Zunächst mal die Grundfrage: Gilt für jedwede Form von Aktionen im LARP der Grundsatz "gundsätzliche Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt" oder "grundsätzliches Verbot mit Erlaubnismöglichkeit" ? Im ersten Fall wäre es tatsächlich an demjenigen, der etwas verbieten will, das Verbot zu begründen ... wenn man den eine Begründung braucht ... . Im zweiten Fall wäre tatsächlich auch eine Rechtfertigung auch für jede andere Form der Gewalt (Mord, Tötungen während der Schlacht, Körperverletzungen usw.) notwendig ... wenn man denn eine Rechtfertigung braucht.

Und ja, ich sehe tatsächlich keinen qualitativen Unterschied im Empfinden der Opfer bei Vergewaltigung, Mordversuch, oder z.B. Folter. M.E.gibt es keinen Maß für Leid. Das Empfinden des Opfers ist immer subjektiv und subjektiv wird es seine persönliche Betroffenheit immer als stärker einschätzen als die anderer. Ein objektives Maß für Leid gibt es aber nicht (insofern ist auch das Rumhacken auf dem kleinen Dies Irae nicht objektiv begründbar)

Entsprechend gibt es auch keinen objektiven Grund das eine im LARP zu tolerieren und das andere nicht. Weder hilft hier das "Trigger"-Argument weiter, denn auch Opfer anderer Gewalttaten können getriggert werden, noch kann über die Masse der potentiell Betroffenen ein objektiver Grund gefunden werden, denn einerseits ist die potentielle Anzahl der Vergewaltigungsopfer im LARP nicht größer als diejenige, der Opfer von z.B. (Kindes-)Mißhandlungen oder gar Folter (ja auch sowas gibt es, insbesondere unter Leuten mit Immigrations- oder DDR-Hintergrund, und zwar auch in der Altersklasse U30) und andererseits würde ein Pochen auf diese statistische Wahrscheinlichkeit ja nichts anderes bedeuten, als das man das individuelle Leid des konkreten Mißhandlungsopfers aufgrund einer triggernden Situation billigend in Kauf nähme.

Gibt es nun aber keine objektiven Gründe, daß eine zu verbieten (gespielte Vergewaltigung), daß andere zu erlauben (gespielte Tötung), so fragt man sich doch, warum man das trotzdem tut.

Das Zauberwort ist pure Willkür.
Und das ist auch absolut O.K. so. Wir sind nicht der Staat, für den das Gleichbehandlungsgebot gilt. Niemand hat das Recht, daß ich mit ihm spiele, daß ich ihn auf meinen Cons zulasse oder daß ich ihn überhaupt als Mensch wahrnehme. Wenn ich sage, auf meinen Cons gibt es keine gespielten Vergewaltigungen weil ich das geschmacklos finde, dann ist das Grund genug. Das muß ich nicht begründen. Das gleiche gilt für wenn ich sage, daß ich keine Drowspieler auf dem Con haben will, weil ich Drow für eine geschmacklose Rasse halte und Leute, die das Bedürfnis haben so etwas als eigenen Spielcharakter zu verwirklichen, für eben so geschmacklos. Das ist halt meine persönliche Meinung und wo ich das Sagen habe, müssen die Leute halt damit klarkommen.
Wenn nun viele diese Meinung vertreten, wird es für die Vergewaltigungsspielenwoller halt schwer entsprechende Cons zu finden. Schlichtes Pech. Einen Anspruch auf Begründung dieses für sie unerquicklichen Zustandes gibt es nicht.

Von daher: Versucht nicht Unbegründbares zu begründen. Steht zur Willkür.

Bis denn

Dirk (Es geht nix über eine ordentliche Willkürherrschaft, so lange ich der Herrscher bin)