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Re: Eine Frage des Standes
Datum: 2006-11-11 08:30

Hallo,

ich ges mal Schritt für Schritt durch.

> Untergewand:
>
> -Leibhemd (T-Shirt Schnitt, mitte-oberschenkellang)

Immer gut, wobei Zwickel unter den Ärmeln zu empfehlen sind.

> -Bruche (wurde eine solche auch unter Schamlatzhosen getragen?)

Unter der Schamlatzhose wurde eher eine Unterhose getragen die fast nach Tanga aussieht.

> -Surcot (gefüttert, lange Ärmel, knielang, hüftabwärts
> ausgestellt [entsteht der Faltenwurf dabei selbst oder muss man
> den "einnähen"?], Stehkragen [gabs so was?], vorne und hinten
> leicht geschlitzt sodass man den unteren Teil des Leibhemds
> noch erkennen kann)

Beim Surcor bist du im Hoch. und frühen Spätmittelalter. Bei der Mode wäre es undenkbar das Hemd sichtbar zu lassen, wenn denn überhaupt eines getragen wird. Unter den Surcot gehört die Cotte, ein fast genauso langen Kleidungsstück. Der Surcot ist üblicherweise geschlossen.

>
> -Schamlatzhose (passt die in diese Zeit oder sollten es
> Beinlinge sein? *Schamgefühl hab*, habt ihr Schnittmuster und
> Anleitungen je nachdem für Schamlatzhosen und/oder weite
> Beinlinge [werden die gefüttert?])

Schamlatzhose und Surcot zusammen macht keinen Sinn. Dazu gehören Beinlinge. Alternativ solltest du zu der Schamlatzhose eher ein Wams tragen und den Surcot weglassen.

> -Schecke (Schnitte bitte ^^, welches Material?, gefüttert?, gab
> es solche auch kurzärmlig und nur Oberschenkellang?, sind die
> ein Schlupfgewand oder werden sie vorne geschlossen und wenn ja
> mit was? Nestelschnüre oder Knebel)

Wenn Surcot, dann weglassen, wenn Schamlatzhose dann aus einem leicht gefilzten Wollstoff machen und mit Knöpfen oder Nesteln schließen.

> Schlechtwetterschutz:
>
> -Gugel (wurden Gugeln mit wellig-gezaddeltem Abschluss in
> dieser Zeit schon getragen?, gibt es bei der Länge der Liripipe
> ein Verhältnis Zeit:Länge .g.?)

Kommt abermals auf die Zeit der anderen Stücke an.

> -Wetterfleck (ovaler Fetzen mit Öffnung für den Kopf und von
> Kragen bis in etwa Taillenhöhe offen und mit Knebeln zum
> Verschließen und "Scheinschlaufen" für die Arme zum besseren
> "Handling"; Gabs damals so was oder ist das nur ne Erscheinung
> in der Trachtenmode?)

Tarchetenmode, allerdings gibt es ähnliche Dinge auch im Mittelalter. Kommt wieder auf die Zeit an.

> -Bundhaube (mir gefallen die Bundhauben die man meistens sieht
> nicht besonders, da bei denen meistens am Hinterkopf so ein
> hässlicher Spitz wegsteht, allerdings ist mir das bisher nur
> bei Bundhauben die nur eine Mittelnaht haben aufgefallen;
> ändert sich das wenn die Haube aus mehreren Teilen
> zusammengesetzt wird? wenn ja, gibts dafür Schnitte? Und wieder
> die Frage, gefüttert?)

Ja, es ändert sich, nein nicht füttern, für das Mittelalter erstmal nur aus weißem oder naturfarbenen Leinen.

Auf gar keinen Fall ein Barett. Geht gar nicht!

Alles in allem solltest du dir über die Darstellung bewußt werden, da du im moment munter hoch- und spätmittelalter mischst. Surcot und Schamlatzhose macht zusammen nicht viel Sinn. Wenn es ein knielanger Surcot sein soll, gehören dazu Beinlinge, Bruche, eine Cotte, Bundhaube, eine gerade geschnittene Gugel.

