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Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen
geschrieben von: Anonymer Teilnehmer
Datum: 2006-02-26 22:05

Zitat von

Historisch orientiertes Larp heißt nicht automatisch, dass die Währung auch historisch orientiert ist

Wäre ein historisch orientiertes LARP dann noch ein historisch orientiertes LARP?

Zitat von

Wer mit 10 Silber (= 1 Gold) im Säckchen rumläuft, ist ein reicher Mann, zum Bauerssohn passt das wohl nirgendwo so ganz.

Viele "freie" Bauern waren wohlhabender als eine zunehmend verarmende Ritterschaft.

Dazu kommt: welches Silber? Im "historisch orientierten" LARP wäre eine Umrechnung von 12:1 eigentlich korrekt, 10:1 eine einfachere geeignete Annäherung. Allerdings: dies gilt nur bei gleichem Gewicht. Eine große "Goldmünze" im klassichen Sinn würde im Gewicht wohl - ganz grob - einem Schilling (d.h. einer großen Silbermünze) entsprechen. Das Silber von dem wir reden wenn wir von 2 Silberpfennigen am Tag als klassischer Soldatenentlohnung über Jahrhunderte reden ist aber "Kleingeld", von dem 12 Stück auf den Schilling (das große Silberstück) gehen.

D.h. selbst wer 30 Silberstücke "Sold" mit sich rumschleppt hat demnach trotzdem nur 1/8 eines "Goldstückes" (welches, je nach Größe, etwa 240 Silberpfennige wert wäre), und ist keineswegs ein reicher Mann, sondern jemand dessen "Vermögen" grade mal für zwei bis vier Wochen Lebensunterhalt reicht.


Silber ist nicht gleich Silber!

Ein historisches Beispiel: http://www.pewterreplicas.com/p/charles%20I%20coin%20set.jpg

Von Links nach rechts: Schilling, Sechspfennig, Kreuzer, Dreipfennig, Halbkreuzer, Pfennig, Halbpfennig. Bei einem Sold von "2 Silber" pro Tag redet man von einer Münze der Größe der 2. von rechts (etwa 1 cent Stück). Bein einer Goldmünze von einer der Größe der linken. Aber die meisten Orgas machen ja immer noch der LARP Konvention zuliebe lieber Gold/Silber/Kupfer anstatt Silber in verschiedenen Größen, wobei ich noch niemanden getroffen habe der nicht die kleinen Silberstücke als Kupferersatz angenommen hat.

Um einen kleinen historischen Exkurs zu wagen (auch wenn der vermutlich eh niemanden interessiert):

Zuerst muss man verstehen dass im Mittelalter teilweise ein (in Relation zu dem oft im LARP verwendeten typischen P&P Gold/Silber/Kupfer System) recht kompliziert erscheinendes Währungssystem verwendet wurde (welches in England in Teilen bis 1971 verwendet wurde).

Englisch:

1 £ (pound, lbs) = 20 shilling = 240 pence
1 m (mark) = 2/3 pfund = 13s 4d
1 s (shilling) = 12 pence
1 sixpence = 2 threepence = 6 pence
1 groat = 2 halfgroat = 4 pence
1 d (pence) = 2 halfpenny = 4 farthings

Übersetzt etwa:

1 Taler = 24 Schillinge/Groschen = 288 Pfennige
1 Pfund = 20 Schillinge/Groschen = 240 Pfennige
1 Mark = 2/3 Pfund = 13 Schillinge/Groschen und 4 Pfennige
1 Schilling/Groschen = 12 Pfennige
1 Mariengroschen = 8 Pfennige
1 Kreuzer = 2 Halbkreuzer = 4 Pfennige
1 Pfennig = 2 Halbpfennige = 4 Deut (oder Duit)

Französisch war es ähnlich:

1 livre tournois = 20 sol tournois = 240 deniers tournois
Allerdings war 1 livre tournois, um die Sache komplexer zu machen, nur etwa 1/4 englisches Pfund "Sterling" wert... Daneben gab es dann auch noch livre angevin, ecu, florin, usw.

