Die Rüstungen des 15. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum waren Produkte des Zunftsystems und daher Qualitätskontrollen unterworfen. Ich kenne eigentlich kein Teil, das direkt einem Handwerker zuzordnen ist, das unter die durchaus verbreitete Kategorie Schund einzuordnen ist. und das obwohl damals Schund gebaut wurde der selbst den allerschlechtesten Larprüstungsdenglern die Tränen in die Augen treiben würde.

Das endet sehr pünktlich mit dem Ende des Jahrhunderts, beispielsweise mit dem Umzug der Werkstatt in Innsbruck nach Prag. Danach gibt es aufgrund der immer verbreiteteren Manufakturfertigung Rüstungen die wirklich übel daher kommen und selbst im Bereich der besseren Rüstungen (die ganz edlen Stücke mal ausgenommen) ist der Niedergang stark spürbar. Das Härten der Rüstungen verschwand ganz und statt dessen wurde das Material einfach dicker, die Geschübe wurden einfacher gefertigt und das wesentlich simplere Armzeug wurde eher primitiv an Kragen oder Brustplatte befestigt. Sicher ist auch die Rüstung des 16. Jahrhunderts allein betrachtet großen Kunsthandwerk, der direkte Vergleich mit dem 15. Jahrhundert schadet diesem Bild aber erheblich.

Das Zeughaus in Graz zeigt nun eben diese Massenware des 16. Jahrhunderts und sollte daher für eine Betrachtung Spätmittelalterlicher Rüsttechnik nicht herangezogen werden.
Wer aber an Zeughäusern oder der Waffenkunde des 16. Jahrhunderts Interesse hat sollte unbedingt nach Graz und sich das ansehen. Allein die Masse läßt einen wieder einmal über die Leistungen unserer Vorfahren staunen.

Aus diesem Grund und eben, weil mit dem 16. Jahrhundert das Thema ebensowenig getroffen wird wie mit dem Zwinger in Dresden, habe ich Graz nicht erwähnt.

Schöne Grüße

Andrej



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