Dieses Forum dient der Diskussion von Charakterkonzepten inklusive Gewandungen / Kostümen und Charakteraccessoires.
Mein Senf dazu
geschrieben von:
Cartefius
Datum: 2005-10-09 10:16
Also, grundsätzlich möchte ich mich den Aussagen einiger meiner Vorredner anschließen:
-Vergiss Konzepte aus dem Tischrollenspiel
-Fang mit einer einfachen Rolle an
-Spiele einen offenen, kommunikativen Charakter
-Und vor allem: Versuche nicht, "stylish", "cool" oder furchteinflößend rüberzukommen, das ist ein typisches Anfängerproblem.
Die Rollenauswahl beim Larp ist sehr vielfältig, und kleine Hintergrunddetails machen viel mehr aus als man als Anfänger denkt. Denn anders als beim Tischrollenspiel sind du und deine Gruppe nicht das Zentrum des Plots und werdet vom Meister rund um die Uhr mit mundgerecht vorbereiteten Happen bespaßt, sondern du musst dir in den meisten Fällen deine Beschäftigung selber suchen. Das heißt, dass ein Grund durch die Lande zu ziehen, eine Motivation und Überzeugungen viel wichtiger sind als die Frage, ob das Schwert nun 90 cm oder 1 m lang ist.
Als erstes solltest du dir überlegen, was du gerne tun willst, was dir liegt und worin du nicht so gut bist. Das du eine kämpferische Rolle wählen willst ist schonmal ein guter Start, denn damit bist du auf den meisten Cons recht nützlich und hast schonmal eine Möglichkeit von der Handlung gefordert zu werden.
Jetzt solltest du dir aber eine weitere Richtung für den Charakter überlegen:
Magst du militärisches Auftreten, Kämpfen in Formation und Schlachtreihe, kannst du Befehle geben und vor allen Dingen befolgen? Dann wäre ein militärischer Hintergrund sinnvoll, wie Armee oder Söldnerheer.
Bist du gerne im Freien, ausdauernd und im Gelände nicht ungeschickt? Dann könnte man eine Rolle mit Späher- oder Waldläuferelementen spielen.
Debattierst du gerne, und hast Lust an Fachsimpeleien, dem Sammeln und Erstellen von Schriftstücken und dem Austuasch von Konstruktionsplänen und Erfindungen? Dann könnte man einen gebildeteren, gelehrtenhaftesn Aspekt einbringen, zum Beispiel Techniker, Schreiber oder Alchemist. Hier sollte man es nicht übertreiben und keine zwei Berufe kombinieren, die alleine schon Fulltime-Jobs sind.
Magst du Geselligkeit, bist du redegewandt und einfallsreich? Dann könnte man einen besonders lebensfrohen, aufschneiderischen oder etwas zwielichtigen Charakter spielen.
Magie sollte man meiner Meinung nach einem Konzept nur hinzufügen, wenn man in erster Linie vorhat seinen Mitspielern ein Schauspiel zu bieten - Als Kampfunterstützung oder ähnliches finde ich sie langweilig und stillos. Dazu gehört dann eine individuelle Darstellung und ein stimmiges Magietheoriekonzept dazu, egal ob arkan oder klerikal.
Wichtig wäre auch, miteinzubeziehen wie alt du bist und wie du ungefähr aussiehst - Dem schächtigen 16jährigen mit Brille nimmt man den Söldnerveteran genausowenig ab wie dem fülligen Mittvierziger mit Vollbart den Straßenjungen.
Als nächstes kämen dann weniger spielrelevante, aber trotzdem wichtige Fragen: Soll dein Charakter arm oder reich, gebildet oder einfach, freundlich oder mürrisch, faul oder fleißig sein? Vor allem beim gesellschaftlichen Stand hängt viel von der Darstellung ab, der adlige Sohn ist sicher teurer auszustatten als der Bauer, aber auch der abgerissene Herumtreiber braucht ein wenig Überlegung bei der Gewandungsauswahl.
Auch in diesem Zusammenhang wichtig ist der kulturelle Hintergrund, da dieser auch Einfluss auf die Rollenwahl hat. Am einfachsten hat man es hier natürlich, wenn man sich an historischen Hintergründen orientiert, aber auch Fatasywelten können hier gute Vorlagen ergeben, wenn sie stimmig und gut durchdacht sind.
Wenn man sich darüber ein wenig Gedanken gemacht hat, sollte man erst über Ausrüstungsfragen nachdenken, denn die Ausrüstung sollte immer auf die Rolle zugeschnitten sein, nie umgekehrt. Der barbarische Kundschafter in der schneebedeckten Taiga wird ein wenig anders herumlaufen als der adlige Duellant in der Hauptstadt des Kaisserreiches.
Einige wichtige Punkte die immer sinnvoll zu beachten sind:
-Dein Charakter sollte einen Grund haben, auf einem Con zu sein, und er sollte nicht darauf warten müssen, von der SL angespielt zu werden. Was für einen Sinn hat es einen Kopfgeldjäger zu spielen wenn keiner Kopfgelder aussetzt?
-Dein Charakter sollte nicht darauf ausgelegt sein, andere Charaktere oder Angehörige bestimmter Gruppen umzubringen. So etwas führt immer zu Problemen mit anderen Spielern und zu logischen Lücken. Niemals sollte der Charakter "etws tun müssen, weil es so im Hintergrund steht".
-Dein Charakter sollte einen Hintergrund haben, etwas worüber er am Lagerfeuer reden kann. Wie ist es mit seinem Heimatland, mit seiner Familie, seinen Göttern, seinen Zielen, seinen Moralvorstellungen? Hat er Hobbies oder Pflichten, wie verdient er sein Geld zwischen den Cons?