Hi,

zum ersten Block:
Internet-Foren und Blogs sind tendentiell "Öffentlichkeit" - schlicht, weil man sich seine Zuhörer nicht individuell aussuchen kann. Der Vergleich mit dem Leserbrief o.ä. in der Tageszeitung lag mir auch gerade auf der Tastatur. Ein "Wohnzimmer-Forum" mit garantierter Privatsphäre wäre natürlich gleich als ein Treffpunkt für all die verschrien, die ihre Meinungen nicht öffentlich sagen können - das spiegelt die jeweilige Gesellschaft, wer sich dann nur dort äussern kann.

zu Amazon etc:
viele Daten werden ja von den Nutzern freiwillig rausgerückt oder mit allgemeinem Einverständnis "abgerufen". Wenn ich mir bei ebay z.B. die Bewertungen eines Käufers anschauen kann, ausserdem was der wann von wem für wie viel Geld gekauft hat, dann werde ich mir bei einem, der z.B. für 500€ im Monat Militaria kauft meinen Teil denken (natürlich nur Gutes). Ich vermute mal, die ebay-Nutzer sehen die Sternchen, Bewertungen etc. als überwiegend hilfreich.
Kritischer ist schon das eingebaute "Werbe-Erlaubnis-Kreuzchen", bei dem man bei vielen Angeboten schon sehr genau aufpassen muss um das nicht zu erteilen. Einmal nicht aufgepasst und schon hat irgendeine beauftrage Werbungs-Firma die Daten, ggf. samt der Erlaubnis, die weiterzuverbreiten. Das Bewußtsein für mögliche Risiken (und gesetzliche Maßnahmen) hinkt da natürlich den technischen Möglichkeiten hinterher. *sarkasmus an* Jeder der sich am Telefon mit "ja, bitte?!" meldet, wusste ja schon immer, dass er gerade einen Vertrag abschließt. *sarkasmus aus*.
Beim Online-Banking, meiner Steuererklärung etc. besteht hoffentlich gesellschaftlicher Konsens, dass das ausser mir und z.B. meiner Bank keinen was angehen soll. Wer sich da dazwischenklemmt und die Daten verbreitet ist entweder kriminell, oder eine Seite ist unfähig. Einer der beiden Geschäftspartner muss hier die Vertraulichkeit sicherstellen - und leider kann man hier kaum einmal feststellen, wem ein Datensatz abhanden gekommen ist und unter welchen Umständen der, der ihn dann benutzt (gutgläubig?) da drangekommen ist. Der letzte "Zwischenhändler" hat garantiert vom vorletzten eine Bestätigung, dass alle Daten "sauber" sind usw.


Zum Wiki:
hier geht es ja um (irgendwann) vom Schreiberling absichtlich platzierte Texte. Man kann auch davon ausgehen, dass demjenigen klar war, dass die Texte allgemein lesbar sind und es dem Wiki-Admin nicht möglich ist, die "wieder einzufangen" - sei es, weil jemand - ist nicht 100% korrekt, aber auch technisch nicht zu verhindern - die ganzen Inhalte kopiert hat, oder weil sie woanders formal korrekt zitiert wurden.
Um nochmal den Vergleich mit der Tageszeitung zu bemühen: Wenn jemand entstellend wiedergegeben wurde, kann derjenige evtl. die Zeitung zwingen, eine Gegendarstellung zu bringen - aber eine schon verkaufte Ausgabe wird sicher nicht von Oma Käthe wieder eingesammelt. Wenn jemandem später bewußt wird, welchen Käse er selbst in einem Leserbrief, Interview etc. verbreitet hat, kann die Zeitung das demnächst berücksichtigen - muss es aber nicht. Und gegen die Reaktionen auf eine getätigte Äusserung (Zitationen, Meinungen dazu) gibts nun praktisch keine Handhabe.
Bei einem Wiki hat man glücklicherweise die Möglichkeit, selbst zu editieren - unter welchen Umständen man berechtigterweise jemand anders (z.B. den Admin) diese Arbeit machen lassen kann, erschließt sich mir gleich gar nicht.


Bernd