Hallo,

ich habe gerade den Eindruck, du gehst an den LARP-Charakter wie an einen P&P oder Computerspiel Charakter ran. Es ist ja schön und gut, mit einem bestimpten Ziel, was der Charakter können soll, an die Erstellung zu gehen, aber wenn man das hat, sollte man das ganz weit in den Hinterkopf schieben und den Rest des Gehirns erst mal für den Menschen (oder auch andere Rasse) verwenden.

Wo kommt der Typ her? (Land)
Daraus ergibt sich erst mal Kulturkreis, zeitliche Epoche, generelle Lebenseinstellung.

Dann präziser (Gegend/Stadt&Familie)
Daraus ergeben sich Bildung, Wissen, Fähigkeiten und Motivation als Landstreicher(LARP-Charakter) in der Welt herum zu ziehen.

Das alles kann man ja in Hinblick auf den gewünschten Charakter auswählen, solange es stimmig bleibt. Wenn dabei das von (hier beliebiges Monstervolk einfügen) überfallene Dorf mit den toten Eltern raus kommt sollte man die Geschichte verbrennen.

Wenn man dann eine kurze Geschichte beisammen hat, geht man an die Fähigkeiten und deren Umsetzung ins Regelwerk (falls nötig). Auch hier sollte der Logikfilter im Kopf aktiv sein. Wenn Hintergrund, Regelwerk und gewünschte Fähigkeiten nicht vereinbar sind, kann man an Hintergrund und Fähigkeiten drehen, niemals jedoch am Regelwerk, sonst schlägt zumindest bei mir als Check In SL der Blitz ein, wenn du vor mir sitzt.

Und dann stellt man die Ausrüstung zusammen. Das geht fast immer mit der Kleidung los, die zum Charakter passen muss. Dann sollte man fürs LARP zumindest grundlegende Ausrüstung zum Essen, Trinken und Schlafen haben. Als nächstes kommt Berufs-/Tätigkeitsbezogene Ausrüstung und sofern Kämpfen nicht zum Beruf gehört ein gewisses Maß an Waffen und Rüstung. Und immer überprüfen, ob das alles ein stimmiges Bild ergibt. Wenn du so weit gekommen bist, sieht dein Charakter schon mal stimmiger aus als das schlechtere Drittel der Leute auf LARP. Auf manchen Veranstaltungen ist man damit aber auch schon im Top-Level-Bereich. Das sind die Cons, die ich zu vermeiden versuche.

Schlauerweise sollte man das bis zum Ende durchdenken, bevor man Geld ausgibt. Wenn man in der Theorie hier angekommen ist, sollte man sich vor allem als Einzelner überlegen, ob man mit dem Auftreten mit anderen ins Spiel kommt. Also hat man damit positive Eigenschaften, die für andere halbwegs offene Charaktere interessant genug sind, dass sie mit einem Zeit verbringen, die sie auch mit einem der anderen 50+ Spieler die auch noch da sind verbringen könnten.

Dabei nicht vergessen, dass diese 50+ Spieler solange du Anfänger bist fast zwangsläufig mehr Erfahrung haben und du selbst somit mit der Ansage "ich bin der beste Söldner, Magier, Priester, Heiler" der Welt" kaum einen Blumentopf gewinnen wirst. Dabei musst du das gar nicht sagen, dein Auftreten und deine Ausrüstung sprechen für sich. Ideale Anfänger Rollen sind diejenigen, die häufig nützlich sind, ohne kritisch wichtig zu sein. Heiler und Rüstungen flicken sind da -wenn auch plumpe- Paradebeispiele. Auch der "Waldläufer" mit dem Bogen, der die Gegner mit bekämpft, ohne (aufgrund mangelnder Erfahrung) im Weg zu stehen fällt positiv auf. Ähnlich vorteilhaft sind nichtkämpfende Support-Rollen, wie Handwerker oder Händler, die meinetwegen Schokotörtchen und Äpfel verkaufen. Auf alle Fälle Charaktere, die sich Problemlos ans Lagerfeuer sitzen können um zuzuhören ohne anderen suspekt zu sein. Dann kommt man automatisch in Kontakt mit den Leuten.

Damit komme ich auch zu den Sachen, die man vermeiden sollte. Alles was mich in irgend einer Form unfreundlich erscheinen läßt. Mysteriöses auftreten oder was besonders auffälliges/fremdartiges sein wollen sind ganz ungünstig. Typische Anfängerfehler wie z.B. Ninja-artige Charaktere oder klassische Monsterrollen also Tierwesen, Untote, Dämonen und deren Mischlinge sind selbst für erfahrene Spieler nur mit erheblichen Aufwand so umzusetzen, dass sie von ihrer Umgebung akzeptiert werden.

Bei der Charaktererstellung einfach immer bedenken, dass die 50+ Spieler um dich rum genau so schlau sind wie du, genau so viele Bücher wie du gelesen haben und sich da schon zwischen 0 und 15 Jahre länger als du die gleichen schlauen Sachen einfallen haben lassen und deshalb die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, dass du was besonders tolles, inovatives vermutlich nicht als erster spielen willst und das Konzept entweder total ausgelutscht ist oder im LARP nicht funktioniert. Ein einfacher, halbwegs zivilisierter Mensch funktioniert immer, das zeigt die reale Welt seit mehr als 5000 Jahren.

Was die Wurfmesser angeht. Tja, kann man verwenden, sollten aber in der Überlegung erst an 10. Stelle kommen wenn das wichtige geklärt ist. Einen Söldner ohne Rüstung und nur mit Dolchen nimmt keiner ernst und ein kämpfender Charakter, der nicht gerade als Bogenschütze arbeitet, braucht zumindest halbwegs vernünftige Nahkampfbewaffnung, die wiederum mit dem Hintergrund harmonieren sollte.

cu Reinhard



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007-09-24 14:13.