realität, hier überschneiden sie sich.

> Was ist ein Modalverb?

Modalverben sind Verben, die andere Verben beschreiben und nie allein stehen können. Z.B.: dürfen, können, sollen, wollen. Das Schema der Benutzung ist Modalverb + Infinitiv, z.B: "Ich kann kochen." Ein Modalverb ohne Vollverb ergibt keinen sinnvollen Einzelsatz: "Ich kann." (So ein Satz ergibt nur rückbezüglich als Antwort auf eine Frage einen Sinn: "Kannst du kochen?" - "Ich kann." Wohingegen "Es regnet." ganz ohne weiteren Kontext für sich alleine stehen kann und einen Sinn ergibt.

Sie können aber auch als (mindestens) 2-wertige Vollverben auftreten: "Ich will Gummibärchen." (2-wertig bedeutet, daß das Verb zwei Argumente/Mitspieler braucht um einen sinnvollen Satz zu bilden, das Erste dabei ist immer das Personalpronomen "Ich", das Zweite "Gummibärchen".)

> ich halte mich für ziemlich durchschnittlich, auch oder vor
> allem im Bereich der Bildung. Sonst hätte ich hier wohl auch
> weniger Probleme.:-)

Naja, anhand eines speziellen Textes sollte man noch nicht seine Bildung ausmachen.

> Hat er die deutsche Staatsbürgerschaft IST er definitiv ein
> Deutscher. Deshalb heisst das ja auch so. Oder verstehe ich die
> Frage wieder nicht?

Naja, theoretisch ist das richtig, aber da man auf der Conanmeldung nicht nach der Staatsbürgerschaft gefragt wird und somit eine proportional niedrigere Quote nicht festgestellt werden kann, gehe ich mal davon aus, daß Carstens Frage auf Spieler zielte, die durch äußere Merkmale vermuten lassen, daß sie zumindest ausländische Wurzeln haben. Mit Definitionen in diesem Bereich hab ich's auch nicht so, ich sehe mich in erster Linie als "freien Weltbürger".

> So, das wären meine Probleme zu DIESEM Text. Hoffe ich hab mich
> jetzt nicht zu sehr blamiert...

Nö, warum¿ Du hast ja nachgefragt, bei den Sachen die du nicht verstanden hast, andere fragen nicht nach und bleiben unwissend.

> Sascha aka Valen
>
> (Ich bin mir nie zu schade zu fragen wenn ich was nicht
> kapiere...)

Das ist auch sehr gut so. Niemand wird allwissend geboren. Nur der, der nichts gegen sein Unwissen tut ist dumm (oder ignorant). Wissen wir doch schon aus der Sesamstraße. :-)


Voiceless der Niedliche



Je n'ai jamais fait partie d'une secte...
Je n'ai jamais voulu tuer mon prof...
Je n'ai jamais tenté de me suicider...

Et pourtant...

Je fais des Jeux de Rôles!!!