Dieses Forum dient der Diskussion von Charakterkonzepten inklusive Gewandungen / Kostümen und Charakteraccessoires.
Re: Gebildeter Barbar ???
geschrieben von:
Bernd Neumann
Datum: 2007-12-12 20:16
Hi,
die Geschichte erinnert verflixt an den Film "Conan, der Barbar" - bis auf das unwesentliche Detail, dass dort die Elfenfrau ein dicker Stammeshäuptling ist. Von der einfachen Story her IMHO zu nah an einer weitbekannten klassischen Fantasy-Vorlage (Conan ist DER Barbar, man kommt einfach nicht dran vorbei).
"Gebildet" ist ganz gefährlich - das Vorbild lebt eben genau davon, dass ein muskelbepackter Arnie TROTZ der ihm zuteil gewordenen Bildung der spontane Naturbursche bleibt - und z.B. das unbekannte Dromedar umhaut, allein gegen die Übermacht losmarschiert etc.
Diesen Widerspruch im LARP darzustellen, dürfte verflixt schwer sein - wenn nur ein "Barbar" übrigbleibt, der beim Speisekarte-lesen keine Schwierigkeiten hat, ist das verdammt platt und ein weniger belesenes Exemplar würde deutlich besser wirken.
Die "Elfenfrau" wirkt als rotes Tuch - da vermutet man schon den Powergamer, der sich über dieses Hintergrundgeschichten-Hintertürchen bei erster Gelegenheit irgendwelche übermenschlichen Charakterfähigkeiten rechtfertigen will (soweit man das Regelwerk dehnen kann). Solche extremen Brüche im Lebenslauf eines Charakters wirken nach aussen hin konstruiert.
Die tote Familie ist ein weiterer schlechter Aspekt. Nicht, dass es auch schlechtere Gründe für einen Charakter gäbe, auf Abenteuer auszuziehen - aber mit der Story drückt man sich - absichtlich oder nicht - um eine Ausarbeitung des sozialen Umfeldes des Charakters. Ein Charakter, der in seinem natürlichen Umfeld aufgewachsen ist, kennt die Regeln dieser Gesellschaft. Selbst der hinterhältigste Taschendieb hat dann gelernt, dass man seine Finger von Mitgliedern der örtlichen Händlergilde läßt, dass der eigene Obermotz immer und pünktlich seinen Anteil kriegt, dass man mit gewissen Leuten niemals unbefangen reden darf, dass nie jemand versehentlich abgestochen wird und dass man für jedes Verpfeifen eines Kollegen irgendwann die Quittung bekommt...
Charaktäre in Berserker-Rausch leben selten lange. Insbesondere wenn man es nicht mit dem sonstigen Erscheinungsbild in Einklang bringt. Der Kettenoger darf sich so was erlauben - als Belohnung dafür, dass der die ganze Zeit über "dumm und stark" spielt wird er nach dem Kampf wieder zusammengeflickt und man akzeptiert (OT) dass er im Kampf gewaltig austeilt und einsteckt.
Für den ganz normalen Abenteurer gilt das nicht - wer keine Nachteile hat, kriegt auch keine besonderen Vorteile. Das kann hier auch der edle fahrende Ritter sein, der sich eben einem Zweikampf stellen oder dem Hilferuf nachgehen MUSS - und der dafür zu den geachteten Berufen gehört.
Bernd