Hm.
Was ist mit dem Aspekt der Minne bei der der Ritter grundsätzlich eine höhergestellte, verheiratete Dame beminnt, insbes. die Frau des Lehnsherren? Und dieser dann (im romantisch/literarischenen Vorbild) so tut (zu tun hat?) als würde er nix davon merken (und in realiter beide abmurkst)?

Da geht es A) nicht darum dass die Dame "beschützt" werden muss (ihr aktueller "Beschützer" ist ja üblicherweise mächtiger (im Gegenteil, gefährted die Minne selbst die Dame), oder B) dass am Ende geheiratet wird (die Gute ist ja schon verheiratet) und C) wird ignoriert dass diese Dame häufig selbst eine hohe (üblicherweise höher als der Ritter) Stellung einnimmt, und z.B. in Abwesenheit des Gatten regiert usw.

Diese Aspekte finde ich in deiner Argumentation nicht reflektiert. Mir scheint die Minne unter dem Aspekt des "Beschützers"etwas deplaziert.

Ausserdem könnte man sich auf den Standpunkt stellen dass es bei bestimmten Minneformen nicht um den "Erfolg" geht (also Sex mit der Unerreichbaren), sondern um die "Minne an sich", d.h. der Weg ist das Ziel. Und das lässt sich auch als weiblicher Ritter wunderbar darstellen.

Eine nette Methode zur Darstellung von Minne im LARP (die nur etwas unter der etwas eingeschränkten Bildung der meisten LARPer diesbezüglich leiden dürfte - aber das kann man ja IT Erzählen...) ist die von Manfred Reitz dargelegte (S. 153):

Zitat von

Ein Ritter durchlief bei der Suche nach seiner idealen Minne vier Stufen. Trug er ein grünes Band am Helm, dann war er ein suchender. Doch niemand wusste wen er suchte. War das Band weiss, dann hatte ihn eine edle Frau erhört. Er konnte ihr jetzt seine Liebe gestehen, und durfte auf eine Antwort hoffen. Bei der nächsten Stufe war das Band rot, denn der Ritter und die edle Frau hatten sich ihre Liebe gestanden. Die Krönung war schliesslich ein gelbes Band. Jetzt durfte der Ritter sogar die edle Frau in die Kemenate begleiten und ihr beim Ausziehen helfen.

Allerdings kommt es natürlich sehr darauf an wie man Minne genau definiert, bzw. welche Quelle, gegend und Periode man sich als Vorbild nimmt - da gibt es ja sehr deutliche Unterschiede.