1 Pfund = 7,3 Francs = 6,66 Florin = 5,9 ecu = 4 livre tournois = 4 livre angevin = 1,5 Mark

Ein Deut oder Duit, ist eine sehr kleine Münze, die seit dem Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geprägt wurde. Sie war anfangs aus Silber, dann ließ man nach und nach immer mehr Silber weg und ersetzte es durch ein billigeres Material. Ab 1573 bestand sie dann nur noch aus Kupfer.

Pennies: http://www.pewterreplicas.com/detail.asp?id=40
Kleingeld: http://www.pewterreplicas.com/detail.asp?id=42

Bereits ein Halfpenny ist eine sehr kleine Münze, deutlich kleiner als ein Centstück, während ein Schilling eher die Größe eines 1 oder 2 Eurostückes haben kann, allerdings etwas dünner ist.

Basis für dieses komplexe System war das sog. Karlspfund, welches Karl der Große im Rahmen einer Münzreform als neues Basismünzgewicht eingeführt hatte und welches neben die römische Libra (das römische Pfund mit ca. 327g, 12 damalige Unzen), welches im Sprachgebrauch für Münzen als Livre oder Lira erhalten blieb, trat. Auf das Karlspfund (lat. pondus caroli) kamen 20 (zuerst gar nicht als Münzen geprägte) Schillinge (lat. "solidi" genannt, daher die Abkürzing "s"). Auf den Schilling gingen 12 Denare (daher das "d" für die Pfennige), auf das Karlspfund also 240 Denare. Das Gewicht des Karlspfunds selbst wird auf ca. 408g bis 409g angenommen (16 "damalige" Unzen).

In frühmittelalterlicher Zeit wurden die Dinge in festen Relationen zueinander gesehen, die in Zahlen ausgedrückt wurden, aber die nicht überall dieselben waren: die Sachsen bewerteten im 8. Jhdt. einen Schilling mit dem Wert eines einjährigen Ochsen, die Normannen mit 40 Scheffeln Hafer (bei 29l pro Scheffel) bzw. 20 Scheffeln Roggen (zu je 59l), die Westfalen mit 30 Scheffeln Hafer (zu je 39l) oder 15 Scheffeln Roggen (zu je 78l).

Ab dem Hochmittelalter (11./12. Jhdt.) wurde das Karlspfund dann allmählich von der Mark abgelöst, weshalb man, besonders im englischsprachigen Raum, Pfund und Mark sehr lange parallel in Benutzung finden, mit der Mark zu 2/3 eines Pfundes bewertet (wobei sich in England, im Gegensatz z.B. zu Deutschland, das Pfund erhielt). Ursprünglich war die Mark wohl ein Gewichtsmass für 1/2 Pfund (8 Unzen), in Wirklichkeit aber zwischen 200g und 280g schwer, je nach Zeit und Region.

Die Münzverschlechterung führte zu einer Reduktion des Silbergehaltes von ca. 1,7g bei einem Pfennig um 800, um 1100 enthielt ein Pfennig noch knapp 1g, um 1300 etwa 0,3g bis 0,4g, um 1500 etwa 0,1g, im 17./18. Jh. dann noch umgerechnet 0,05g - bei gleichzeitig sinkender Kaufkraft des Silbers.

Gold
Die Münz-, Maß- und Gewichtsreformen Karls des Großen führten ausserdem zu einem festgelegten Silber-zu-Gold Wertverhältnis 12 zu 1, welches sich bis in die Mitte des 16. Jhds erhielt. Mittelalterliche Münzen bestanden ansonsten üblicherweise aus Silberlegierungen; Kupfer, Messing, oder Bronzemünzen gab es zwar auch vereinzelt, doch waren dies eher Ausnahmeerscheinungen. Goldmünzen kamen erst mit den späteren Kreuzzügen wieder etwas mehr in Gebrauch – um ca. 750 bis 1250 herum war wohl nur noch der Sudan eine zuverlässige Quelle für die benötigten Goldmengen, so dass Goldmünzen in dieser Zeit in Mittel und Westeuropa sehr selten waren, und nur in Süditalien, Spanien und Sizilien wurden unter arabischem und byzantinischem Einfluss überhaupt noch Goldmünzen geprägt.

