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Re: Ab wann ist es "fuchteln"
geschrieben von: Reinhard
Datum: 2007-07-02 08:16

Hallo,

Axel aka Daralec schrieb:
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> Hallo zusammen,
>
> ab wann "fuchtelt" eurer Meinung nach ein Kämpfer?
> Wenn er sein Larpschwert so bewegt, als wäre es
> kein Metallschwert? Oder ist es davon unabhängig?
>
>
> Tschüs
> Axel

Also, soweit es mich betrifft ist das zu fast 100% meine Definition des Fuchtelns. Ich habe gar nichts, gegen schnell bewegte LARP-Waffen und kurze, harte, schnelle Techniken. Aber was mich virtuell zum kotzen bringt, sind LARP-Waffen, die sich wie Zeigestöcke bewegen und Newtons Physik transzendieren.

Naturwissenschaftlich ausgedrückt, ich hätte gerne, dass sich die Anwender von LARP-Waffen daran erinnern, dass etwas über 1 kg Stahl in etwa 1 Meter Länge über etwas Masse und damit Trägheit verfügen.

Das bedeutet
1. dass man zum beschleunigen Kraft braucht. Die ist aber gar nicht mal so hoch, das kriegen fast alle ganz gut hin.

2. dass man zum Abbremsen Kraft braucht. Da wird es schon interessant. Eine Finte ist nicht ein Schlag, den man nach halber Ausführung abrupt stoppt um dann eine andere Aktion zu starten.

3. dass man dem Ziel weh tun möchte. Hauptfuchtelfehler ist für mich hier, die Waffe nicht abzubremsen, sondern zurückzureißen, um den Gegner nicht zu verletzen. Das bedeutet, dass man die LARP-Waffe abbremst indem man sie bereits vor dem Treffen zurückreißt und die Waffe übergangslos vom Schlag zum Aushohlen wechselt. In „echt“ wäre die Absicht ja möglichst viel Energie in den Gegner zu übertragen, also sollte die Waffe beim Auftreffen möglichst schnell sein. Im LARP, wollen wir genau das nicht. Also muss man hier, den beabsichtigen Unterschied zwischen LARP und Realität ausgleichen. Um diese Form des Fuchtelns zu vermeiden gibt es vier Methoden.
A) die Pause, also nicht Schlag, Ausholen, Schlag, Ausholen sondern Schlag 1/10 Sekunde Pause, Ausholen, Schlag.
B) die Schnittbewegung, also Schlag und die Waffe am Körper des Gegners lassen und mit einem „Schnitt“ zurückziehen. Zur Waffen und Gegnerschonung hier bitte etwas mitdenken, weil man da etwas aufpassen sollte mit Latexwaffen auf nackter Haut, sowie manchen Rüstungs- und Kleidungsteilen.
C) die Abwechslung, also nicht wie ein Holzfäller fünfmal die gleiche Bewegungsfolge wie z.B. Waffe von rechts oben nach links unten und wieder zurück, sondern so weit es geht nach dem zurückziehen der Waffe, diese in etwas anderer Art zu halten als vor dem Schlag.
D) eine Waffe mit etwas Gewicht (natürlich nur in vernünftigem Rahmen), dann braucht man wirklich etwas Kraft und hat mehr Gefühl für die Waffe


