Hallo,

massiv auftretende Uniformen im Zivilleben sind ja auch eine deutlich spätere Erscheinung.

Der Wildbann war ein relativ hoch gestelltes Herrschaftsrecht, d.h. zumindest bis ins 15. Jhdt (wo alle möglichen Rechte immer mehr auf untere Ebenen verschachert wurden), eher bei Fürsten und deren direkten Vasallen (Grafen) anzutreffen. Die konnten natürlich an Ritter Kunibert ein Eckchen Wald zu dessen persönlicher Jagd-Belustigung weitergeben, das Komplettpaket ist aber wohl zu kompliziert für niedrigere Lehnsleute. Es geht ja nicht nur darum, den Zwölfender zu erledigen:

- die eigenen Bauern vor Wölfen, Wildschweinrotten etc. schützen (also die Vermehrung der Viecher gering halten)
- Rodungen und Holzeinschlag kontrollieren (und wenn ein neues Burgtor fällig ist, das auf die Fron-to-do-Liste setzen), damit keiner mehr Brenn- und Bauholz holt, als er darf.
- "Straßen" von Unterholz freihalten (glücklich, wer das Recht hat, "Geleit" in seinem Herrschaftsgebiet zu geben, und den Kaufleuten mit ihrem Salzkarren ordentlich was dafür abnehmen zu können).
- aufpassen, dass sich keiner unrechtmäßig am Hochwild bedient.

Also ein ganz nettes Paket Arbeit für einen Profi - und nix, was der Graf so nebenher selber erledigen will, da wär er ja das ganze Jahr nur beim über-die-Dörfer-reiten und Baumstämme zählen. Echte Verwaltungsarbeit kommt halt mit zunehmender Organisation des Staatswesens immer mehr in die Hände von Fachleuten. D.h. der Graf im 9. Jhdt. hat das vielleicht noch selber gemacht, im 15.Jhdt. war die Welt schon so voll und kompliziert, dass da ein Oberförster sicher nicht das Bild stört.


Bernd