Das sind ja eine Menge unterschiedlicher Fragen auf einmal. Schön dass du dich schon von selbst ein wenig umgehört hast, dann braucht man ja nicht den ganzen Käu wieder aufkochen. ;-)
Ich würde zum Anfang raten: Überlege, was du machen willst. Also ganz profan: Womit will ich meine Zeit verbringen, was macht mir Spaß und was tue ich ungern? Das mit dem Waldläufer ist ein gutes Beispiel, denn warum einen Waldläufer spielen wenn einem das waldlaufen keinen Spaß macht?
Die nächste Frage ist dann: Wie verhalte ich mich so, dass meine Mitspieler auch etwas damit anfangen können. Also wie stelle ich meine Tätigkeiten gut dar, was gibt es für Wege, ins Spiel zu kommen, wo bieten sich Möglichkeiten, anderen Charakteren Hilfeleistung zu geben oder selber darum zu bitten. Denn je mehr man voneinander abhängig ist, desto mehr kann man als Gruppe agieren, zusammenarbeiten und den Leuten die Spezialaufträge zuschanzen, deren Charaktere am besten dafür ausgelegt sind.

Dazu dient die Spezialisierung/Klassifizierung. Nicht dazu, dass du ein Etikett auf dem Charakterbogen stehen hast sondern um deinem Charakter eine Richtung zu geben, etwas, was ihn von anderen unterscheidet und was er besser (darstellen) kann als andere. Je mehr unabhängige Elemente man in einer Figur zu vereinen sucht, desto eher besteht die Gefahr, dass der Charakter zum undefinierbaren "Mischmasch" verkommt, der völlig in der Masse untergeht. Abgesehen davon ist auch irgendwann eine Grenze erreicht, ab der das ganze unglaubwürdig wird. Wo soll denn ein relativ junger Charakter all das gelernt haben was er kann? Kennst du im wirklichen Leben eine Menge "Soldaten/Einbrecher/Mechaniker/Ärzte/Bauarbeiter/Pfarrer/Juristen", alles in einem? Viele Spieler haben Angst, wenn sie sich auf eine Richtung festlegen würden sie sich Möglichkeiten zum Spiel verbauen, aber das Gegenteil ist der Fall: Wenn ich auf der Suche nach jemandem bin, der etwas für mich erledigt, dann suche ich mir einen Spezialisten, der auch danach aussieht, als ob er sein Handwerk beherrscht und keinen Generalisten, der zufällig in der Gegend herumsteht. Außerdem ergeben sich mindestens ebensoviele Spielsituationen daraus, etwas nicht selber zu können und Hilfe zu suchen.

Gerade bei der Beschreibung die von deinem Charakterkonzept lieferst sehe ich dieses Problem ganz deutlich. Der von dir beschriebene Charakter fällt für mich genau in das Schema des uninspirierten "Abenteurers", dessen Spieler nichts interessantes eingefallen ist und der sich darum erstmal ein Schwert gekauft hat. Hier sehe ich nichts, was auf nur eine der von dir beschriebenen Klassen oder Tätigkeiten hinweist. Dein Charakter hat keine Ausbildung, keine Ideale, keinen Glauben, keine Ziele und nichts, was ihn von den tausend anderen "Abenteurern" unterscheidet. Dafür hat er teure Waffen, ohne daran ausgebildet zu sein, aber nicht mal einen Helm auf dem Kopf.

Ich empfehle dir dringend, dich insbesondere für einen Einstiegscharakter auf einen oder zwei Charakterzüge zu konzentrieren, und die aber dann auch mit vollem Einsatz umzusetzen. Wenn du Lust hast, dich als Schreiber zu verdingen dann überlege: Wie kann so ein Charakter aussehen? Wie könnte er sich schon durch sein Aussehen zu erkennen geben? Gleiches gilt für einen kämpferischen Charakter: Wenn du so jemanden spielen willst, dann solltest du dich darauf konzentrieren und nicht nur eine Waffe, sondern auch einen Helm und rudimentäre Rüstung zeigen. Dafür kannst du dann gut das Schreiben, beten und durch-den Wald-kriechen deinen Mitspielern überlassen.
Die meisten von uns sind keine begnadeten Schauspieler, und gerade deswegen sollte man sich eine gute Basis für's Spiel legen und den Mitspielern schon vor dem Kontakt Möglichkeiten zu geben, deine Rolle zu erkennen und gezielt anzuspielen.