Es ist ungefähr 2 Monate her, da sprachen wir mal wieder davon wie es wäre, einen Con mit Pferden zu machen. Mich ließ diese Idee nicht mehr los. Gibt es doch stets Bedenken, wie Pferde auf Larper reagieren und ob larpen mit Pferden überhaupt möglich ist. Hier nun das Fazit unseres Experiments.

Nachdem ich einige Interessenten für ein Reiterlarp gewinnen konnte, machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Reitstall und einer Übernachtungsmöglichkeit. Fündig wurde ich beim Reitstall Schulz in Bergen an der Dumme (Lüneburger Heide). Herr Schulz hatte sofort ein offenes Ohr für unsere Belange. Dass unsere Reitführerin mitspielen sollte, stellte kein Problem dar (auch wenn sie wahrscheinlich nicht wirklich wusste, was sie erwartete :wink:). Für die Reitanfänger wurden uns ruhige Pferde versprochen. Dies hat mich schon sehr optimistisch gestimmt, da es nicht selbstverständlich ist, dass Anfänger ins Gelände dürfen.

Da eine Übernachtung vor Ort nicht möglich war, organisierte ich uns eine Wiese zum Zelten in der Umgebung. Die Bewirtschafter der Proitzer Mühle hatten schon Larper bei sich gehabt und so nahmen sie uns freundlicherweise bei sich auf. Der Wind trug zwar gelegentlich laute Musik von der Großveranstaltung, die grad in der Mühle stattfand, zu uns, doch da wir ein abgelegenes Plätzchen bekommen hatten, ließ sich das gut ignorieren. Ich wusste ja vorher, dass eine Großveranstaltung stattfindet. Ich hoffe, dass sich unsere Larper nicht allzu sehr davon gestört fühlten.

Pünktlich 18 Uhr waren alle neun Teilnehmer eingetroffen. Da alle mit anpackten, konnten Zelt, Sonnensegel und Tische schnell aufgebaut werden. Auch Feuerstelle und Donnerbalken (selbstgebaut!) waren dank der Pfadis schnell hergerichtet. Gegen 20 Uhr schlug der Time-In Gong. Wie immer bei unseren kleineren Veranstaltungen gab es weder Plot noch SLs.

Hintergrund war, dass Sire Lornalth zu einem Ritt einlud, um seinen Gästen die Insel Eleat zu zeigen. Nach einer kurzen Intime-Anreise und einigen Verwicklungen (jaja, ein Kender sorgt irgendwie immer für Verwicklungen :wink:) klang der Abend bei leckerer Suppe, handgemachter Musik und interessanten Gesprächen aus.

Am nächsten Morgen wurde noch intime gefrühstückt und danach fuhren wir mit unseren Autos nach Bergen. Es war sehr spaßig, im Reitstall gewandet anzukommen. Bevor wir wieder intime gingen, zählten wir die verdutzten Gesichter. Wir sind bei einem Headcount von > 90 angekommen. Darunter 30 Pferde und ein Hund.

Die Reitlehrerin Sina wurde in 5 min in die Welt des Larps und in ihre Rolle eingewiesen. Im Gegenzug bekamen wir von ihr Pferde zugewiesen und fuhren mit dem Traktor zur Weide, um sie abzuholen. Erstes Quest war die Durchquerung des Flüssleins Dumme, denn wir ritten die Pferde ohne Sattel zum Stall und mussten dabei einen "reißenden Strom" durchqueren.

Nach Putzen, Satteln und Trensen, ging es los mit dem Ritt. Jetzt waren wir wieder intime. Dadurch, dass es oft möglich war, nebeneinander zu reiten, konnte man sich gut miteinander unterhalten. Es gab viel Schritt, ab und zu trabten wir ein Stück. Zwischendurch gab es ein Picknick, man hatte den Versorgungskender, der den Rucksack und dessen Pferd die Packtaschen tragen musste, schließlich nicht umsonst mitgenommen. Nach 3,5 Stunden erreichten wir glücklich und erschöpft wieder den Stall und hatten eines der außergewöhnlichsten Larps, die es je gab, erlebt.

Tja, manch einer mag fragen, wie denn jetzt die Pferde auf uns reagiert haben. Beim Einfangen von der Weile, sahen wir uns 30 aufgeregten Pferden, mit hoch aufgereckten Hälsen ob der 9 komisch gekleideten Gestalten gegenüber. Die Reitlehrerinnen halfen uns beim Einfangen, und da wir uns den Pferden schließlich einzeln näherten, stoben die Pferde nicht vor uns davon. Aus der Nähe betrachtet fanden die Pferde wohl, dass unsere Gewandungen doch nicht so bedrohlich sind, wie aus der Entfernung. Selbst meine Molly zeigte sich nicht von meiner quietschbunten Kendergewandung beeindruckt. Ich glaube, sie hätte sogar meinen Hut gefressen, hätte ich den zu diesem Zeitpunkt aufgehabt.

Auch das Reiten selbst lief sehr ruhig ab. Die Umhänge, die einige von uns trugen, störten die Pferde nicht im geringsten. Als wir schließlich trabten, schlugen sich auch unsere Anfänger sehr gut. Die Pferde blieben brav hintereinander und die Reiter konnten sich darauf konzentrieren, den richtigen Takt für das Leichttraben zu finden. Kurz vor Ende wollte ich meinen Mitreitern wenigstens einen kurzen Galopp bescheren. Alle waren sofort Feuer und Flamme dafür. Die Reitlehrerin war etwas skeptisch und so durften wir nur auf eigene Verantwortung galoppieren. Ich muss sagen, es hätte fast geklappt. Es ist mir etwas peinlich, dass wir gerade wegen mir, der erfahrensten der Mitreiter, den Galopp abbrechen mussten. Meine Molly gehörte zu den etwas temperamentvolleren Rössern. Wahrscheinlich waren aber die Packtaschen der wahre Übeltäter - Molly war das wohl nicht gewohnt. Denn statt Galoppsprüngen machte sie Bocksprünge. Das sofort gerufene Stop breitete sich ob der starken Signalwirkung unter Larpern schnell nach vorne aus und so kamen wir nach etwa 10 Bocksprüngen wieder zum Stehen. Zum Glück konnte ich mich im Sattel halten und wir beschlossen das Galoppieren lieber aufs Nächste Jahr zu verschieben. Denn eins steht fest - wir kommen wieder.

Hier die Fotos.

Für Erfahrungsaustausch "Reiterei im Larp" stehe ich per Mail (siehe Profil) oder hier im Forum zur Verfügung.

Gruß, Anne