Das allgemeine Forum. Hier können OOC und IC Dinge besprochen werden. Bitte bleibt bei LARP Themen ;)
dem "Wieso"-Frager ins Gebetsbuch
geschrieben von:
Meister Habakuk
Datum: 2007-01-18 17:42
Bilshifa Master Karsten! Ich schreib das ja nicht so leichtfertig hin wie Du dann die provokante Frage auflegst. Da steckt schon ein wenig gefühlte Erfahrung mit drin, wenn ich meine, Tagespolitik habe im Larp nichts zu suchen. Nämlich:
a) alle Teilnehmenden, die ich zu selbstorganisierten Cons herein lasse, wollen auf "eine Insel" kommen, wo sie gänzlich anderes tun können als wochentags im Realleben.
Es sind noch genügend andere Unterschiede zwischen den Individuen, da muss nicht auch noch über Ansichten zur Politik geredet werden.
b) es sind ja nur Ansichten und nix Erlebtes oder selbst Gestaltetes (in einem Amt oder Gremium von Dorf bis Stadt und Kanton), denn unsere Spieler sind auch noch jung.
c) zudem will ich nicht, dass Wortgewandte am Lagerfeuer missionieren; in der Schweiz ist die "Tagespolitik" auch griffiger (als lediglich Stammtischwiederholungen über Parteiengetue), weil wir etwa sechsmal pro Jahr zu Wahlen und Abstimmungen gerufen werden, über Sachvorlagen, Initiativen, zur Bestellung von Oberrichtern, zu Gesetzesänderungen und Budgets - landesweit, kantonal und kommunal.
d) es wär mir zu sehr pratchettlastig, wenn Spieler in Ermangelung anderer Intrigenideen als Baron an der Bankett-Tafel eine Gesundheitsreform verkünden. Oder den Hofnarr Huber einen Pakt mit curios-saftig-urigen Orks schliessen lassen, um den Boss in der Kanzlei mies zu machen.
Natürlich kann ein stückweit durchschimmern, dass eine Fantasy-Diktatur um vieles besser funktioniert als die parlamentarische Vielrededemokratie, wegen der kurzen Entscheidungswege.
will heissen: gegen das Bilden von politischem Bewusstsein habe ich ja nichts, und das kann dort anfangen, wo man gruppendynamische Dingens bewusst erlebt oder ausnutzt - aber es soll sich in das Spielen einpassen, ähnlich wie Fertigkeiten und Liebhabereien bezüglich Kochen & Speisen oder andere Handwerkskünste..
..und weil ich schon am tippen bin, nochmals:
ich lehne solche Umfragen ab (und möchte jenem Freiburger Professor auch entschieden zurufen, er solle bei seinem Fach Geschichte bleiben und nicht die Studierenden stümperhafte Demoskopien machen lassen!).
- es ist auch eine Belästigung, wie wenn Du auf der Strasse zum Fragebogenausfüllen aufgehalten wirst.
- es ist unerheblich, wie die Zahlen herauskommen: denn per Forum greifst Du nur einen nicht repräsentativen kleinen Ausschnitt der sich dort Tummelnden. Genausogut könntest Du im Kindergarten die Kleinchens einfach auf Deinen hübschbunten Fragebogen Kreuze malen lassen - wenn Du denn Spass am Übertragen der Striche in eine Auswertung hast.
- wie sehr die Leserschaft hier auf brauchbare Ergebnisse vertraut, zeigt sich ja daran, dass die meisten bereits ihre Sicht und Einschätzung "aus dem Mittelbauch heraus" schreiben.
Meistenste Grüsse. Habakuk.