Steve Lenz schrieb:

Hi Steve, auf deine Kommentare war ich schon gespannt...

> Es darf nicht über längeren Zeitraum diskutiert werden, ob und
> wann denn nun der beste Termin für die Ernte ist und ob alle
> damit einverstanden sind - das Schwein hätte ich abgestochen
> und gut. Hätte eine diesbezügliche Diskussion irelevant bis
> obsolet gemacht.

Klar, bloß ist das ein unrealistischer Ansatz für eine Fernsehsendung im Abendprgramm. Glaub mir, DEN Prozess den die Tierschützer unter den Zuschauern dem Sender dann an die Backe geklebt hätten würde keiner aussitzen wollen. Mir hat es mmer schon gereicht miterleben zu dürfen was die Leute anstellen wenn ich ordnungsgemäß und waidgerecht getötetes Wild, meist Wildschweine und Rehe, bei allfälligen Veranstaltungen aus der Decke geschlagen hab. Das glaubt keiner wie aggressiv Leute da werden können.

> Was dem "Experiment" neben Spezialisten (laaaangweilig) fehlt,
> ist ein etabliertes und gefestigtes Stammesbewusstsein! Ohne
> ein solches war eine Gemeinschaft damals schon nicht
> überlebensfähig. Aber das kommt unter verschiedenen
> zusammengewürfelten Parteien und innerhalb weniger Wochen nicht
> zustande. Nur mit Gewalt und innerhalb einer aggressiven Umwelt
> ohne Entzugsmöglichkeiten! (Fragt mal einen Armeeausbilder!)

Du hast natürlich vollkommen Recht, allerdings ist mMn der Grat zu dünn für eine Unterhaltungssendung.
Das kann man sehen wie man will, aber ich hab z.Beispiel keine Lust in einer TV Sendung mitzuerleben wie die Teilnehmer zu Dingen gezwungen werden die nicht in ihnen drin sind, ich hab mich ja schon bei Folge 2 etwas unbehaglich gefühlt wie die Kinder zur Mitarbeit gezwungen wurden, immerhin hat der Vater dann selber gemerkt wo das Problem liegt.
Das von dir angesprochene Gemeinschaftsgefühl einer Gruppe aus reinem Überlebensinstinkt ist so weit weg von unserer modernen Denkweise das ich anzweifle das ausser einer Zweckgemeinschaft mehr drin ist wenn man moderne Menschen in sowas reinführt. Egal wie lange man die drauf hintrainiert.
Und dazu wär dann grundsätzlich die Frage zu klären inwiefern ein derartiges eher soziologisches Experiment der Wissensfindung dient, denn trotz dieser Anpassung hast du halt immer noch moderne Menschen mit moderner Denkweise, modernen Problemlösungsstrategien und modernen Hintergründen und Wissensvorsprung. Da steht halt auch der Voyeurismus des Zuschauers im Vordergrund wenn ein derartiger und mMn problematischer Kontext in einer Unterhaltungssendung dargestellt werden soll, und ich hätte dann das gleiche Gefühl wie als unbeteiligter Zuschauer einer realen Rekonstruktion des Milgram Experimentes zuzusehen, bzw. angewidert abzuschalten wie ich das regelmäßig tue wenn ich die üblichen Formate der Privatsender zur Entblößung von Schicksalen betrachte. Es gibt halt immer 3 Gruppen bei sowas (ok, 4, wenn ich die mitzähle die sowas nicht sehen müssen). Das wären die, die sich bereitwillig nach aussen darbieten weil sie sich irgendwas davon erhoffen, die die sowas gerne ausnutzen weil es Quote bringt und die, die als Voyeure sich dran weiden. Der Hauptunterschied zwischen öffentlichen und Privatsendern hierbei ist ja nur das aus Rücksicht auf den Menschen die öffentlich-rechtlichen sich verweigern den Menschen einfach Kopf voraus in sein Unglück plappern zu lassen und auch mal Dnge nicht zeigen weil sie zu peinlich wären für den Protagonisten.
Man bekommt ja immer gerade die Leute nicht die man eigentlich für eine "gute" Umsetzung benötigen würde. Es melden sich für sowas eigentlich immer nur extrovertierte Selbstdarsteller, egal um welches Gebiet es geht. Und vermutlich will man als Produzent oder verantwortlicher Redakteur auch nur solche Leute damit es eben nicht langweilig wird. Wenn dann der Zufall zuschlägt wie bei der Galileo Medizin Sendung und Leute plötzlich ihr eigenes Fachgebiet und Hobby darstellen dürfen wird auch das Ergebnis besser als erhofft. Aber sowas ist extrem selten im deutschen TV Dschungel, auch und schlicht deswegen weil Experten oft Geld kosten.

Im Übrigen ist eines der Hauptprobleme der experimentellen Archäologie sich nicht in die Falle locken zu lassen anhand eines vorliegenden Stückes und des Wissens modernen handwerklicher Fertigungsmethoden allzu bereitwillig die Herstellungsweise zu "rekonstruieren" ohne eventuell vollkommen abweichende Bearbeitungspuren am Original mit einfliessen zu lassen. Fallen viele drauf rein und das Ergebnis ist dann nett aber halt trotzdem falsch rekonstruiert.

Gruß
Fred



Wer hat´s erfunden?
der Fred! Eh klar!