Erst mit den Kreuzzügen kam genug Gold in den Westen um eigene Goldmünzen zu prägen - die durch den stetig sich ausbreitenden Handel auch dringend benötigt wurden. Ab 1252 wurde in Italien der Florin mit einem Gewicht von ca. 3,5g die bedeutendste Goldmünze des Mittelalters (bis 1422 gab es davon auch Viertelstücke, in der Renaissance auch Doppelstücke). Diese Münze fand mit der Zeit auch Nachahmer auf der anderen Seite der Alpen, allen voran der Gulden mit ca. 2,8g (später weniger).

Pfund und Markstücke gab es nicht aus Silber, diese wurden dann später in Werten von z.B. 10 oder 20 Schillingen als – relativ große Goldmünzen eingeführt – ein 10 Schilling Goldstück (z.B. der englische „Angel“) hätte die Größe eines 2 Eurostückes, ein 20 Schilling Goldstück (z.B. der englische „Sovereign“) war mit 4,3cm Durchmesser und einem Goldgewicht von 15,5g noch erheblich größer. Der "Ecu", die erste französische Goldmünze, hatte einen Wert von 10 sols tournois (d.h. 1/2 livre tournois), mit einem Goldgehalt von ca. 4,2g.

Angel: http://www.pewterreplicas.com/detail.asp?id=45
Sovereign: http://www.pewterreplicas.com/detail.asp?id=46

Ausrüstung
Wie viel Geld war nötig um ein Ritter zu sein? In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden in England Gesetze erlassen, durch welche sich jeder Landbesitzer mit Einkünften über 20 Pfund im Jahr zum Ritter schlagen lassen MUSSTE (einige versuchten sich nämlich vor den lästigen Pflichten der Ritterschaft, insbesondere des Beisitzens bei Gerichtsverhandlungen, zu drücken). Diese Grenze konnte aber je nach Region und Zeit zwischen 15 und 40 Pfund variieren. Für einen Bannerherren, d.h. einen Führer einer größeren Anzahl Ritter (im Durchschnitt damals 13) wurde im 14. Jahrhundert etwa 500 Pfund im Jahr als notwendiger Unterhalt angesehen.

Unter Richard I erhielten bezahlte Ritter 1 Schilling pro Tag, berittene und gepanzerte „Sergeanten“ noch 6 Pfennige (d.h. die Hälfte eines Ritters). Ein „Sergeant“ ohne Rüstung aber mit einem Pferd erhielt 4 Pfennige, und ein Sergeant zu Fuss noch 2 Pfennige. Kosten von Rüstungen

Zur Regierungszeit von König Johann Ohneland kostete ein großer Kettenpanzer 1 Pfund, ein etwas kleineres Kettenhemd 1 Mark. Zum Vergleich kosteten 15 große Zelte in der Regierungszeit von Edward II zusammen etwa 500 Pfund! Ein Haketon (aka. Gambeson) kostete 10 Schillinge. Ältere oder einfachere Rüstungen waren billiger (6 Schillinge 8 Pfennig für ein Kettenhemd mit Beinschienen in 1224).

Material der höchsten Qualität konnte natürlich auch erheblich teurer werden: Ein paar Beinschienen mit Kniebuckeln für Edward III kostete 16 Schillinge 8 Pfennige, ein paar Platenhandschuhe 6 Schillinge 8 Pfennige, ein Helm 2 Pfund und die bemalte Helmzier dafür nochmals 5 Schillinge. Zwei einfachere Beckenhauben des Königs kosteten zusammen 13 Schillinge 6 Pfennige. Am teuersten war aber das gepolsterte Unterzeug für die Pferdepanzerung mit 52 Schillingen 8 Pfennigen.

In 1324 war ein kompletter Kettenpanzer etwa 10 Mark wert, Beckenhauben 10 Schillinge, und ein Kriegsschwert 3 Schillinge 4 Pfennige (die Hälfte eines Bogens), komplette Beinpanzer 15 Schillinge, zwei Zelte zusammen 6 Mark.

