Hallo Reginald,
in Bezug auf
diesen Post hast Du leider bei dem von Dir beschriebenen Bild ein anderes als das, welches ich seinerzeit wahrgenommen habe.
Und obwohl ich es eigentlich zutiefst befremdlich finde, daß ich hier wiederholt auf anderer Leute Interpretationen eingehen muß, um auf deren daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen antworten zu können, möchte ich noch einmal an dieser Stelle einige Auffassungen, die hier kursieren mit meiner Wahrnehmung vergleichen. Damit möchte ich mich gleichzeitig auch an Robert Waldhans und andere Interessierte wenden.
1) Es war kein Infight.
Ich habe den Infight-Begriff nur deswegen in die Diskussion gebracht, weil der Vorwurf erhoben wurde, ich hätte mich unfairerweise einer durchaus regelkonformen Spielsituation entzogen.
Meine Aussage war, daß selbst wenn ich die Situation als Infight betrachtet hätte, was sie, um es noch einmal zu betonen, noch nicht einmal war, sie in meinen Augen nicht regelkonform gewesen wäre, weil
- sie nicht mit mir abgesprochen war
- mindestens einer der Kombattanten alkoholisiert war
- es dunkel mit sehr schlechter Ausleuchtung und somit nicht sicher war
Ich finde es höchst befremdlich, daß mir das Beenden einer solchen unklaren Situation, ohne Anwendung physischer Mittel zum Vorwurf gemacht wird, und mir der Eindruck vermittelt wird, daß ich zu weich an diese Infight Geschichten herangehen würde.
Aber bitte, ich hätte auch sagen können:
Ich(!) kann mit verbundenen Augen werfen, Hebel und Würger anwenden, und Nervenpunkte treffen. Da ja alle Infightwütigen auch alkoholisiert im Dunkeln fallen, und wissen wie sie eine Aufgabe gegebenenfalls schnell signalisieren können ...
That’s fine with me. Go ahead, make my day.
2) Es war kein Intime-Spiel
Wenn mich jemand im Dunkeln anspringt und mich IT ablegen will, weil ich eine Ausgeburt der Hölle bin und in selbige zurückgesendet gehöre, so ist das vollständig in Ordnung.
Wer mich kennt, weiß, daß ich die letzte bin, die "squeamish" ist. Leider fordere ich für so eine Aktion aber auch einen minimalen spielerischen Einsatz, so daß ich das ganze auch als solches erkennen kann. In dieser Aktion fehlte gänzlich der Bezug auf meine Figur als Drow. Ich nehme sogar an, daß die Jungs gar nicht wußten, was ich darstellte. Es fehlte jeglicher aggressiver Unterton, der mir deutlich hätte machen können, daß nun mein IT Leben ernsthaft in Gefahr wäre. Es sei denn natürlich die Aufforderung jemanden Gesellschaft zu leisten, bzw. näher kennen zu lernen gilt in manchen Kreisen als ein solcher, hinterlistiger Angriff.
Wenn ich also, wie in diesem Falle, den Eindruck gewinne, daß es sich mehr um ein forciertes Anbaggern handelt, das in mir spontan den Eindruck erweckt, daß ich mich im Toilettentrakt einer Disco, oder auf dem Gang einer Oberstufen-Fete befinde, dann ist das ein so schlechtes Spiel, daß ich mich im besten Falle nicht darauf einlasse.
3) Das Schwert hing nicht an meiner Kehle
Das Schwert wurde nicht quer an meine Kehle gedrückt, sonst würden wir hier ein anderes Thema besprechen.
Sondern es wurde quer auf meinem Brustkorb gedrückt, und zwar dergestalt, daß ich mich zum einen nicht mehr ohne eine Aktion meinerseits aus dieser Situation hätte befreien
können, und zum anderen das Atmen etwas beeinträchtigt war. Und nein, ich werde keine Zeichnung anfertigen. Und nein, ich werde keine Schätzung darüber abgeben, mit wie viel Newton pro Fläche und auf welche Länge gedrückt wurde. Das wäre mir nun denn doch zu albern, wenn sich die Diskussion auf diese Ebene verlagern würde. Ausschließen tue ich es allerdings nicht.
4) Es war kein IT Vergewaltigungsversuch sondern ein mißlungenes Anbaggern
Sollte das Anbaggern IT gewesen sein, was ich nicht glaube, so war eben ein sehr mißlungenes Spiel. Sollte es ein OT Anbaggern gewesen sein, so wie ich es vermute, so waren sie einfach nicht mein Typ. Übrigens weder OT wie IT. Daher fiel die ganze Aktion für mich per se unter "mißlungenes Anbaggern einiger aufgedrehter Teenager", und somit war ein Wegschicken der Jungs für mich OT wie IT ein legitimes Handeln. Es sei denn natürlich, daß es regional bedingt so ist, daß eine Angebaggerte per se nicht die Entscheidung hat, ob sie nun auf ein Anbaggern eingehen möchte oder nicht.
