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Essay über die Götterwelt aus Danglar
geschrieben von: Terandir
Datum: 2004-04-22 16:52

"... es scheint in der Geschichte aller Gottheiten dieser Welt eine Konstante zu geben: ihre eindeutige Dependenz von Hörigkeit. Ganz gleich wie böse, ganz gleich wie gut, alle sind sie auf der Jagd nach dem, was der gemeine Mensch den Gläubigen nennt. Wie ist das zu deuten? Was ist das Besondere daran, gefürchtet oder geliebt zu werden von etwas, was aus der Sicht eines übernatürlichen Wesens nur ein Wurm, ein Staubkorn, ein jämmerliches Nichts ist? Es muß etwas Elementares, Bedeutsames sein. Was aber ist elementar?

Ein jedes Wesen strebt danach, seine Existenz fortzusetzen und seine Art zu erhalten. Da ein Gott ja nicht der Vermehrung zustrebt, auch wenn sie ihm in der Regel nicht unmöglich ist [...], bleibt nur die Existenzerhaltung als elementarstes Bedürfnis. Auch ist uns und all unseren Scholaren nie ein Fall bekanntgeworden, in dem sich ein Gott nach dem Untergang seines Volkes ein neues Volk gesucht hätte - stets begleitete der Untergang des Gottes den des Volkes. [...] All dies läßt uns darauf schließen, das der Glauben eines Sterblichen für einen Gott die Basis seiner Existenz ist.

Allerdings scheint auch die Zahl der Gläubigen für die Macht des Gottes entscheidend zu sein. Je größer das Volk und je tiefer der Glauben, umso mehr wächst die Macht des Gottes, umso mehr Wunder vermag er zu wirken. Insofern erscheint es nur logisch, das die Götter nach einer Vermehrung ihrer Gläubigen streben, da es sie direkt zu stärken scheint. Hingegen scheint der Verlust von Gläubigen die Macht der Götter direkt zu verringern, so daß ohne einen Gläubigen der Gott im Nichts verschwindet.

All dies läßt nur einen Schluß zu: Kein Gott kann die Welt erschaffen haben, zumindest keiner, der uns heute noch bekannt ist. Woher sollte er die Macht dazu bekommen haben? Bevor es denkende Wesen gab, konnte kein Gott diese Macht gehabt haben. Es ist möglich, das es vor der Welt, die wir kennen, eine andere gab, etwa so wie jene jenseits des Weltenschleiers. Dort könnten dann Wesen existiert haben, deren Macht groß genug war, unsere Welt zu erschaffen. Sie könnten unsere Welt erschaffen haben - dann haben sie aber logischerweise ihre eigene dabei zerstört, denn sie existiert heute nicht mehr. Kann ein Wesen gottgleich genannt werden, das seine eigene Welt zerstört und sich dazu, nur um eine neue Welt zu schaffen?

Eine weitere Möglichkeit wäre, das sie ihre Welt nicht zerstört haben, sondern aus anderen Sphären heraus unsere Welt schufen - müßten wir dann aber diese Götter nicht besuchen oder beschwören können, wie wir auch andere Wesen anderer Sphären beschwören? All das widerspricht dem Göttlichen, was Gläubige ihrem Gott zusprechen. [...]

In all den Schöpfungsberichten aller uns bekannten Religionen dieser Welt ist niemals von all dem die Rede. Immer erschuf der Gott diese Welt angeblich aus einem Urzustand oder aus dem Nichts, nie aber aus einer anderen Welt.

Dies bringt uns zum Erbauer. Er ist der einzige uns bekannte Gott, der nicht in Anspruch nimmt, die Welt erschaffen zu haben. Er existiert nicht seit Anbeginn der Zeiten, nach göttlichen Maßstäben noch nicht einmal einen Atemzug lang, und doch hat er alle Macht, die ein Gott in dieser Welt vorweisen muß, um als solcher zu gelten. Er selbst verkündete Djestre, er sei ein Mensch gewesen, bis er zum Gott wurde, und durch den Glauben in unserem Lande wurde er stark.

Auch wenn wir Thaumaturgen gerne die Götter leugnen und versuchen, sie auf eine Stufe mit mächtigen Dämonen zu stellen: Ihre Macht können wir nicht bestreiten. Umso wohltuender ist es, einen Schutzpatron über unserem Land zu sehen, der nicht versucht, das Volk mit angeblicher Allmacht und Vollkommenheit zu blenden. Mit ihm können wir leben, denn er gab alles für das Land. Er ist ein weiterer Beweis dafür, das die Macht direkt aus dem Glauben kommt. So wichtig die Götter für die Sterblichen sind - die Sterblichen sind für die Götter um so wichtiger. [...]"

Aus den Häretischen Schriften des Matasishad gan Djahid, Thaumatokrat vom Weg der Grauen Eule, sichergestellt von der Flamme der Läuterung im Jahre der Auslöschung



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Thema geschrieben von Datum/Zeit
Essay über die Götterwelt aus Danglar Terandir 2004-04-22 16:52


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