Im Hundertjährigen Krieg kostete bei der Ausstattung einer Kriegsgaleere die einfachen Haketons (Gambesons) 5 Schillinge, die einfachen Beckenhauben mit Kettenschurz 3 Schillinge.

Neben miltärischer Ausrüstung konnte man aber auch enorme Mengen an Geld für andere Dinge ausgeben. Ein reich besticktes Tanzgewand (für einen Herren) aus 9 Meter Seide kostete im 14. Jhdt. 24 Pfund, das Hochzeitskleid einer Königin 54 Pfund.

Pferde
Eines der wichtigsten Ausrüstungselemente eines Ritters waren seine Pferde, wobei erwartet wurde dass man über eine seinem Stand gemäße Menge verfügte. Schon 1101 wurde festgelegt dass jeder Berittene drei Pferde haben solle. Früh im Hundertjährigen Krieg hatte ein Bischof sechs Pferde, jeder seiner Bannerherren fünf, jeder seiner Ritter vier, und jeder seiner berittenen „Sergeanten“ drei Pferde. Zur Zeit von Heinrich V wurde angenommen dass ein Herzog 50, ein Graf 24, ein Baron 16, ein „Sergeant“ vier und ein berittener Bogenschütze ein Pferd mit sich in den Krieg führen würde, wobei das zum Teil noch deutlich übertroffen wurde.

Gute Pferde konnten dabei irrsinnig teuer sein (und wurden im Verlauf des Mittelalters stetig teurer): Unter Heinrich II kostete ein Pferd üblicherweise 2 Pfund, sein teuerstes 6 Pfund 13 Schillinge 4 Pfennige. König Johann Ohneland bezahlte für 2 lombardische Pferde 38 Pfund 13 Schillinge 4 Pfennige, für fünf spanische Pferde 40 Pfund. Der Standardpreis war dann schon 30 Mark, konnte aber auch bis 50 Pfund für ein Schlachtross werden. 1358 importierte der König von England 38 Pferde für 3000 Pfund. Edward II kaufte 1337 ein Schlachtross für 168 Pfund 15 Schilling. Aber auch ein Pferd für 10 Pfund galt schon als königliches Geschenk. Der Durchschnittspreis eines Pferdes lag 1282 bei 8 Pfund 10 Schilling, in 1337 7 Pfund 12 Schilling, in 1339 16 Pfund 8 Schilling und in 1359 wieder bei 9 Pfund.

Dazu kam noch der Unterhalt: ein Pferd kostete im Unterhalt etwa soviel wie ein Soldat verdiente: 2 Pfennige am Tag im Winter, 1 Pfennig pro Tag im Sommer.

Allerdings war es üblich dass im Kampf verlorene Pferde durch den Betreiber des Feldzuges ersetzt wurden - ein Verfahren (genannt "restor") welches, wie man sich vorstellen kann, auch zu erheblichen Streitereien führen konnte. Ab dem 14. Jhdt. wurde zunehmend auf diese Kompensation verzichtet - allerdings erhielt dann der "Betreiber" auch einen erheblich kleineren Anteil an der Beute. Bei Feldzügen mit "Kompensation" waren 30% Anteil der Beute für den Betreiber (z.B. den König) durchaus üblich.

Gefolge
In der Zeit von Edward I hatte ein Bannerherr (d.h. ein höher stehender Ritter) ein durchschnittliches Gefolge von 13 bis 15 Personen. 1322 dann 21 (bis hin zu 40). 1341 waren es schon 30 im Durchschnitt, 1359 schon 60. 1369 waren es dann fast 200. Dieses Gefolge setzte sich wiederum aus niedriger stehenden Rittern und Knappen bzw. Sergeanten und Bogenschützen zusammen. Bemerkenswert ist dabei dass die persönliche Bindung zwischen Gefolge und Herrn eher lose war, und das Gefolge einer starken Fluktuation unterlag.

