...das besagtes japanisches Brotmesser irgendwann gegen die lange nicht so scharfe, aber deutlich massivere europäische Klinge/Axt/Morgenstern oder sonstwas schlagen wird, was dem Katana überhaupt nicht gut tun wird.

Kendo ist schön - aber auch Europa hat in den Kampfkünsten nicht geschlafen - und sich dabei in eine ganz andere Richtung entwickelt. Beide Richtungen gehen von vollkommen unterschiedlichen Grundlagen des Kampfes aus und die einzige wirkliche Gemeinsamkeit ist die Tatsache, dass am Schluss ein Toter übrigbleiben sollte. Und da hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Der immer wieder gerne zitierte Kampf Samurai vs. Ritter hat nie stattgefunden und alle Versuche von Reenactoren, sowas nachzustellen, fanden nicht unter kontrollierten Bedingungen statt und waren auch nicht ganz ideologisch unvorbelastet.

Es gibt keinen Test, in dem jemals ein Katana gegen einen ordentlichen Plattenharnisch getestet wurde. Es gibt keine Testkampf eines Kendo-Kämpfers gegen einen Kämpfer mit Schwert, Schild und Rüstung.

Dafür gibt es im LARP ein paar Realitäten, mit denen man sowohl als normaler Spieler als auch als Kendo-Säbler leben muss:

1) Wenn der Gegner einen Bidenhänder hat, wird er auf die Beine schlagen. Und da die Dinger verdammt leicht sind, sind die Schläge auch sehr schnell und sehr schwer zu parieren. Dagegen hilft nur eine gute Parade oder ein beherzter Sprung.

2) Ob Jappo-Säbel oder plattgeschlagenes, angeschliffenes Wasserrohr - beide machen nur einen Punkt Schaden (Wenn man schon nach Punkten zählt.) und keines von beiden durchschlägt Rüstungen. Auch Schilde werden von beiden laut Regeln nicht beschädigt.

3) Armbrusten sind böse, hinterhältig und gemein. Da hilft auch der Jappo-Säbel nicht. (PS - Armbrusten durchschlagen Rüstungen...)

4) Auch Bögen sind hinterhältig und im Gegensatz zu Klingen durchschlagen sie Rüstungen.

5) Auch wenn Du jahrelang Kendo betrieben hast, sind die Vorteile, die Du dadurch im LARP-Kampf erhälst nur minimal. Du wirst mit vollkommen neuen Techniken und Methoden konfrontiert werden, mit denen Du noch nie rechnen musstest. Man wird Dir Schilde in den ausholdenden Arm halten, auf extrem kurze oder weite Distanzen mit Waffen kämpfen, gegen die Du noch nie antreten musstest und man wird noch viel hinterhältigere Sachen mit Dir machen.
Kendo ist Kampf unter kontrollierten Bedingungen in einer bekannten Umgebung. LARP-Kampf ist Gekloppe unter chaotischen Bedingungen mit den verschiedensten Waffen und Du kannst Dich nie darauf verlassen, dass Du nur einen Gegner hast.

Ich hab schon mehrere Leute mit Kendo-Erfahrung im LARP gesehen und keiner hatte im Kampf irgendwelche grossen Vorteile vor den anderen Kämpfern. Nur eine Sache war vielen Kendo-Kämpfern gemeinsam: Eine hohe Kopftreffer-Rate.
Ich trainiere jetzt mittlerweile seit 17 Jahren Kenpo-Karate und Jiu-Jitsu, sowie seit 5 Jahren Krav Maga. Das alles hilft mir im LARP-Kampf - selbst im Nahkampf - nur minimal, da ich 90% der Techniken nicht einsetzen kann, da sie zu gefährlich sind für einen LARP-Kampf. (Dem Gegner die Finger in die Augen zu stechen oder ihnen die Arme zu brechen macht mächtig unbeliebt. Und ich kann sogar verstehen warum.)


Das Einzige, was Du aus Deiner Kendo-Erfahrung nutzen kannst ist Dein Auftreten. Ich kenne hier in München mehrere Leute, die Samurai spielen. Und obwohl ich bei allen ihr Können mit einer LARP-Waffe sehr hoch einschätze, liegt ihr Haupt-Vorteil in ihrem Auftreten.



Jörg

*Ich habe jetzt auch einen Charakterpunkt - Er ist klein, bunt und er hüpft, wenn man ihn auf den Boden wirft. Aber ich frage mich ernsthaft, wie man 1000 davon mit sich rumtragen kann... (Fragt Dimo)*