F. M. Hummel schrieb:

> Auf meinem Becher ist so eine Engelsmarke, darunter ein Fisch
> und die Buchstaben A S N, darunter wiederum ist die Nummer 173
> eingeprägt. Das Herstellungsdatum dürfte von 1941 aufwärts
> liegen.
> Kann jemand was damit anfangen?

ASN mit Fisch = Anton Schreiner Söhne Zinn aus Nabburg
http://www.zinn-schreiner.de/
Die Nummer gibt die Bestellnummer aus einem alten Katalog der Firma an.

> Ich denke mal, dass der zum trinken geeignet ist, weil er ganz
> eindeutig keine Zierfunktion erfüllt (ist schließlich nur ein
> einfacher, annähernd zylinderförmiger Becher mit eingefräßten
> Initialen), aber sicher bin ich mir nicht.

Das eigentliche Problem besteht darin das etwa mit der Zeit des 1870er Krieges, also des Historismus (als Zeitbezug, nicht als Ursache) Zinn als Gebrauchsgeschirr nur noch für sehr begrenzte Geräte Verwendung fand (ein Beispiel wäre die sog. westfälische "Dröppelminna" als Kaffeekanne, welche bis in die 30er Jahre hergestellt und benutzt wurde, teilweise wird sie das in ländlichen Gegenden und von älteren Leuten immer noch) und daher die Hersteller in zunehmendem Maß sich auf die Herstellung sog. Deko- und Zierzinngegenstände verlegt haben. Deswegen sind bis etwa in die 60er Jahre Becher mit Gravur eher vorsichtig zu behandeln, es sind meist Ehrenpreise und Zueignungspräsente die nie für den tatsächlichen Gebrauch gedacht waren. Mit Beginn der Renaissance sogenannter "altdeutscher Wohnstile" in den 60er Jahren wurde dann die Ziinnordnung an die Lebensmittelordnung angepasst, was erst die heutigen neuen und sicheren weil bleifreien Zinnlegierungen erzwungen hat. Das durch die Engelsmarke angedeutete "Hartzinn" ist leider erst in neuerer Zeit bleifrei, man kann das nicht oft genug sagen. Aber die Menscheit wusste halt nix über die Gefahr die im Blei liegt weshalb es ja bis in unsere Zeit noch Bleiwasserleitungen gab, Blei allerorten in Loten verwendet wurde und selbst die Flaschenhülsen aus Blei bestanden.
Die Farbe des Bechers/Kanne/Teller was immer ist eigentlich bei allem was vor 1970 und nach 1880 hergestellt wurde ein wichtiges und fast das einzige wirklich sinnvolle Kriterium. Je "silberner" die Legierung je sicherer. Alles was als "graues Metall" daherkommt sollte nicht benutzt werden, die Einschränkungen zum Thema was man in so einem Zinngerät drin hat gelten auch hier. Gerade bei Bechern läßt sich die "Zinnschreiprobe" gut druchführen. Den Becher am oberen Rand in die Hand nehmen, ans Ohr halten und leicht zusammenquetschen, ein Reinzinnbecher wird deutlich knirschende und quietschende Geräusche von sich geben. Das ist der sog. "Zinnschrei" dder durch die Verschiebung des internen Kristallgitters entsteht.
Die Unterscheide wg. Patina sind zu schwierig um sie hier schriftlich darzulegen, Zinn entwickelt eine wunderschöne Patina die als Oxydschicht das reine Metall schützen. Nach paar Jahren der Beschäftigung mit Zinn bekommt man einen Blick dafür und übersieht automatisch alles was ungeeignet ist.

Gruß
Fred



Wer hat´s erfunden?
der Fred! Eh klar!