Fred:

Das Problem das ich dabei habe ist folgendes:

Das mit dem Bodensee hätte man gleich im Vornherein knicken können.

Warum?

Es gibt IMMER 50 cm Wellengang auf dem Bodensee. Wenn Schönwetter, dann von einer der Fähren. Das Boot währe also immer und in jedem Fall "untergegangen". Die ganze Arbeit für die Katz.

Ausserdem war das Boot zu klein. Das war ein Einsitzer, kein Zweisitzer. Schau dir mal die Grösse im Vergleich zu Einbäumen einiger Urwaldvölker auf dem Amazonas bzw. die Teile irgendwelcher polynesischer Inselstämme an.

Und man lässt keine unerfahrenen, unsportlichen Leute eine 18 Kilometer Reise in einem Ausleger-Einbaum versuchen. Das hört nach etwa 3 Kilometern auf. Immer.

Ja, sie sind begleitet. Richtig. Ihnen kann nix passieren. Schon mal was gutes. Aber es hätte so oder so nicht geklappt. Das waren Städter, keine Leute die von Kind auf Schwerstarbeit gewöhnt waren und dementsprechen durchhalten können.

Ausserdem fährt man nicht MITTEN ÜBER den Bodensee. Vergleiche hierzu die Indianer am Yukon bezüglich des Lake Lebarge. Der ist etwa gleich gross.

Die Indianer fahren mit dem Einbaum (und das auch heute noch mit den schön schnellen, schnittigen Kanus) immer am Rand endlang. Geht schneller als Laufen, aber nie weiter als 50m vom Ufer.

Grund: Wetterumsturz und Hohe Wellen.

Und das mit der Bergwanderung.....

Himmel Hilf. Als Allgäuer geht mir da die Hutschnur hoch. Ja, auch das ist begleitet. Aber nein, ins Hochalpine geht man nicht - AUCH NICHT IM SOMMER - als Ungeübter mit dieser Ausrüstung. Vorallem muss - und das wird hier nicht in Betracht gezogen - man das veränderte Klima zwischen heute und 5000 v.Chr. in Betracht ziehen. Im Hauptoptimum1 des Mittelholozäns war die Jahresdurchschnittstemperatur etwa 3° C höher als heute.

In der Gegend von München war es in der Mittleren Jahrestemperatur so warm wie in Venedig oder Ankara. Die Baumgrenze lag viel höher (lässt sich heute prima mit Holzfunden aus abgeschmolzenen Gletschern belegen) und die meisten Alpenpässe waren zu Ötzis Zeiten dauerschneefrei.

So eine Alpendurchsteigung mit trainierten Leuten würd ich mir ja angehen lassen. Aber rotznormale Leute (Stichwort: Bewegungslegastheniker) mit 20kg Gepäck, keinen Schutzklamotten und nachgewiesenen gesundheitlichen Problemen über Alpenpässe zu jagen ist der Schwachsinn schlechthin.

Ich kenn das Ergebnis. Hab ich hier in Regensburg gesehen, als Regensburger Studenten eine Alpenüberquerung mit der Ausrüstung römischer Soldaten versuchten. Und NUR auf der Strasse gingen. Und in Hütten und Hotels geschlafen. Und die waren sportlich und haben das nur mit Transporthilfe durch Autos und 1 Woche Überlänge geschafft. Und dabei noch die Hälfte der Truppe Ausfälle gehabt.

Ich wette, weder das Kamerateam NOCH die Leute haben Ahnung von alpinem Gelände. Bzw. Wetterwechseln... und das bei dem Scheisswetter letztes Jahr....

Als nächstes krankt der ganze Versuch daran, das das Dorf in einem relativ aufgeräumten "modernen" Wald steht. Und nicht im Urwaldteil des Bayrischen Waldes oder so. Wo alles wild wächst wie es soll. Wie sollen denn die Leute das Zeug finden, das es alles "gäbe", wenn sie in einem modernen Wald rumspazieren. Ja, es gibt Pilze. Ein paar. Beeren, aber auch nicht besonders viele.