Aus Masse, Länge und Gewichtsverteilung ergibt sich ein Massenträgheitsmoment. Da brauche ich jetzt etwas Physik. Wenn ich z.B. eine Gymnastikhantel mit 1kg Gewicht nehme, ist es ziemlich einfach, die um mein Handgelenk zu drehen und zu stoppen. Wenn ich einen Besenstil nehme und ihn in der Mitte halte, ist das schwerer, obwohl der Besenstil leichter ist. Das liegt daran, dass das Massenträgheitsmoment um so größer wird, um so weiter die Masse vom Drehpunkt entfernt ist. Bei einem Schwert kommt noch hinzu, dass die Masse nicht gleichmäßig verteilt ist, der Schwerpunkt also nicht in der Mitte liegt, sondern nur ein klein wenig vor dem Griff. Die Zusammenhänge haben unsere Vorfahren nämlich auch schon kapiert und die wollten ein Schwert eben schön schnell und dafür nicht ganz so wuchtig, wie einen Streitkolben und haben dafür den Knauf erfunden. In der Praxis bedeutet das, dass sich ein Schwert um seinen Schwerpunkt (knapp vor dem Griff) schneller drehen und abstoppen lässt, als um jeden anderen Punkt, wie z.B. das Handgelenk. Das ist in echt übrigens der Grund, warum man ein Schwert mit einer Bewegung des Ellbogens leichter umlenken kann als mit dem Handgelenk. Weil sich das Schwert dann praktisch von selbst dazu entscheidet sich um seinen Schwerpunkt zu drehen und der Unterarm als Hebellänge dazu kommt, was die auftretenden Kräfte für die Muskeln und Gelenke reduziert. Nebenbei erzeugt man damit praktisch automatisch die für viele Schwertkampftechniken typischen fließenden (schneidenden) Bewegungen, da das einfach die energiesparendste Methode ist um ein längliches Stück Stahl zu bewegen. Aus der gleichen Physik ergeben sich dann auch so Kleinigkeiten, wie die Vorteile der zweiten Hand am Knauf des Anderhalbhänders oder die Grifftechniken am Zweihandschwert, aber dass geht hier zu weit. Explizit ausnehmen möchte ich hier übrigens die ganzen schnellen Fechtbewegungen, da die eben kaum größere Drehmomente erzeugen. Die sind aber erstens eh nur was für Leute, die es etwas besser können, drehen auch meist um den Schwerpunkt der Waffe und arten drittens gerne mal in Stiche aus.

Im LARP ist diese physikalische Gegebenheit übrigens der Grund, warum kopflastige Waffen sehr wuchtig und schwer zu bremsen sind und viele schwere Waffen mit nach hinten geschobenen Schwerpunkt (Bleiband im Griff) gut zu kontrollieren und für das Ziel wenig schmerzhaft sind.

Das bedeutet fürs LARP

1. dass man mit dem Handgelenk allein ein Schwert nicht steuern kann. Es ist eben keine Finte ein Schwert in der Mitte des Schlags zu stoppen, um 45° zu drehen und den Schlag in eine neue Richtung weiterzuführen. Abhilfe schafft hier eine gewisse Lockerheit im Handgelenk. Sobald man für die LARP-Waffe richtig Kraft im Handgelenk braucht, würde die Technik mit einem echten Schwert nicht mehr funktionieren.

2. dass sich ein LARP-Schwert gewöhnlich nicht um das Handgelenk des Trägers drehen sollte. Abhilfe schafft hier eine Waffe mit vernünftig platziertem Schwerpunkt und die Verwendung von Ellbogen und Schulter um das Schwert nicht nur zu bewegen, sondern um es wirklich zu führen.

Und zu guter Letzt, ist es hilfreich nicht nur mit dem Arm zu kämpfen, sondern den Körper und die Beine mit zu nutzen. Dann sieht das alles gleich viel natürlicher und glaubwürdiger aus.

cu Reinhard



Thema geschrieben von Datum/Zeit
Ab wann ist es "fuchteln" Axel aka Daralec 2007-07-01 13:32
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Daelen 2007-07-01 13:47
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Lares 2007-07-01 15:35
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Daelen 2007-07-01 17:34
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Terandir 2007-07-02 09:50
Re: Wann sind es Finten turmnagel 2007-07-01 16:26
Re: Wann sind es Finten Daelen 2007-07-01 17:37
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Reinhard 2007-07-02 08:16
Problem des Angriffs Axel aka Daralec 2007-07-02 08:31
Re: Problem des Angriffs Reinhard 2007-07-02 09:27
Re: Problem des Angriffs T.S. 2007-07-02 13:51
Angreifer im Vorteil Lares 2007-07-02 21:54
Runde Michael Erle Höppner 2007-07-02 08:58
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Apcher 2007-07-02 10:46
Fuchtler 1x1 T.S. 2007-07-02 13:42
Re: Fuchtler 1x1 Leomar 2007-07-02 14:20
Re: Fuchtler 1x1 T.S. 2007-07-02 14:27
Re: Fuchtler 1x1 Lares 2007-07-02 22:04
Re: Fuchtler 1x1 Profoss 2007-07-02 17:14
Re: Fuchtler 1x1 Dirk Hiltner 2007-07-03 01:18
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Chika 2007-07-03 11:58
Re: Ab wann ist es "fuchteln" turmnagel 2007-07-03 13:45
Re: Ab wann ist es "fuchteln" Chika 2007-07-03 16:04
Re: Ab wann ist es "fuchteln" SKrupaF 2007-07-12 15:44


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