Wenn man sich die letzten Postings/ Threads so durchliest, wird einem das Offensichtliche wieder einmal vor die Augen geführt:

Es gibt (fast) so viele Spielauffassungen vom LARP, wie es Spieler gibt.

Woher kommt das?
Klar, wir sind alle Individualisten und dementsprechen haben wir unsere eigene Meinung zu den verschiedensten Dingen, warum sollte da LARP eine Ausnahme machen.
Tortzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass die Diefferenziertheit der Spielphilosophien deutlich über dieses Maß an Individualität hinausgeht.
Woran kann es also noch liegen, dass gerade bei Themen wie Schlaf/ Wache auf einem Con oder der Weg zur Toilette zu solchen doch gravierenden Unterschieden kommt.

Sind wir als LARPer etwas bequemer geworden?
Klar sind wir das! So beantworte ich jedenfalls meine eigene Frage. Auf meinem erstem Con habe ich die Orga gefragt, wo ich mich waschen kann. Ich habe dann einen Eispickel für den Bach bekommen... Heute würde ich über sowas den Kopf schütteln. Ist diese Bequemlichkeit vielleicht auch nicht einen kleinen Teil Schuld daran, dass es zu immer mehr Differenzen kommt? Es ist zwar abgedroschen, auf die "guten alten Zeiten" hinzuweisen, aber waren diese Differenzen früher auch da, oder zumindest waren sie so weit auseinander? Ich denke nicht... Man hat sich halt mit deutlich weniger zufrieden gegeben, deswegen gab es auch weniger zum Maulen. Das Spiel stand eindeutiger im Vordergrund, heute wird es durch manche Sachen aus jenem immer mehr verdrängt.

Was ich also manchmal an Spielern (da schließe ich mich durchaus mit ein, ist also auch ein Stück weit Selbstkritik) vermisse, ist eine gewisse Flexibilität beim Spielen. Wenn ich auf einen Con fahre, in dem alles für IT erklärt wird, ja, man kann auch beim Pinkeln gemeuchelt werden, dann muss ich mich auf sowas einstellen. Oder ich fahre halt nicht hin. Großes Gezeter aber, wenn dann doch was passiert, ist für mich unverständlich... Meiner Meinung nach sollten SLs viel mehr den Mut haben, um klipp und klar zu sagen, was auf dem Con passieren soll und was nicht. Wenn die Spieler zu dämlich sind, um was zu raffen, können sie auch draufgehen. Wer als Spieler mit so einem Statement konfrontiert wird, kann es sich immer noch überlegen, den Con zu besuchen.

Aber so merkt man jedes mal, wie über bestimmte Dinge gemault wird... Mal wird das Wasser von der Dusche nicht warm genung, dann gibt es nur eine Sorte Wurst morgens und Dixis sind ja auch scheiße...

Was erwartet man von einem LARP?
Zum xten mal Höllenfürst ABC umkloppen, Wellenweise die NSCs umbraten (um dann wiederum festzustellen, wie scheiße die eigentlich waren...), kurz gesagt: von vorne bis hinten bespaßt zu werden?
Jetzt mal ehrlich: Wer von euch hat auf einem LARP zum letzten mal DEN Kick gehabt, eine Adrenaliausschüttung, das es aus den Ohren rauskommt, weil der Arsch auf Grundeis ging und einem ganz genau bewußt war, dass man umgeht. Und damit meine ich nicht brenzlige Situationen, die von der SL durch Welle 117 provoziert werden, sondern solche Situationen, wo man an Rettung nicht gedacht hat!
Ist bei mir zumindest ne Weile her...
Und das liegt daran, dass tief im Inneren man weiß, das nichts passieren wird. Irgendwie klappt es schon, und wir alle können dann am Abend feiern. Dies hat bei mir zumindest dazu geführt, dass ich schon lange nicht mehr auf einen Con fahre, um den Plot zu lösen/ die Prinzessin zu retten/ den Dämon umzunageln, nö, ich spiele mit Kumpels gerne zusammen und hoffe auf schönes, kleines Spiel zwischen den Charakteren und dass sich aus solchen sogenannte "Bilder" entwickeln, die man toll findet (wie z.B. Llewellian auf dem Vergessene Schöpfung bei meinem Söldner probiert hat, den Parasit in mir mit Alkohol zu bekämpfen, weil sonst nix funnzte... war echt lustig!!!).

Es ist weiterhin auch so, dass ein LARP in den seltesten Fällen bedeutet, dass man 24h time-in ist... Es kommt einem so vor, als würde man ein WE sich mit Kumpels treffen und ab und an spielt man zusammen. Wieso, zum Geier, schläft man OT, wieso ist das Klo OT, wieso steht man vom Tisch nicht auf, wenn es draußen Hiebe hagelt? Ich weiß es nicht...

Ich habe nix gegen Leute, die sich ins Zelt ablegen und dann OT sein wollen, ich finde so etwas zwar schade, aber ich möchte mein Spielverständnis nicht anderen Leuten aufdrücken. Aber was ist, wenn so ein OT-Schläfer sein Zelt nicht richtig als OT makiert hat, der Assassine sich super geil ranrobbt, um dann im Zelt einen OT-Anschiss ohne gleichen zu bekommen? Ist sicherlich für das Spielklima nicht förderlich...

Um gleich irgendwelchen Mißverständnissen vorzubeugen, ich bin kein Verfechter von "Back to the Roots" zumindest nicht im vollem Umfang, aber manche Probleme schienen dort eher zweitrangig, bzw. tauchten erst gar nicht auf.

Was will er uns jetzt damit sagen?
Mir ist durchaus klar, dass meine Meinung sehr subjektiv ist, und nicht mit der Meinung der meisten Leute konform geht. Aber man kann sich über alles einigen, sofern der große Nenner stimmt:

Das Spiel sollte im Vordergrund stehen!

Meiner Meinung nach sollte man all den Luxus, Barmherzigkeit ggü. Spielern, stereotype Weltuntergangplots etc. wieder etwas reduzieren und sich auf das besinnen, was LARP eigentlich ausmachen sollte: das einfache, aber stringente Spiel der Personen untereinander über einen längeren Zeitraum. Dazu gehört aber auch, dass ein Charakter IMMER anspielbar sein sollte. Sind sie aber oftmals nicht... Zum Spiel gehört eben auch dazu, dass man den anderen Spieler foltern/ meucheln/ bezaubern/ umbringen/ ruinieren etc. kann.

So, das wäre mein Senf dazu, bzw. nur ein kleiner Abriss davon, denn eigentlich könnte ich mich stundenlang darüber auslassen, aber damit verschone ich euch...
Oftmals sind einige meiner Formulierungen etwas überspitzt formuliert, das bitte ich auch zu verzeihen. Auch soll dies keine Generalabrechnung mit irgendjemandem sein, ich kann mich durchaus mit anderen Spielkonzepten anfreunden und sie auch zum Teil übernehmen. Aber vielleicht regt dieser Beitrag den einen oder die andere dazu an, dass Hobby LARP von einer anderen Ecke "anzudenken".

In diesem Sinne viel Spaß beim Zocken!

Ciao

Stephan