Charakterberatung Larpinfo-Forum
Dieses Forum dient der Diskussion von Charakterkonzepten inklusive Gewandungen / Kostümen und Charakteraccessoires. 
das *dæmonische* an der Sache / "Vermehrung"-Fortsetzung
geschrieben von: Meister Habakuk
Datum: 2007-05-09 22:02

Bilshifa! .. ersetze nach belieben durch *spannende*, *spassige*, spielbare*, *kreative* usw.

Also: es ging im andern Thread um
- Halbdämon als Spieler-Charakter
- Ablehnung solcher Konzepte durch die Larper mit Erfahrung
- Hartnäckigkeit von Kire, gelobt, erklärt usw.
und franste ein bisschen aus mit Herleitungen von WoW und andern Systemen, die wiederum religionshistorische Aspekte provozierten.

Daran anschliessend versuche ich meine ganz-eigene Sicht zur Darstellung von dæmonischen Wesen im Larp kurzzufassen und hoffe, dass es nicht zum Rheinfall wird - - denn ich brauche allenfalls Ergänzungen, Ideen & weiterführende Vorschläge, "praxisbezogene":-)
aber keine historischen oder wikigen Verweise oder Behauptungen, wie sowas im Spiel ankomme (wir können sicher sein, dass im folgenden Beschriebenes auf der entsprechenden Spielwiese sehr wohl ankommt!)

Der Gedankengang geht so:
1. In einem Con läuft eine Interaktion zwischen der Hintergrundwelt/ dem Setting (was die Orga bereitstellt) und den Spielern (einzeln, in Gruppen oder Parteien). Das nimmt mehr Raum ein als die Interaktionen der Spieler untereinander, die nur auf den Char-Hintergründen basieren.
Also ich meine, so sollte es sein - und deshalb macht sich eine Orga auch die ganze Arbeit: um ihre Vorstellung zu präsentieren und zu sehen, was die Teilnehmer darin anstellen. Sie kann es sich einfach machen und sagen: Bamberg Oktober 1475 = lest in den zuständigen Büchern, wie das ist! Das Erfinden, Beschreiben und Umsetzen eines Fantasy-Settings (mit besonderen Maschinen und Geräten, Magie, Monstern usw.) ist logo aufwendiger.

2. Aber bei vielem, was in einem Forum diskutiert und von Neuzusteigern/ Charakterbauern vorgebracht wird, scheint es mehr nur um die Konfiguration der ego-eigenen Figur zu gehen (ist ja zuerst auch das Naheliegendste). Aber ohne Rücksicht und Gespür für das gesamte Setting und die darin verwickelten anderen (miteinander spielen ohne die Orga auszuklammern) wird es immer Reibereien geben.
Daher kommt sicher ein stückweit das Ablehnen von Figuren, die "anders" sind und vom üblichen abweichen. Und selber als Orga halte ich es immer so, dass ich wissen will, wer da anrückt, damit ich die passend in die Story einbauen kann (meistens ist besprechen und trimmen nötig).

3. Gegenbeispiel: wenn eine Orga nur einen Ambiente-Anlass anbietet, wo sich ohne Zwang zu irgend Questen jede und jeder einfach tummeln kann, dann gilt ja garnichts vom obigen und es ist eher ein Jekami-Maskenball für Selbstdarsteller und Bastelkünstler, überspitzt gesagt.
Gegenbeispiel auf der andern Seite der Skala ist dann ein komplett gecasteter Con, wo die Orga nicht nur die Umwelt, sondern auch die Figuren (mit ihrer Art & Weise) bestimmt.
Wenn so eine Bandbreite von 1 bis 20 reicht, dann würde ich meine Bestrebungen (wo ich mich dann wohlfühle) etwa bei 14 einordnen -
die Spieler haben allerlei Freiheiten bei Gestaltung und Darstellung ihres Charakters, aber ich nehme mir das Recht heraus, eine deutliche Definition vorzugeben und ihre Einhaltung durchzusetzen =
hier also sowas wie eine eigene Essenz vom ganzen Wust der Dämonenquellen und -auslegungen zu nehmen und für das Spiel zu verwenden.

Ich sehe das wie einen kleinen gemeinsamen Nenner: der Kundige in allem, was er über D. in die Finger kriegte (also Geschichtsstudent?) muss ein wenig zurückschrauben und nur die vorgegebenen Aspekte umsetzen - für ein Weekend wird er das wohl aushalten;-) Der Unwissende, der noch nie ein Esotera-Heft geschweige denn das Buch über Ritualmagie gelesen hat, erhält mit den Vorgaben der Orga genug Material zum Spielen.

