Ich muss mich dem allgemeinen Tenor anschließen: Halbelfen mögen auf dem Papier interessant wirken, sind es im Spiel aber meist nicht. Den während in der Buch- oder Tischrollenspielvorlage ein starker Kontrast zwischen den mystischen Elfen einerseits und den simplen Menschen andererseits herrscht, in dessen Spannungsfeld sich der einzelne, sonderbare Mischling positionieren und an dessen Extremen er anecken kann, fehlt der elfische dieser zwei Pole normalerweise im Larp. Das liegt daran, dass es eben keine Elfen gibt, sondern nur Menschen, die mehr oder weniger versuchen, wie Elfen zu wirken. Den meisten gelingt das nur unvollkommen, so dass es sehr selten ist, auf einen Elfen zu stoßen, der dem literarischen Vorbild gerecht wird und tatsächlich von Kopf bis Fuß fremdartig, mysteriös, erhaben, also eben elfisch wirkt. Von einem ganzen "Elfenkönigreich", einem einheitlichen Bild, dass sich so klar von der menschlichen Gesellschaft abgrenzt, dass ein schwer überbrückbarer Graben daraus entstünde, ganz zu schweigen.

Die meisten "Elfen" im Larp sind leider zu großen Teilen eben doch nur Menschen mit Gummiohren. Trotzdem übt das Elfenbild ungebrochen eine ungemeine Faszination auf (insbesondere weibliche) Spieler aus, wodurch viele Spieler gerne Elfen darstellen möchten, dafür aber nur mangelhafte Grundvoraussetzungen mitbringen, was Dinge wie Aussehen, Verhalten und Bereitwilligkeit, größeren Aufwand zu treiben, angeht.
Bei den meisten dieser Spieler besteht dann die "Lösung" darin, Kompromisse einzugehen. Das sind dann so Sachen wie "Meine Elfen sind aber gar nicht wie bei Tolkien!", "Warum sollte ein Elf nicht auch Piratenhemden tragen?" und, allen voran, "Mein Elf ist ein Halbelf bzw. unter Menschen aufgewachsen!", sprich, es gibt eine Unzahl von "Möchtegern-Elfen", deren einziges gemeinsames Merkmal immer die Latexohren sind.
Bei Spielern mit Darstellungsanspruch oder auch nur der Vorstellung einer "klassischen" Fantasywelt sind nunmal derartig halbherzig dargestellte Charaktere grundsätzlich unbeliebt, eine Tatsache, an der keine Hintergrundgeschichte etwas ändert und bei der es unerheblich ist, ob es sich um Elf, Goblin oder Schankmaid handelt.

Mein Tipp ist in diesem Fall: Spiel ruhig einen Charakter mit Elfenblut, aber lass die Gummiohren weg und stelle dich nicht jedem als "XY die Halbelfe" vor. Wenn es dir wirklich um die Darstellung und das Spiel als Halbblut geht, spiele einfach, aber ohne gleich jedem dieses Konzept auf die Nase zu binden. Wenn du überzeugend bist, und dich die anderen Spieler darauf ansprechen, kannst du ja immer noch vorsichtig auf einen nichtmenschlichen Vorfahr hinweisen. Vielleicht schämt sich der Charakter ja, und möchte seine "zweifelhafte" Herkunft möglichst geheimhalten? So läufst du nicht Gefahr, bei anderen Spielern eine Erwartungshaltung aufzubauen, die du dann enttäuschen musst.