Der Experte bin ich auf dem Gebiet auch nicht, daher alles mit Vorsicht zu genießen:

Ich denke man muß für die Frage unterscheiden in Handfeuerwaffen, Belagerungsartillerie und Feldartillerie.

Am Rande zu bemerken ist, daß Schwarzpulver auch in Europa länger bekannt war, als es Schwarzpulverwaffen gibt, es wurde nicht sofort als Waffe benutzt.

Die älteste Form von regelmäßig verwendeten Schwarzpulverwaffen in Europa wäre wohl die Belagerungskanonenartillerie. Irgendwann massiv eingeführt im 15. Jahrhundert.

Danach scheint man die Handfeuerwaffen massiv eingesetzt zu haben. Ungefähr ab der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Die Feldartillerie(mit Schwarzpulverwaffen) ist eine etwas neuere Erfindung, weil die Geschütze zu unbeweglich und ungenau waren um damit auf dem Feld sinnvoll zu hantieren. Richtige Feldartillerie gibt es glaube ich erst seit Napoleon. (spätes 18. Jahrhundert)

Allein kampfentscheidend in Feldschlachten waren Feuerwaffen glaube ich erst im 19. Jahrhundert. Ab dem Ende der napoleonischen Zeit war die Infanterie irgendwie lediglich dazu da von der Feldartillerie mehr oder weniger schnell zerfetzt zu werden. (im 2. Weltkrieg wurden ca. 70% der Verluste durch Artillerie verursacht)
Davor war die schwere Kavallerie mit Säbel, Pallasch oder Lanze der entscheidende Faktor.
Die gängige Taktik scheint so gewesen zu sein, daß man in Gewalthaufen, Reihen, oder Linien(je nach Zeit) aufeinander zuging und sich dabei beschoß. Währenddessen kämpfte die eigene Kavallerie gegen die Kavallerie des Gegners, wessen Kavallerie gewann, der gewann die Schlacht, weil die Kavallerie danach die feindliche Infanterie von der Flanke her fast widerstandslos niedermähte, trotz langer Spieße etc.
Eventuell rannte auch die Infanterie vorher schon weg, weil sie den Beschuß nicht aushielt.
Feldartillerie war bis zur napoleonischen Zeit immer irgendwo aufgestellt und konnte sich nicht umpositionieren, also in dem Sinne weniger Feldartilerie als zweckentfremdete Belagerungswaffen.
Entscheidend war aber wie gesagt die Kavallerie.

Nicht zu verachten ist auch die Entwicklung verschiedener Munitionsarten. Zwischen den aus Kanonen geschleuderten Steinkugeln des Mittelalters und Schrapnellmunition oder Belagerungsgranaten der napoleonischen Zeit sind himmelweite Unterschiede.

Auch interessant könnte sein, daß große Feldschlachten mit allem drum und dran vergleichsweise selten waren und Kriege bis in die Neuzeit eher durch Belagerungen entschieden wurden. Es beschoss also die Belagerungsartillerie der einen Seite die Belagerungsartillerie der anderen.
Insofern waren Schwarzpulverwaffen von Anfang an zwar nicht Feldschlachtentscheidend, aber Kriegsentscheidend.

Aber trotz Kanonen und anderem Zeug dauerten Belagerungen oft Monate oder Jahre. Wirklich schnell wurde nur wenig entschieden. (selbst die "Belagerung" von Stalingrad dauerte mehr als 2 Monate) Und wenn man es bedenkt, war der gesamte 1. Weltkrieg eine riesige Belagerung. Zustände wie im 1. Weltkrieg gab es schon seit dem Mittelalter, nur halt in kleinerem Maßstab um eine Festung herum. Aber da Kriege meist nur von Söldnern und Adligen geführt wurden interessierte es die Bevölkerung herzlich wenig, wie grausam Kriege mit Artilleriefeuer tatsächlich waren, ihr ging es eher darum von herumziehenden Söldnern nicht beraubt zu werden. Den Adligen selbst gings auch bei Belagerungen bestens und die Söldner hatten eh nix zu melden und starben wie die Fliegen.

Wie gesagt, das ist alles irgendwie zusammengeklaubt aus einwenig Google und Erinnerung an Bücher, daher Obacht.

T.S.

PS:
Alle Waffen gab es schon lange vor ihrer "Zeit". Daß irgendwo 1340(oder wann auch immer) mal irgendein High-Tech Fürst eine Experimentalkanone erfolgreich eingesetzt hatte heißt nicht gleich, daß zu der Zeit Kanonen erste Wahl waren.
Davon abgesehen konnte sich auch noch lange nicht jeder die beste High-Tech Ausrüstung leisten.
Auch heutzutage hat nicht jedes Land Stealth-Bomber, Flugzeugträger, Uranmunition und Atomwaffen, auch wenn das Wissen um diese schon seit Jahren existiert. Und viele Kämpfe werden einfach dadurch entschieden, daß sich Horden von AK 47 schwingenden und rostige Toyotas fahrenden Irren die Rübe wegballern.