Desweitern darf man sich von der Durchschnittsgröße eines Gefolges nicht täuschen lassen: Einige wenige Gefolge waren zwar sehr groß, die Mehrzahl jedoch eher klein. In der 1300er Kampagne gegen Schottland findet man z.B. nur ein einziges Gefolge mit ca. 65 Personen, 5 weitere mit 20 oder mehr Personen, 13 mit 10 oder mehr Personen, die restlichen 37 Gruppen waren kleiner als 10 Personen, 24 davon sogar mit 5 oder weniger Personen, davon wiederum 7 sogar mit nur 2 Personen. Es war also durchaus nicht unüblich dass ein Ritter nur mit einem Gefolge von einem bis drei Mann unterwegs war.

Ritter und Knechte
Wie aber setzten sich Truppen zusammen? Unter Edward I war ca. ¼ bis 1/3 der englischen Reiterei Ritter, woran sich bis zum zweiten Drittel des 14. Jhdts. wenig änderte.

1282 = 28% Ritter
1300 = 22% Ritter
1322 = 24% Ritter
1337 = 18% Ritter
1343 = 22% Ritter
1350 = 24% Ritter
1369 = 27% Ritter
1373 = 13% Ritter
1375 = 5% Ritter
1380 = 6,5% Ritter
1415 = 8% Ritter
1437 = 3,5% Ritter
1441 = 2,4% Ritter
1443 = 1,3% Ritter

Besoldung
Unter Henry II erhielten Ritter 1 Schilling pro Tag, „Sergeanten“ aber nur 8 Pfennige. In der Regierungszeit von Johann Ohneland wurden es dann 2 Schillinge am Tag für einen Ritter, und 1 Schilling am Tag für einen „Sergeanten“. Infanterie erhielt 2 Pfennige am Tag, „Vintenars“, also Führer von 20er Gruppen, erhielten 4 Pfennige am Tag. Die 2 Pfennige am Tag wurden für sehr lange Zeit zur Standardbezahlung für einfache Soldaten und lagen über dem Verdienst eines einfachen Arbeiters, aber unter dem eines qualifizierten Handwerkers, und entsprachen etwa 2 Pfund im Jahr (im Vergleich zu den ca. 20 Pfund eines einfachen Ritters). Ein Bannerherr erhielt demnach üblicherweise 4 Schillinge, ein Ritter 2 Schillinge, ein Sergeant 1 Schilling am Tag. 6 Pfennige am Tag gab es für für einen leichten Berittenen, oder einen berittenen Bogenschützen, 3 Pfennige am Tag für einen Bogenschützen und für Seeleute, und 2 Pfennige am Tag für den einfachen Soldaten (ab dem späten 14. Jhdt. dann auch 3 Pfennige), wobei dies auch von der Ausrüstung abhängig war: ein halbgerüsteter Soldat konnte gegenüber einem ungerüsteten 3 Pfennige erwarten, ein vollgerüsteter sogar 4 Pfennige am Tag.

Interessant auch, dass z.B. Belagerungstechniker, d.h. Bauer und Betreiber von Belagerungsmaschinen, trotz der Bedeutung ihres Berufes, relativ schlecht verdienten - selbst die berühmtestesn erhielten weniger als ein Bannerherr, und die meisten wurden wie gewöhnliche Handwerker bezahlt.

Für besonders unbeliebte oder gefährliche Situationen konnte auch mehr (häufig dann das Anderthalbfache, oder das Doppelte) bezahlt werden, sehr einfache Situationen, wie das Warten zur Einschiffung auf einer sich erst sammelnden Flotte, wurden z.T. dann auch nur mit halbem Sold, oder noch weniger, bezahlt.

Dabei ist wichtig dass diese Beträge in erster Linie gar nicht dazu dienten den Soldaten zu "entlohnen", sondern damit er sich versorgen und ausrüsten konnte, denn die Versorgung war nicht im Sold inbegriffen. Die Auszahlung erfolgte in regelmässigen Abständen (manchmal quartalsweise), und war, wie man sich aufgrund der hohen Fluktuation der Truppen vorstellen kann, ein höchst aufwändiger Vorgang.

