Umbracor schrieb:

> Wobei vielleicht manch LARP-Anfänger da etwas toleranter
> gegenüber Mängeln ist als z.B. beim Kauf eines neuen
> Fernsehers, weil er das Angebot noch nicht so überblickt und
> deshalb für den Anfang vielleicht froh ist, wenn er überhaupt
> ewas passendes bekommt.

Die Frage die sich mir immer stellt ist was ist "passend"?

Ein Computer der als Komplettgerät und einschaltfertig beworben wird, und der dann in einer Plastiktüte vor der Tür steht und ich muß die Festplatte neu einbauen, die Speicherchips liegen lose im Gehäuse und die Tastatur muß mit dem Dampfstrahler gereinigt werden?

Ein Auto das als Neuwagen vom Hersteller verkauft wird und dessen TÜV nicht durchgeht weil ich an einigen Stellen erst noch vorspringende Karosserieteile abschleifen muß, die Stze neu bezogen werden müssen und die Reifen haben weder Profil noch Luft?

Eine MusikCD die als brandaktuelle Tophitsammlung angekündigt ist und wenn ich die dann abspielen will stelle ich erstens fest das sie nur in etwa 10% aller Standalone CD Player läuft, das die "Toptitel" von einer molvanischen Freizeit Combo im Landesdialekt eingespielt wurden und das das Datum der Aufnahme nur "Toptitel" vor 1963 ermöglicht?

Ja, das war sicher günstig, und ja, mit nur geringem Eigenaufwand hat man sicher ein funktionsfähiges Produkt, aber vorne, im Hochglanzprospekt stand bei all diesen Angeboten nix drin von eigener Bastelarbeit, Faltbogen zu Ausschneiden oder "some tools necessary!". Da stand überall "ready to use".

Und dann fragt man sich warum so viele Larper es hinnehmen das ein Larphändler ihnen offenkundige Bananaware liefert, sie mit fadenscheinigsten Argumenten "Uns ist aus Versehen eine Ladung Ausschuss/Schrott geliefert worden und wir haben die dann ausgeliefert damit ihr wenigtens was bekommt!" abspeist und sie lieber die Feile oder den Hammer in die Hand nehmen um selber Hand anzulegen anstatt das zu tun was sonst im Geschäftsleben des Deutschen liebste Beschäftigung zu sein scheint. Ich mein, wenn die schon alle kein Geld haben und sparen müssen, warum um alle Welt werfen sie das wenige Geld das sie haben dann auch noch für Müll raus?

Ist der Händlerbereich wirklich die letzte Bastion in der man dem nicht an den Karren fahren will weil "der is ja auch ein Larper wie wir und der tut ja was für uns und überhaupt wird das nächstes Mal oder übernächstes Mal oder dann ganz sicher in 5 Jahren besser!"? Sind Händler die mittlerweile so eine beeindruckende Marktpräsenz besitzen wirklich Personae non Gratae für Beanstandungen und Klagen im Larpbereich? Sacrosankt allen berechtigten Ansprüchen gegenüber? Sind Werbeaussagen wirklich schon so weit als heisse Luft erkannt worden das man schon garnicht mal mehr drauf hofft das sie eingehalten werden? Wurde das gute alte "pacta sunt servanda" aus dem Rechtsverständnis ganzer Generationen schon rausgelöscht? Sind Larper als Kunden wirklich so unerfahren das sie keine Rechte mehr beanspruchen, selbst die nicht, die sie besitzen? Haben die alle zu viel Geld das sie sich das Leisten können? Ich könnte das nicht! Ist die scheinbare "ein Händler Situation" so ausschlaggebend für die Akzeptanz von extremen Mängeln (im Falle von M. im übrigen anhand des eigenen Forums, der dortigen Kritik und eigenem Augenschein jederzeit nachprüfbar)?

Dinge die in jeder anderen Branche wg. der Häufung an Mängelrügen zu einer effektiven Bildung von Interessentengruppen gegen den Händler, zu einer Welle von Klagen und zum Einlenken des Händlers, massiven Verbesserungen der Kundenorientierung oder schlicht dem Verschwinden des schwarzen Schafes aus dem Markt führen würden finden bei Larphändlern einfach nicht statt. Man fragt sich schon warum das so ist.

Aber vermutlich stimmt einfach die Theorie das ja noch nie einer seinen Dealer hingehängt hat weil der den Stoff zu sehr streckt...

Gruß
Fred

Disclaimer: Das ist jetzt alles exemplarisch an einem Händler aufgelistet, trifft aber in wechselnder Ausprägung auf nahezu alle Händler zu.
Es ist beeindruckend wie wenig sich da in nahezu 17 Jahren getan hat auf dem Gebiet.
1 Jahr Lieferzeit für eine Hose? "Ja, aber die geben sich doch Mühe!", das Kettenhemd verrostet? "Ja, aber damit wirkt es viel authentischer!", die Larpwaffe zu hart? "Ja, aber wenn ich die 4 Stunden weichklopfe geht sie!", das Leder fleckig? "Ja, aber das sieht man dann eh nimmer so!", der Helm kommt und kommt halt nicht? "Ja, der Container steht immer noch in Delhi im Frachtterminal und wartet bis er dann zum Hafen in Mumbai transportiert werden kann!".
Das sind Kundenaussagen über das Versagen des Händlers die ohne jegliche Anpassung schon 1991 oder erst 2007 hätten getätigt werden können.
Es handelt sich hier um Leute die einem Gewerbe mittels einer Gewerbeanmeldung nachgehen und nicht um den netten Kumpel der in seinem Keller was bastelt, das sind schliesslich alles kommerzielle Gewerbetreibende.
Und in einer Gesellschaft und der Klagen gegen private Ebayverkäufer angestrebt werden weil die 15 Cent zuviel Porto erheben und dummerweise "effektives Porto" aufführen dürfen die das?
Wow! Irgendwie stell ich immer wieder fest, das moralische Bedenken einen äusserst effektiv am Geld verdienen hindern.



Wer hat´s erfunden?
der Fred! Eh klar!