Hallo,

Lares schrieb:

> Hallo zusammen,
>
> ich stöbere gerade im Forum und finde unter Termine/ConReviews
> folgenden Top [Seminar] Historische Fechtkunst im
> Liverollenspiel
>
> Ich lese und komme zu folgender Frage, wie gut muss der Larper
> kämpfen?
>
> Eine Meinung dazu: (These1)
> gar nicht gut, er kämpft schliesslich cineastisch, also das
> sieht aus wie im Film und ist gar nicht effektiv aber schön

Das halte ich nur für bedingt richtig und zwar aus zwei Gründen. Jemand, der gar keine Ahnung vom Kämpfen hat, wird auch nicht dazu in der Lage sein so zu tun, als ob er kämpft und im LARP gibts keinen Stuntman oder eine zweite Aufnahme, sondern das sollte auf Anhieb so aussehen, als ob sich da zwei oder mehr Personen ans Leder wollen.

> eine andere: (These2)
> doch, ist schon wichtig, schliesslich schenkt der Gegner den
> Sieg nicht her, er soll verdient sein, sonst machst auch keinen
> Spass...

Das sollte allerdings nur der Fall sein, wenn die Veranstaltung entsprechend aufgezogen ist. Auf einer wir, die guten (Spieler) gegen die Bösen (NSC's) mit Drehbuchplot, bei dem die Spieler gewinnen müssen, weil sonst die Welt untergeht und/oder die Spieler sauer sind, wenn sie verlieren, wird man sich mit der Einstellung nicht besonders beliebt machen. Auf einer Feierveranstaltung ist das auch unangebracht, wenn ich aber mit meiner Goldelfen Drowhunter Gruppe in die Underdark gehe, dann erwarte ich genau dass, weil wenn da auch nur einer von uns nicht mindestens 3 mal am Tag den Löffel abgibt, läuft was falsch. Reines Fantasy Gotcha halt. Auch auf einem Krieg mit zwei extrem ehrenhaften Rittergruppen, erwarte ich das auch. Der Unterschied ist nur, dass die sich gefälligst Gnade zu gewähren haben und nur der stirbt, der das selber will. In beiden Fällen, werde ich ans Limit meiner Kampffähigkeiten gehen und erwarte das auch von meinen Gegnern.

> bedeutet gut kämpfen jetzt schön kämpfen oder effektiv kämpfen?
> und wie zur Hölle kann man gut kämpfen lernen?

IHMO kann man das kaum trennen. Ich empfinde übertriebenes ausholen von Schlägen oder ein drei Meter zurückspringen, weil ein Schwert eine Brustplatte trifft genau so bescheuert wie Szenen in Filmen, bei denen Pistolenschüsse den getroffenen durch den Türrahmen fliegen lassen. Da geht mein automatischer Physikfilter los und reißt mich ohne dass ich was dagegen machen kann aus der Szene raus. Ich finde da einen Kampf, bei dem jemand der mehr als 5 Meter weg steht gar nicht genau mitbekommt, was da passiert und bei dem einer der Kontrahenten nach 5 Sekunden zu Boden geht sowohl als beteiliger, wie auch Zuschauer viel schöner als 5 Minuten unkoordiniertes Rumwedeln von Bewegungsdeppen.

Was anderes ist es natürlich, wenn ich eine Show abziehen will. Bei einem Duell, will ich ja auch IT einen auf Poser machen, da kann sich das in die Länge ziehen weil da ja auch das unkundige Puplikum von mir beeindruckt werden soll. Ein anderer Fall ist es, wenn ich z.B. als NSC absichtlich verlieren will. Auch da hilft es zumindest rudimentäre Kampffähigkeiten zu haben. Da nütze ich mein Können halt nicht um zu gewinnen, sondern um zu verbergen, dass ich verlieren will. Jemand, der nicht kämpfen kann und auf jemanden trifft, der noch schlechter ist wird mit dieser Schauspielaktion seine Probleme haben.

> dazu ein paar Zeilen aus meiner Larperfahrung ...
> Man kann mich Grob als Larp Gotcha Spieler lernt das
> Rollenspiel kennen einordnen. Irgendwann, nach etwa 7 Jahren
> LARP, erschien auch ein Selbstbild eines unbesiegbaren
> Kämpfers... (vorsichtig, sehr überzogen). Dann reichte mir
> LARP-Kampf nicht mehr, und ich begann mit dem Historischen
> Fechten. Da war mir dann sehr schnell klar, oh je, kannst ja
> gar nichts ... . Zwar bestehe ich aufgrund meiner
> LARP-Erfahrung auf dem Schlachtfeld, aber kämpfen kann ich
> nicht, erst recht nicht schön ... .

