Dieses Forum dient der Diskussion von Charakterkonzepten inklusive Gewandungen / Kostümen und Charakteraccessoires.
Schwarz als Gewandungsfarbe
geschrieben von:
Cartefius
Datum: 2005-09-25 12:03
>Was ja der Punkt des Ganzen ist:
>Qualität hat ihren Preis, nicht die Farbe per se.
Aber trägt der Gothic-Larper dunkel-braungraue Kleidung? Nein, da ist es sattschwarz. Und das untypische ist: Meist ist keine gute Kostüm-Kleidung schwarz, sondern billige Klamotten aus dem heimischen Kleiderschrank, Jeans, Lederhosen, Piratenhemden, Pannesamtleibchen und so ein Kram, und da passt es dann einfach nicht. Das ist im historischen Kontext, als ob man einen Billigst-Turnschuh mit handrahmengenähter Sohle versehen würde.
Abgesehen davon ist die von dir postulierte Regel "Historische Anlehnung der Klamotte bedeutet generelle Ablehnung von Schwarz" schlicht falsch. Es gab, wie oben gesagt und am Beispiel der Dominkaner schön gezeigt durchaus historische Rollen, bei denen schwarze Kleidung angemessen ist. Dazu gehört der Klerus, im Spätmittelalter Gelehrte und in der Renaissance, als Schwarz zur echten "Modefarbe" wurde, ein großer Teil des konservativen Bürgertums.
Niemand beschwert sich, wenn solche Leute in Schwarz gekleidet auf Larps auftauchen, und selbst auf Cons der als größten Gewandungsfetischisten verschrieenen Orgas wirst du immer auch schwarze Kleidungsstücke finden, die trotzdem gut aussehen.
Auf der anderen Seite stehe ich fest auf dem Standpunkt, dass man Einsteigern grundsätzlich von schwarzer Klamotte abraten sollte, und das gilt noch mehr für Fantasykonzepte als für historische.
Das hat mehrere Gründe:
Erstens ist Schwarz eine für heutige Kleidung sehr typische Farbe, und wenn man es auch mit heutigen Schnitten kombiniert, wirkt das ganze wie moderne Straßenkleidung, nicht wie ein fantasymittelalterliches Kostüm.
Zweitens wird Schwarz gerne von Leuten gewählt, die "cool" und gefährlich rüberkommen wollen. Durch den obengenannten Effekt und die klare Assoziation von überdurchschnittlich häufigem Schwarztragen mit "Möchtegern-Spielern", die viele Larper aus Erfahrung haben, geht dieser Anspruch meist in die Hose. Um Enttäuschungen vorzubeugen, rate ich lieber gleich von solchen Rollen und solchen Kostümen ab.
Drittens tragen viele Leute heutzutage in ihrer Freizeit gerne viel Schwarz, und wollen damit oft auch ein bestimmtes Lebensgefühl ausdrücken. Wenn diese Einstellung 1:1 ins Larp übertragen wird, führt das meiner Erfahrung nach oft dazu, dass sich die Leute bei In-Time-Angriffen gegen den "Style" ihres Charakters persönlich angegriffen fühlen, da sie ja diesen "Style" auch Out-Time teilen. Da ich einen genügenden Abstand zur Spielrolle für sehr wichtig halte, rate ich gerade Leuten, die ihre Gothic- oder Metalklamotten im Larp weiterverwenden wollen, davon ab.
Wer in der Lage ist, sein Kostüm als Rollendarstellungsmittel fundiert und sinnvoll selbst zu planen, und auf diesem Wege zu dem Entschluss kommt, dass Schwarz als Farbe da besonders angemessen ist, hat meinen Segen. Solche Leute sollten aber auch in der Lage sein, ihren Entschluss zu begründen und fundiert zu vertreten ("Schwarz is aba cool!" reicht hier nicht) und vor allem sollten sie erwachsen genug sein, auch mit Kritik an ihren Plänen in Internetforn umgehen zu können.