Hallo T.S.,
auch wenn wir in der Vergangenheit sehr verschiedene Ansichten zu bestimmten Themen hatten, stimme ich dir in diesem Fall 100% zu. Ich fand die Theorie sehr durchdacht. Ich möchte aber noch ein paar Dinge ergänzen/zu bedenken geben:
1. Auf jeder Con ist die Wahrscheinlichkeit zu Sterben zwar > 0, aber niemals gleich hoch. Wenn ich als Spieler nur auf Ambiente-Cons fahre, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Char vor seinem "Verfallsdatum" (mindestens haltbar bis...) stirbt ungleich niedriger als wenn ich nur auf Schlachten-Cons fahre.
2. Die Wahrscheinlichkeit zu Sterben hängt auch von der Art des Charakters ab, den ich spiele. Ein Paladin wird öfters Gefahrensituationen ausgesetzt sein als der Bettler, der sich rechtzeitig verkrümelt, wenn's brenzlig wird.
3. Ich möchte zusätzlich zur "Aufladezeit" für Investitionen (Arbeit/Geld) noch eine weitere Größe einführen: Spaß. Das "Spaßkonto" kann sich nur dann füllen, wenn man auf Cons fährt und sich das Konto dort aufladen kann.
Warum ist das wichtig? Methode A ("Nur dann auf Cons fahren, wenn das Haltbarkeitsdatum eines Chars bereits überschritten ist") halte ich für nicht praktikabel, weil man von einem Charakter nichts hat, wenn man ihn nicht auf Cons ausspielt. Konkretes Beispiel: Was bringt ein Königs-Charakter, wenn man ihn nur alle 3 Jahre mal spielen kann, weil man es sich nur alle drei Jahre leisten kann ihn zu verlieren?
Hier muss man also Spaß und Investition gegeneinander abwägen und in Relation setzen.
4. Ich dachte Ausrüstungs-Recycling sei ungern gesehen? Natürlich wäre aus Gründen des "Investitionsschutz" extrem sinnvoll, die Ausrüstung eines verstorbenen Chars nicht wegzuschmeißen bzw. bei eBay zu verticken. Aber wird ein Spieler, dessen alter Char vertarb und dessen neuer Char a) genauso aussieht und b) dieselbe Ausrüstung trägt und evtl. c) sich sogar auch noch genauso verhält, nicht sofort als Pappnase angesehen? Vorwurf: "Name geändert, sonst nichts"?
Schlussfolgerung:
Es geht nicht darum, dass ein Charakter auf einer Con garnicht sterben kann ("Methode B"). Die Forderung nach der Abschaffung des Charaktertods stellt hier IMHO niemand - nicht mal die Blümchenlarper-Fraktion zu der auch ich mich zähle. Der Punkt ist meiner Meinung nach, dass es pro Con und Charakter eine
Wahrscheinlichkeit des Charaktertods gibt. Deshalb meine
Forderung: Klassifizierung von Cons (u.a. zur Einschätzung der Sterbewahrscheinlichkeit)
In diesem Fall kann jeder Spieler das Risiko für seinen Charakter selbst einschätzen. Der Charaktertod wäre ein kalkuliertes Risiko anhand der vorher bekannten Wahrscheinlichkeit. Larpevents geht bereits in diese Richtung mit seinem 5-Punkte-Bewertungssystem "Härtegrad".
Hierzu ist noch folgendes zu sagen:
Auch dieses Bewertungssystem kann nur einen groben Anhaltspunkt geben, denn das sagt immernoch nichts darüber aus wie die SL drauf ist. [Exkurs: Ich habe schon SLs gesehen, die "überflüssige" Todesstöße von NSCs zurückgenommen haben. Ich habe schon SLs gesehen, die die Meinung vertraten "Nur Dummheit stirbt" und dann gibt es natürlich noch die Konsequenz-Fraktion, die erst dann zufrieden sind wenn x% der Spieler endgültig draufgegangen sind] Den einen reicht es, einen SC umzuhauen (völlig wurscht wieviele LP der noch hat, Hauptsache er liegt am Boden und er hat noch eine reelle Chance gerettet zu werden!), die anderen brauchen es Hardcore und setzen zur Sicherheit einen Todesstoß damit
dieser Char
garantiert tot ist.
Also nochmal: nicht der Charaktertod muss abgeschafft werden. Es reicht IMHO, dem Charakter eine reelle Überlebensschance zu bieten - d.h. der Todesstoß gehört abgeschafft.
Gruß,
Section31
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