Holla!

Ich kann es nur von meiner Warte her mal darstellen, aber vielleicht hilft dir das schon, um zumindest meine Motivation dazu zu verstehen.

Für mich ist das Live-Rollenspiel etwas mehr, als nur mal ein Wochenende Spaß zu haben. Natürlich steht der Spaß im absoluten Vordergrund - aber mir hilft es auch, meine Position und meinen Stand im Leben zu überdenken. Wie wirke ich auf andere? SInd es die "Rollen", die ich spiele, die andere Menschen anziehen oder abstoßen oder ist es doch mein eigener Charakter?

Behinderungen sind ein Teil dessen, was ich hin und wieder durchspiele, um mir klar zu werden, was ich eigentlich "für ein schönes Leben" habe. Und es ist auch eine sehr interessante Erfahrung, einen Sinn auszuschalten und zu sehen, wie man sich selbst instinktiv daran anpasst. Und auch ob es z.B. reicht, blind zu sein, um vollständig aus dem Tritt bzw. dem Alltäglichen zu kommen. Das aber alles für mich selbst und für niemanden sonst. In der Fäntelalter-Welt ist es einfacher und vor allem: ohne Weiteres rückgängig zu machen. In der realen Welt untergräbt man die Glaubwürdigkeit "echter" Behinderter.

Außerdem: Ich kenne nahezu keinen LARPer, der sich nach dem Con Gedanken darüber macht, was ihm da alles passiert ist und warum es genau so abgelaufen ist. Ich denke da schon drüber nach und habe z.B. festgestellt, dass ein Übermaß an Adrenalin den logischen Verstand wirklich ausschaltet. Beispiel: Fluchtmöglichkeit war rechts oder links. Rechts war ne Sackgasse. Links war ein freier Gang mit Abzweigen. Gesehen habe ich beides - aber mein Verstand hat es im Zuge des Adrenalins nicht mitbekommen. Ende vom Lied: Charakter tot. Wäre ich ruhig geblieben, wäre alles "gut". Moral von der Geschichte: "Egal, was passiert: Keep Cool, dann kannst du auch denken!"

Der Austausch dessen, das übliche "ich bin ja viel schlimmer dran als du", ist mir auch zuwider. Ein bisschen Jammern, ok, ein bisschen Ärgern vielleicht auch noch, aber keine ausgedehnten Diskussionen über "mir gehts ja sooo schlecht".

Warum Frauen das machen? Man nenne es Klischee, aber ich denke, weil sie viel mehr den Hang dazu haben, intensiv zu fühlen bzw. fühlen zu wollen.

Gruß
Inex