5) Es waren keine brutale, volltrunkene Perverse sondern drei nette Jungs in Feierlaune
Es war nach der Endschlacht und die drei schienen mir eher nette Larp-Newbies in allgemeiner Feier-Laune zu sein. Sie waren eben nur nicht nach meinem Geschmack, und ich war auch nicht geneigt jetzt mit irgendwelchen Menschen einen trinken zu gehen. Allerdings hat sich der Mutigste von ihnen eben definitiv in seiner Methode vergriffen. Wenn auch nicht so, daß ich deswegen die Welle gemacht hätte. Ich hoffe auch nicht, daß sich die Jungs deswegen jetzt wie Schwerverbrecher fühlen. Wegen mir brauchen sie das nicht. Die wollten wirklich nur spielen, wenn auch nicht larpen. Sie sollten es nur in Zukunft bei anderen Mädchen in dieser Form lassen.
6) Anbaggern auf Cons
Ich schätze, daß das Anbaggern auf Cons so normal ist, wie anderswo auch. Aber auch wenn das LARP Setting vielleicht ein anderes ist, sollten doch auch auf Cons die normalen OT Anbagger Regeln gelten. Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber für mich würde das bedeuten, daß in diesem Zusammenhang Anschauen und Ansprechen okay ist. Anfassen und alles was darüber hinaus geht, aber im Erst-Kontakt eben nicht! Und ein „nein“ bedeutet eben Nein.
7) Es war für mich(!) noch keine echte sexuelle Belästigung
Ich persönlich fühlte mich nicht sexuell belästigt, sondern einfach nur normal, wenn auch etwas stärker unangenehm belästigt. Allerdings, und das war der Grund, warum ich die Geschichte gebracht habe, ist eine solche Aktion für manche bereits im Grenzbereich zur sexuellen Belästigung. Wo die Grenzen anfangen können, sieht man an Roberts Geschichte mit dem Anfassen und der Ohrfeige. Daß ich ein "gegen die Wand gedrückt und dort mit Körperkraft dagegen fixiert werden", mit gleichzeitiger Diskussion über mein "Woher und Wohin", und über meine Planung für den Rest des Abends, sowie einer Annäherung eines mir unbekannten Gesichtes auf eine Distanz, die beim Sprechen ein wenig schmeichelndes Alkoholaroma in mein Gesicht transportiert, nicht als sexuelle Belästigung auffasse, obliegt allein mir. Es mag natürlich sein, daß es Regionen gibt, in denen eine solche Kontaktaufnahme zum guten Umgangston gehört. Ebenso, wie ich vermute, daß es dort auch unter Gleichgeschlechtlichen üblich ist, sich einander derart kennen zu lernen. Allerdings würde ich es allgemein als Grenzüberschreitung werten und mich auch nicht wundern, wenn es Frauen gibt, die sich bereits durch eine solche Aktion auch OT sexuell belästigt fühlen. Daß die Grenzen hierbei schwimmend sind, ist wohl offensichtlich. Und selbstverständlich hätte das Anbaggern bei mir abhängig von der Person auch durchaus Erfolg haben können. Hatte es aber in diesem Falle leider nicht!
That's it!
Last but not least.
8) Schon das Gefühl belästigt zu werden reicht!
Ich möchte noch einmal einwerfen, daß bereits eine Aktion, die das Gefühl belästigt zu werden hervorruft, für mich eine Grenzüberschreitung ist.
Denn dabei bedeutet ein solches Gefühl automatisch, daß es sich nicht um eine Aktion in beiderseitigem Einvernehmen handelt. Sonst gäbe es dieses spezielle Gefühl nicht.
Und ja! Es gibt einen Unterschied zwischen unangenehm berührt, weil IT-Plot, und unangenehm berührt, weil belästigt. Für die ganz Phantasielosen unter uns könnte ich es vielleicht so ausdrücken. Wenn das plotentscheidende Artefakt in einem riesigen Haufen Sch*isse liegt, dann bin ich wohl eher geneigt meinen Ekel zu überwinden und das darin herummanschen zwar als eklig, aber auch als toll und aufregend zu empfinden, als wenn mir jemand einen ähnlichen Haufen in meinem Schlafsack ablegt. Im letzteren Fall würde ich mich mit ziemlicher Sicherheit zumindest angeekelt und belästigt fühlen. Denn im ersten Fall war es meine aktive Entscheidung mich mit dem Zeug auseinanderzusetzen, im zweiten Fall nicht. Und nein! Wir brauchen das Beispiel nicht weiter zu diskutieren!
Ich möchte es jetzt nun einem jedem selbst überlassen zu überlegen, was ich denn dann von einer IT-Vergewaltigung halte, wenn ich im allgemeinen bereits eine IT sexuelle Belästigung als grenzwertig bzw. grenzüberschreitend betrachte. Und weiterhin möchte ich darauf hinweisen, daß meines Erachtens, die oder der Bespielte bestimmt, ob eine gewünschte anregende Situation oder eine unerwünschte Belästigung vorliegt, und nicht die oder der Spielwütige.
In diesem Sinne,
allerdings mit wenig Hoffnung auf Verständnis,
CU
Cee
Edit: Rechtschreibkorrekturen und Titeländerung
Nachricht bearbeitet (Wed 21.09.05 09:41)
Moralisch ist es verwerflich ...
Juristisch ist es zweifelhaft ...
Persönlich mag ich es.