Hi,

"im Prinzip" sind Coetrans und Isoflex dasselbe - der Teufel steckt im Detail, bzw. der Prise Zaubermittel der Hersteller.

Bei beiden kommt am Schluß ein Poly-Urethan (PU) raus, also primitiv gesagt "Plastik". Wie man weiß, ist hier nicht nur der Einzelbaustein des Plastik=Poly-irgendwas entscheidend, sondern auch weitere Faktoren. Ein Poly-Ethylen (PE) kann also sowohl eine Plastiktüte als auch unser Waffenschaumstoff sein - und der "gute" und der "schlechte" Waffenschaumstoff haben identische Einzelbausteine.

Aus dem Einzelbaustein macht man eine ziemlich lange (drum "poly") Kette. Entscheidend für die Materialeigenschaften sind:
- wie lang ist die durchschnittliche Kette
- wie einheitlich ist die Kettenlänge
- wie viele Verzweigungen hat so eine Kette

Das ergibt dann die Eigenschaften, wie "Dehnbarkeit" etc. - und die beeinflußt man dadurch, dass man nicht die Einzelbausteine wild drauflos-verketten lässt, sondern versucht, das ganze zu steuern.

Weil wir Waffenbauer (und auch der Balkon-Beschichter) nie unter identischen Aussenbedingungen arbeiten können, muss in die Coetrans/Isoflex-Dose noch eine handvoll Tricks rein, damit immer halbwegs dasselbe bei raus kommt:
- Zaubermittel 1 sorgt dafür, dass die Dose nicht schon nach einem Tag IN der Dose abreagiert hat,
- Zaubermittel 2 - 99 sorgen dafür, dass der Doseninhalt so die Kette bildet, wie es sein soll.

In der Dose ist sowiso nicht der Einzelbaustein, sondern kurze, vorgefertigte Ketten, weil es viel einfacher ist, zehn 10er Kettten richtig aneinander zu hängen, als dasselbe aus 100 Einzelklötzchen zu kriegen.

Verdünnter Doseninhalt ist was anderes, als normaler Doseninhalt - selbst wenn man die Dose verdünnt und dann warten würde, bis der Verdünner wieder rausgemüffelt ist - also wieder "dasselbe" zähe Zeug in der Dose ist - hat sich doch in der Zwischenzeit was getan, weil in verdünnter Ketten-Suppe die Ketten viel leichter zueinander finden, und schon mal anfangen, sich zu verlängern.



Praxis:

- "Dreck", u.a. auch Luftfeuchtigkeit oder die Oberfläche von reingerührten Luftblasen in der Dose, "hilft" beim Ketten-bilden, also wird in der Dose, die lange offen rum stand ganz schnell ein Plastik-Klotz entstehen.
- Bei Coetrans ist der Verdünner eine zweischneidige Geschichte. Der Saft ist bekanntermaßen sehr zäh, zu starkes verdünnen mit dem Coelan-Verdünner führt aber dazu, das die Schicht am Ende weniger stabil ist. So 1/4 Verdünner zur Dose ist noch O.K - bei stärkerer Verdünnung wird die Schicht merklich weniger elastisch.
- Vorsichtiges Überschichten des Rest-Doseninhaltes mit etwas Verdünner ist O.K - aber keinesfalls diesen reinrühren, oder die komplette Dose verdünnen, wenn man sie erst später braucht.
- besser für die Lagerung ist rausnehmen, schnell wieder zumachen, Dose auf den Kopf (und beim nächsten Mal die Plastik-Schicht bewundern), kein Verdünner.
Die Aushärtung des Coetrans ist auch Untergrund-abhängig. Einige Latex-Farb-Mischungen scheinen zusammen mit Coetrans nicht wirklich gut zu können (ich mein jetzt nicht so offensichtliche Sachen wie kupferhaltige Farben. Eine abschließende, ganz dünne, farblose Latexschicht auf die Farbschichten ist hier vielleicht gar nicht so blöd.


Bernd