Neben dem Sold gab es auch andere Formen der Be- und Entlohnung, von freier Verpflegung bis hin zu regelmäßig ausbezahlten Boni die etwa 1340 eingeführt wurden: z.B. mit 100 Mark pro Quartal für jeweils 30 Sergeanten. Sehr wichtig war, neben den Lösegeldern für gefangene Gegner, auch die gemachte Beute, an der jedem ein Anteil zustand. Für denjenigen der sich nicht um den Rücktransport in die Heimat kümmern konnte oder wollte (und z.B. bei Vieh war das natürlich nicht unproblematisch) gab es oft die Möglichkeit diese direkt im Tross gegen Bares zu verkaufen - und vielen war sicher der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach.

Ebenfalls war es üblich pauschale Vorschüsse auszuzahlen, und diese dann mit späteren Forderungen zu verrechnen. Z.B. erhielten die meisten Truppen von Johann Ohneland in 1210 für den irischen Feldzug Vorschüsse von 1 oder 2 Pfund pro Person.

Allerdings reichte das Geld oft nicht für komplette Feldzüge aus, so dass die Krone oftmals hoch verschuldet war bei den höheren Adligen, die die Beträge für ihr Gefolge auslegen mussten.


Lösegeld
Eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zwischen mittelalterlicher und moderner Kriegsführung ist das Konzept des Lösegeldes. Für einen Adligen konnten Turniere gefährlicher sein als Schlachten, bei denen die meisten Gegner lieber versuchen würden sich Gefangene zu sichern als diese zu töten. Dabei konnten die Lösegelder, besonders für höher gestellte Adlige, enorme Höhen annehmen:

Conan, Sohn des Vicomte von Leon, ca. 1200 = 1.000 Pfund
König Richard I, ca. 1220 = 150.000 Mark
John de St. John, 1297 = 5.000 Pfund
Guy, Bastard von Flandern, 1337 = 8.000 Pfund
Herzog von Eu, 1346 = 12.000 Pfund
Charles von Blois, 1347 = 17.000 Pfund
König Johann von Frankreich, 1356 = 500.000 Pfund
Bertrand du Guesclin, 1366 = 20.000 Francs
Thomas Felton, 1379 = 30.000 Francs
Sohn des Charles von Blois, 1387 = 16.500 Pfund
Robert Lord Hungerford, 1453 = 8.000 Pfund

Allerdings konnte auch schon ein kleines Lösegeld von 10 Pfund für einen Ritter für den einfachen Soldaten, der vielleicht 2 Pfund im Jahr verdiente, ein kleines Vermögen darstellen - und für den Ritter den finanziellen Ruin seiner Familie. Kein Wunder also dass Streitigkeiten um Lösegelder keine Seltenheit waren, denn es konnte im Chaos einer Schlacht durchaus dazu kommen dass sich ein Besiegter mehr als nur einem Gegner ergab, und jedem ein Pfand für sein Lösegeld überlassen musste.

Wie bei anderen Beutestücken konnte es durchaus vorkommen dass ein Gefangener, insbesonders ein hochrangiger, an Vorgesetzte gegen Bezahlung eines Teils des "Wertes" des Gefangenen abgetreten wurde - der Soldat hatte dann sein Geld sofort, sich das Wohlwollen seines Vorgesetzten gesichert, und musste sich nicht um die ganzen Formalitäten und damit verbundenen Risiken kümmern. Manchmal wurden Gefangene auf Ehrenwort, oder gegen eine Anzahlung freigelassen, manchmal verbrachten sie Jahre in Gefangenschaft. Berühmt geworden sind Geschichten von gefangenen Rittern, welche auf Ehrenwort entlassen das Lösegeld nicht zusammenbringen konnten und sich daraufhin wieder freiwillig zurück in die Gefangenschaft begaben um ihre Ehre zu retten.

Nach der Niederlage von Poitiers nutzten einige der französischen Gefangenen die zwar jahrelange aber doch sehr lockere "Gefangenschaft" am englischen Hofe um persönliche und diplomatische Beziehungen zu knüpfen, oder traten gar in den englischen Dienst über.