Und ich glaub kaum, das sie wilde Bienen ausräubern dürfen. Und fischen hab ich sie auch nicht gesehen (hat vermutlich mit dem Fischereirecht, Tierschutzgesetze und so weiter zu tun)....

Tja. Wie sollen sie denn "richtig" was zu beissen hertun, wenn man ihnen diesbezüglich keine Proxies stellt.

Und wie gesagt: Experiment schön und gut, aber ich hätte mir erwartet, das die Truppe auch ein paar mehr Sachen gesagt und gezeigt kriegt.

Das ist nicht Gutshof 1900 oder Burg 1500.... wenn die Leute hier ihre Hilfsmittel selbst machen müssen und ihr Essen (im Gegensatz zu Gutshof 1900, Bauernhof 1800 oder Burg 1500) selbst pflücken müssen... dann hätten sie auch ein bischen mehr Hilfe und Einweisung kriegen sollen.

Das ist kein "Experiment" wie Gutshof oder Bauernhof Schwarzwald 1800, das ist - in meinen Augen - dümmste Zuschauerbelustigung ohne jegliches Ergebnis oder Lerneffekt. Und erst recht keine Experimentelle Archaelogie.

Und wenn ich in derem Blog so etwas lese:

"Ab 2.000 Meter ist es empfindlich kalt. Auf der Memminger Hütte werden wir von Burki, dem lässigen Hüttenwirt, freundlich empfangen."

"Davor gibt es noch Streit mit den “Ötzis”. Die Temperaturen draußen sinken auf unter null Grad. Ingo und Henning wollen im Haus schlafen, fluchen auf Professor Leitner und dessen Tourenplanung. Ich hab’ die schlechteren Karten. Wir können sie unmöglich draußen übernachten lassen. Also bekommen sie für diese Nacht ein richtiges Bett, ausnahmsweise!"

"Am Abend merken wir, die Inn-Überquerung liegt Ingo und Henning im Magen. Eigentlich wollen sie lieber über die Autobahn-Brücke, so hat es den Anschein. Wir versuchen, ihren Ehrgeiz zu kitzeln, aber das Wohlgefühl des Ruhetags und die damit verbundene Bierlaune sind nicht sehr förderlich. Mal sehen, wie es morgen ist …"

"28.08.2006 Henning und Ingo sind verschlafen – haben (Muskel-) Kater … Sie suchen eine Stelle, an der sie den reißenden Inn überqueren können. Hektische Versuche noch schnell eine Gruppe von der Wasserrettung zu bekommen, schlagen fehl. Wir wollen es ohne Sicherung riskieren.....

[Restlicher Text abgeschnitten]"

Möcht man eigentlich das Filmteam wegen Vorsätzlicher Gefährdung anzeigen. Herrgott, der Inn ist kein Pappenstiel, das Wasser ist reissend, auch im Sommer 5-8 Grad kalt und die sind mit voller Ausrüstung über einen 50 m breiten Fluss drübergestiegen.....

Der Fluss ist verblockt. Wenns dich da umreisst und gegen einen der vielen Felsen treibt bist du weg vom Fenster. Aus die Maus. Und wenn dir so ein Unfall mitten im Alpinen Gelände passiert, kriegst du die Bergrettung nicht in unter 20 Minuten her...

Ich komm aus der Gegend und krieg jedes Jahr mit wie die Leute im Lech ersaufen....

Und wenn ich solche Bilder sehe - zum Text, das sie für den Kameramann Jochen ein paar mal die Strecke rauf und runter laufen sollten....




Vollidiotie. Was anderes fällt mir dazu nicht ein.



Sam: It's 106 miles to the Crack of Doom, we've got a magic ring, two daggers, it's dark, and we're wearing sunglasses.
Frodo: Hit it!