4. Mein Setting (was ich aktuell zusammengetragen habe - früher hatten wir anderes, zum teil komplett abweichendes, was natürlich auch funktionierte; es geht ja ums Prinzip, dass man den Rahmen setzt!)
Vor Jahren habe ich aus der Bibliothek die TBs von Lyndon Hardy geholt, zb das "Rätsel der Sieben Sphären", es ist glaubich eine Reihe mit 5 Bänden, und daraus klaue ich seine Definition der Anderwelt:
Sie ist ohne Licht und Materie, darin hausen die Dæmonen (nach strenger Hierarchie organisiert) in Domänen, welche sie aus gestohlener Materie bauen. Ihr grösstes Bestreben ist also, in unsere Weltregion herüber zu kommen und hier interessante Materie zu besorgen.
Daraus folgt:
a) Dæmons kommen selber, schaffen sich Durchgänge / sie werden also nicht von Magiern beschworen und von Klerikern exorziert.
b) Ihre Bösartigkeit ist nicht axiomatisch; durch ihr Ziel und Intrigen (die sie anzetteln, falls sie sich länger hier aufhalten) sind sie gegenläufig zu den Interessen der Helden. Doch es stehen auch Möglichkeiten offen, für temporäre Zusammenarbeit, Unterjochung (= das schwarz-weiss Bild flackert!)
c) Sie können Materie kneten und zu Beliebigem formen; so meinen wir Gaffer eine besondere Magie zu erkennen (der Dæmon erscheint als "mächtig", Du kannst ihn nicht bei Wasser und Brot einsperren, er kann Wunden/ abgehauene Körperteile einfach wieder zurecht pflastern.)
d) So ergeben sich auch "regeltechnisch" Behandlungs-Methoden:
- woran erkennt man den D.? Alle aus demselben Gelege haben die gleiche körperliche Abnormität (eben Hautfarbe oder Hörnchen, oder dreieckigen Kopf, oder gezackten Schwanz oder sieben Beulen irgendwo..) wir wissen nicht definitiv, ob D. aus Eiern schlüpfen!
- wie kann er bekämpft werden? Ein D., der sich ja bei uns in einer fremden Weltregion befindet, ist darauf angewiesen (und nur dann wirklich handlungsfähig), dass seine Konzentration (auf sich, auf den Zusammenhalt seiner Körpermaterie usw.) 100%ig ist. Wenn wir die also stören =
mit magischem Schwert fuchteln (das wirkt auf ihn vielleicht wie Stromstösse), einen Hinkelstein auf ihn runterfallen lassen, ihn in einen Sumpf locken oder mit heftigem Ballistabeschuss erschüttern, dann (nach Ermessen des Spielers) schwankt er, fällt auf den Boden, windet sich und ist nah am Auseinanderkrümeln. Konzentration gleich Null ist dann "keine geistige Beherrschung seines Körpers" und er erstarrt.
- wie kann er vernichtet/ unschädlich gemacht werden?
Wir verlangen, dass ein D. als geheimes Kennzeichen mehrere verknotete braune Bastbänder am Körper trägt (also unter seiner Kleidung). Ein Held kann sich also an den Erstarrten heranwagen, die Bänder ertasten und zerreissen. Finito.
Fortsetzung: wenn ein Magier des linken Weges kommt (oder ein D. von gleicher Rangstufe), kann der die Bänder wieder zusammenknüpfen und der Konz. wieder auf die Sprünge helfen (mit zusätzlichem Etwas, zb. Blut-Cocktail?) und hat sodann einen sehr dankbaren Mittäter..

5. Halb-Dæmonen, da verwende ich ein einfaches Argument:
weil es offensichtlich keinen eigenen Begriff für solche Mischwesen gibt (zum Vergleich: Mestizen) - Halb-Irgendwas ist mir einfach zu fad.. -
gibt es auch keine.
Oder die Sprosse einer so unsäglich exotischen Vermählung legen selber null wert darauf, so erkannt und genannt zu werden. Das heisst: wenn ein Spieler unbedingt nicht als Vollblut-Dæmon auftreten will (einsam ohne Tavernen-Abo..), sondern nur Anteile im Blut habe, dann soll er sich an die Verhaltensmuster vom Werwolf halten - ist ja auch so eine Sorte, oder? - und kann folglich auch Eigenschaften, Fähigkeiten, Aussehen wachsen und schrumpfen lassen. Wenn er eine Assistentin hat, die mit dem Pelzsack und dem Schminkkoffer ihm nachrennt..

6. Man sieht also: ich konzentriere mich als Orga nur auf "Darstellung im Spiel", und habe auch ausformulierte Bedingungen. Zitate und Verweise sind für so eigen-generierte Fantasy nicht nötig. Aber der Spieler kann sich natürlich diese oder jene Inspiration aus Buch & Film holen; seine kreative Vorbereitung ist dann, dass er sein "D-Bild" in den Rahmen einpasst.
Dann ist es eigentlich auch unwesentlich, ob's nun SC oder NSC ist.
Gute Nacht. Habakuk.



Thema geschrieben von Datum/Zeit
das *dæmonische* an der Sache / "Vermehrung"-Fortsetzung Meister Habakuk 2007-05-09 22:02
Re: das *dæmonische* an der Sache / "Vermehrung"-Fortsetzung Kire 2007-05-11 17:21
dæmonisch kann viel oder wenig sein Meister Habakuk 2007-05-11 20:37
Re: in welchem Umfeld...? Bernd Neumann 2007-05-11 22:03
das Umfeld umpflügen Meister Habakuk 2007-05-12 08:16
Re: Beitrag Nummer 6 Bernd Neumann 2007-05-12 12:46
Re: Beitrag Nummer 6 Kire 2007-05-12 19:11
"Beishemmung" Umbracor 2007-05-13 09:41
Re: "Beishemmung" Kire 2007-05-13 15:16
Re: "Beishemmung" Umbracor 2007-05-13 17:07
Re: "Beishemmung" Kire 2007-05-14 18:00
Re: "Beißhemmung" Bernd Neumann 2007-05-14 18:32
Re: "Beißhemmung" Fred (ja, genau DER) 2007-05-14 19:07
nicht gehemmt, aber gebissen Meister Habakuk 2007-05-14 19:24
Re: Neiiiiin, Kire.... Bernd Neumann 2007-05-14 20:05
Eine Anmerkung an Habakuk: Cartefius 2007-05-14 20:59
Zahlen überschlagend Meister Habakuk 2007-05-15 10:35
Re: "Beishemmung" Cataldo 2007-05-14 20:40
Re: "Beishemmung" Gänsekiel 2007-05-14 20:56
Die Menge machts ;-) Umbracor 2007-05-16 15:11


In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
Powered by Phorum.