Was ja nur wieder zeigt, das LARP-Kampf mit historischen Fechten genau so wenig zu tun hat, wie beides mit Realkampf.

> Egal aber, ob ich jetzt zur These 1, oder These 2 gehöre, oder
> beiden (wie ich), erkenne ich für mich, das das Historische
> Fechten eine Grundvoraussetzung für einen schönen Kampf
> darstellt. Die bewegungen sind einfach schöner (da effektiver)
> direkter (damit effektiver) und Aufgrund der Erfahrung jetzt
> auch sicherer (zumindest im LARP).
>
> Das soll heisen, auch wenn ich nicht des gewinnens wegen
> kämpfe, sondern nur damit es schön aussieht, erfährt der mit
> dem Fechtwissen eine bessere Leistungserzeugung. (Vorsicht,
> eigene Meinung und Eindruck!)
>
> Jetzt steht es natürlich, und soll bitte auch von mir
> akzeptiert so bleiben, es einen jeden Anfänger und
> Fortgeschrittenen Polsterwaffenschwinger frei seine Ding
> durchzuziehen. Sei es auch dabei eben keine nenenswerten
> Fortschritte in der Darstellung oder Effektivität zu erzielen.
> Aber versucht man nicht besser zu werden? Manche zumindest?
> Dann erfordert dies eine geringe aber Vorhandene Ausbildung im
> echten Kampf der dargestellten Waffen.

das ist ein möglicher Weg, aber nicht der Einzige um den Effekt zu erziehlen. Klar hilft es, mal ein Schaukampf oder besser ein halbwegs reales Schwert in der Hand zu halten um ein Gefühl für das Gerät zu entwickeln. Ob ich aber historisches Fechten lernen muss um das zu nutzen halte ich für fraglich. Denn dummerweise gibt es doch so einige Techniken im historischen Fechten, die ich im LARP nicht sehen will. Das ist irgendwie 3 Schritte vor und 2 zurück um sich vorwärts zu bewegen. Klar wird dadurch die Darstellung des Kampfes besser, aber wenn ich nicht sowieso historisches Fechten lernen will, dann gibt es auch andere Möglichkeiten schönen und gleichzeitig effektiven LARP Kampf zu lernen.

> Netter Nebeneffekt, die Leuten wissen plötzlich wovon sie
> sprechen, bisher sind etwa 70% aller erfahrenen Belehrungen und
> Meinungen von Larp "Veteranen" über das Gewicht von Waffen, der
> Geschwindigkeit und dem realen Kampf nicht einmal zur
> Bedruckung von Klopapier geeignet.

Also ich verstehe echt nicht, wer das Gerücht aufgebracht hat, LARPer hätten keine Ahnung wie schwer historische Waffen waren. Klar gibt es den allseits bekannten 16-jährigen mit seinem 10 kg Schwert, aber zumindest in meiner Umgebung ist bekannt, dass Langschwerter knapp über 1 kg und schwere Hämmer kaum über 3 kg auf die Waage bringen. Und die Schwankungen sind ja auch bei historschen Waffen teilweise nicht ganz unerheblich. Da habe ich schon mehrfach erlebt, dass mir jemand seinen tollen Schaukampfprügel in die Hand gedrückt hat und auf meine Frage, ob der nicht etwas schwer wäre ganz perplex geguckt hat, weil ihm nicht bewußt war, dass so eine 3 mm Schlagkante Schwerter schwerer macht, als sie eigentlich sein sollten. Nur weil es unter LARPern Leute gibt, die von einem Thema, dass für sie nur bedingt von Belang ist (Gewicht von realen Waffen) keine Ahnung haben, bedeutet das nicht, dass die schweigende Mehrheit da auch keine Ahnung hat.

> Und noch einmal die Frage,?
> Wie gut muss der Larper kämpfen?

so gut, dass es gut aussieht. Aber was gut aussieht, muss nicht für jeden das Gleiche bedeuten.

cu Reinhard



Nachricht bearbeitet (Thu 15.03.07 14:04)