Desertion, Fahnenflucht, Verrat
Während heute Fahnenflucht als sehr ernsthaftes Vergehen gesehen wird darf man dies nicht unreflektiert auf das Mittelalter projizieren. Die Treue eines Mannes galt nicht einem Land, oder einer Nation, sondern einer bestimmten Person, einem Anführer. Fahnenflucht sowie Verrat wurden also als (oft entschuldbare) Vergehen gegen diese Einzelperson, nicht gegen den Staat an sich, gesehen.

So war es nicht unüblich dass sich 20% bis 30% einer Truppe noch vor dem Einsatz verdrückten - als Strafe drohte ihnen oft nur Zwangsrückerstattung des bezahlten Soldes oder Vorschusses, wenn man sie denn überhaupt erwischte. Bei Rittern war die Situation noch viel komplizierter: fast jeder war eingebunden in ein hochkomplexes Beziehungsgeflecht von Verpflichtungen zwischen Lehensherrn, Oberbefehlshaber, Familie der Mutter, Familie des Vaters, Jugendfreunden und Kampfgefährten, aber auch alten Feindschaften und Abneigungen, usw., gewürzt mit persönlichen Ambitionen, so dass man nicht von den einfachen Loyalitätsprioritäten, wie man sie etwa bei einem Samurai erwarten würde, ausgehen darf.

Eine berühmte Geschichte dazu ist von William Marshall, dem "besten aller Ritter", der von König Henry II (dem er Treue schuldete) Erlaubnis einholte für den jungen Henry, den Sohn des Königs (dessen ritterlicher Lehrmeister er war) mit dessen Mutter gegen den König selbst Krieg führen zu dürfen - welche auch erteilt wurde.

Wechsel der Treue noch während einer Schlacht kamen ebenso vor wie tränenreiche Gnadengesuche und deren ebenso tränenreiche Gewährung.

Söldner
Häufig werden Söldner ausschliesslich für einfache Soldaten, kaum besser als Strassenräuber, gehalten, wie es für die französischen Cottereaux oder die flandrischen Brabanzonen sicher auch zutrifft, genauso wie auf Kompanien genuesischer Armbrustschützen o.ä..

Daneben aber gab es aber auch stets eine große Zahl an Rittern, für die praktisch alle Parameter eines Söldners genau so zutrafen. Niederländische Ritter kämpften in englischem Sold, englische Ritter in französischem, usw. - und diese waren häufig wichtiger als die "einfachen" Söldner - denn an schlecht ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Soldaten fehlte es selten im eigenen Land - und wenn wurden die Gefängnisse geleert und jedem der sich einschrieb die Begnadigung versprochen, egal wie abscheulich seine Verbrechen.




Thema geschrieben von Datum/Zeit
Larp geld bratac 2006-02-22 12:26
Re: Larp geld Anonymer Poster 2006-02-22 13:18
Re: Larp geld FinLaure 2006-02-22 15:42
Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Hana 2006-02-24 17:24
Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Daelen 2006-02-25 11:28
Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Cartefius 2006-02-26 00:20
Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Daelen 2006-02-26 15:53
Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Anonymer Teilnehmer 2006-02-26 21:38
Re: Falsch - pauschal lässt sich das nicht sagen Anonymer Teilnehmer 2006-02-26 22:05
anleitung fürs forum scout 2006-02-23 11:16
Re: Larp geld bratac 2006-02-24 16:26
Verteilung: viel Kupfer, wenig Silber; Menge je nach Con Hana 2006-02-24 17:06
Verteilung: kein Kupfer, viel Silber; Menge je nach Con Anonymer Teilnehmer 2006-02-26 22:17
Re: Verteilung: kein Kupfer, viel Silber; Menge je nach Con Karsten Dombrowski 2006-02-27 15:56
schwierig ... Siobhan 2006-02-27 11:18
Re: Larp geld bratac 2006-02-27 14:09
Re: Larp geld Aldaris 2006-02-27 23:09


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