Da ich schon seit langem darüber nachdenke, warum es auf Larps Salonfähig ist bei beginnender Dunkelheit OT Lieder zu singen und zu spielen, ferner in einer Qualität unter aller Sau,was ich oft genug beklagt habe, habe ich mal nach Lösungen dieses Dilemmas gesucht. Ich widme mich damit also dem Sektor der geradezu wie heiligen verehrten, sogenannten "Barden". Die OT Einstellung zu diesem Völkchen könnte man so beschreiben: "Schnell, lassen sie mich durch ich habe eine Gitarre!"
Ob ein Dauerkämpfer wie ich da Ahnung von hat? Mal sehen...

Folgendes sieht mir als Grundsatzliste für Bardencharaktere ganz brauchbar aus:

1. Wer (als Barde) nicht singen kann, soll die Klappe halten.

-Im realen Leben quasi ein Naturgesetz, und das aus gutem Grund. Schlechter Gesang geht auf die Nerven und nützt keinem was. Üblicherweise führt er zur Blamage, wenn der Alkoholgehalt der Zuhörer nicht lebensgefährliche Mengen überschreitet. Darüberhinaus ist Instrumentalmusik (also nur Musik durch Instrumente) doch auch was schönes.

2. Melodien der letzten Charts CD mit Larpbezogenen Texten bringen keine IT Stimmung.

-Ganz einfaches Konzept. OT Musik sorgt für OT-Stimmung (aber Hallo, BigPimpin' !) Aber im IT ist OT-Stimmung eher unpassend.

3. "Klassische" Mitgröhl-Lieder ("What schall we do...usw.") ohne Bezug zum Larp in englischer Sprache sind noch OT-hafter als die in deutscher und gehören wie diese schlichtweg nicht aufs Larp.

-Was denken sich die Leute eigentlich dabei? Ist nach 20:00 Tavernenouttime angesagt? Wo steht das? Habe ich das bisher übersehen? Fremdsprachen sind tabu. Es sei denn Magier fangen an auf Latein zu singen... (Quando in tabernam sumus, oder wie ging das?)

4. Auch beim begeistertsten Teufelsgittaristen bleibt der Text nicht ohne Inhaltsprüfung. Man sollte schon wissen was man wo singt.

Da hört man von Umstürzen, bösen Adligen die ganz schlimme Sachen machen, von Mord und Totschlag usw. Und die Herren Adligen singen da auch noch begeistert mit! Da ist das Publikum gefordert! Knüppel aus dem Sack und den aufrührerischen Bänkelsänger aus dem Lager gejagd, zack zack, geht schneller als Haare waschen!

5. Drei Akkorde machen noch keinen "Barden".

Mir ist es sowieso schleierhaft warum jemand, der anscheinend ein OT begeisterter Gitarrenspieler ist, sich für seine Darbietungen nicht mehr einübt als drei Akkorde. Wenn man einen Barden spielt dürfte doch ein wenig mehr drin sein, oder?
Diese sagen wir mal Hobbybarden sind es auch, die im Endeffekt die Halb-OT Sauf-und Gröhllieder einstimmen.
Überhaupt, Charakter wo bleibt deine Würde? So viele Leute spielen ja ganz ganz hohe Adlige mit ganz ganz tollen Sachen, aber was den Musikgeschmack angeht scheinen sie wohl rein OT zu denken(und ich trauere um deren OT Geschmack...). Wenn sich da einer vor den Augen des Kronrates seine zwei Akkorde zum Seemanswecklied herunterleiert, warum läßt sich das die feine Gesellschaft gefallen? Weils grad so schummrig wird beim 2ten Holsten Pilsener aus der Flasche?

6. Es gibt höllisch ambientige Gitarrenmusik. Der Mehraufwand an Übung lohnt sich auf jeden Fall!

Nun bin ich wahrhaft kein Gitarrenexperte, aber so schwer kanns doch nicht sein mal ein mittelalterlich klingendes Stück einzuüben. Da kann man doch sicher bei der spanischen Gitarrenmusik abkupfern und selbst rumbasteln, oder mal nachsuchen. Und auf halbgare Texte oder jaulenden Gesang kann ich da gerne verzichten. Ein stimmungsvolles Gitarrensolo im Hintergrund des Tavernenrauschens reicht völlig aus.
Ich habe mir letztens einige Stücke angehört und war hellauf begeistert, was man aus diesem Instrument an Stimmung rausholen kann, ohne gleich den armen Seemann wecken zu wollen.
Man hört selten "gute" Gitarrenspieler auf dem Larp, aber sollte ich welche treffen, dann bin ich mehr als bereit das mit IT Geld zu honorieren.

Für das Publikum kenne ich eigentlich nur einen Grundsatz:

"Don't drink and sing!"
Der Moment in dem mir dieser Leitsatz kam liegt nun schon einige Jahre zurück, es war auf dem Drachenfest01. Müde und verschlafen ging ich nachts zu unserem Vorratszelt um da eben Vorräte zu holen, da höre ich plötzlich vom Nachbarlager, das 10m Hügelabwärts lag, eine merkwürdig vertraute Weise. Bei genauerem Hinhören offenbarten sich mir alle Klassiker im Stile von "Lady in black"(oder so ähnl.).
Vollkommen enthemmt gröhlend saßen da Charaktere verschiedensten Ranges und verschiedenster Herkunft mit ihrem vom Bier getrübten Blick und schwankten zu den Tönen eines sein Haupthaar wild schüttelnden Gitarristen, der immerwieder durch lautes Zurufen an seine "playlist" erinnert wurde.
Ehrlichgesagt hätt ich da fast den Kopf gegen den nächsten Baum gerammt...

Alles in allem bleibt zu sagen, daß der "Barde" im Larp bisher ein lockeres Leben zwischen Verbrechen, Drogen und Rock&Roll führte, ohne daß jemand sich damit beschäftigt hat, was der Bursche da überhaupt zum besten gibt.
Wie bei allen Charakteren muß man sich aber auch beim unantastbaren Barden fragen, ob der überhaupt Qualität liefert. Spielt der seine Rolle überhaupt einigermassen passabel? Bereichert er überhaupt das Rollenspiel?

Mit diesen Fragen macht man sich sicher nicht viele Freunde(unter den "barden", hehe), wird doch jede Kritik an den Göttern mit der Gitarre durch ein "Machs doch besser!" oder ein "Sei doch froh, daß es überhaupt Musik gibt!" oder gar ein "Wieso? den Leuten gefällts doch!" abgewiesen.

Aber wäre es nicht an der Zeit, dem Barden mal auf den Qualitätszahn zu fühlen? Brauchen wir Halb-OT Gesänge und Klänge in Larp-Tavernen?

Thorger Sturmwolf

PS:
Ich nehme mal ab jetzt meinen Charakternahmen, nach Jahren des Forumsschreibens als D.P. .