Wenn es Schamlatzhose sein soll, gehört dazu ein Wams, eine Schecke, eine Kappe. Die Gugel darf dann auch verziert sein.

> Grundsätzlich wollte ich die Nesteln die an der Gewandung
> vorkommen mit Nestelspitzen ausstatten, allerdings geben diese
> Teile einen solch... gehobenen Eindruck und ich könnte mir
> nicht vorstellen dass sich ein Hochmittelalterlicher
> Unterschichtler dachte: "Mh ich werde mein letztes Hab und Gut
> wohl gegen ein paar Nestelspitzen eintauschen". Liege ich da
> falsch?

Nesteln bräuchtest du nur bei der spräteren Variante. Bei Beinlingen sieht man die eh nicht und daher kannst du auf die Nestelspitzen gut verzichten.
Bei der späteren Variante solltest du Nestelspitzen verwenden, die waren auch damals schon Massenware.


> Ich hab mal gelesen dass jeder Bewohner einer Siedlung die
> Pflicht hatte einen gewissen Grundstab an Kampfausrüstung zu
> besitzen um in regelmäßigen Abständen Stadtwache in den
> nächtlichen Straßen zu schieben.

Das stimmt für Städte und auch da nur für die Bürger. Bauern in einem Dorf mußten das gewöhnlich nicht. Wobei diese Pflichten ein kompliziertes Feld sind und von der Gegend und diversen Rechten und Pflichten abhingen. Eine generelle Aussage kann hier nicht gemacht werden.

> Allerdings habe ich im Moment
> kein Geld für Rüstung (wenn ich mir was zulege dann wäre dass
> eine gepolsterte Bundhaube samt Kettenhaube und Tellerhelm und
> ein dünner Gambi mit der Lederbrigantine vom Lederturm (scheint
> mir unter den verbreiteten "Larp-Brigantinen" die ordentlichste
> zu sein)).

So eine schöne Ausrüstung mit einer Leder-brigantine verschandeln? Bitte nicht.

> Aber wie siehts mit Waffen aus? Am besten würde mir
> eine Bauernwehr (=Sax?) gefallen, aber gabs die zu dieser Zeit
> schon? Denn im Geschichtsunterricht hab ich von diesen Waffen
> erst zur Zeit der Bauernkriege Anfang 15-hundert gehört (was
> aber nichts heißen muss bei unserem oberflächlichen
> Unterricht).

Sax ist nicht gleich Bauernwehr. Der Sax ist seit der Völkerwanderung bekannt und mit Sicherheit ist daraus die Bauern- oder Hauswehr entstanden. Letztere gibt es seit dem Hochmittelalter und war ausgesprochen weit verbreitet und konnte zwischen Messer und Kurzschwert jede Länge haben.

Sax


Bauernwehr


Schöne Grüße

Andrej



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Thema geschrieben von Datum/Zeit
Eine Frage des Standes Kiron 2006-11-11 01:19
Re: Eine Frage des Standes Andrej Pfeiffer-Perkuhn 2006-11-11 08:30
Re: Eine Frage des Standes Kiron 2006-11-11 14:08
Re: Eine Frage des Standes Andrej Pfeiffer-Perkuhn 2006-11-12 08:55
Re: Eine Frage des Standes Kiron 2006-11-12 16:59
Re: Eine Frage des Standes Cataldo 2006-11-12 17:23
Re: Eine Frage des Standes Andrej Pfeiffer-Perkuhn 2006-11-12 17:33
Re:Schnittmuster Ayra 2006-11-11 09:36
Re: Eine Frage des Standes Cataldo 2006-11-11 13:19
Re: Eine Frage des Standes Kiron 2006-11-11 14:13
Re: Eine Frage des Standes Cataldo 2006-11-11 18:04


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