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Re: Zwischen Salbe, Nadel und Verband ... Was muss ich tun??? *verwirrt*
geschrieben von: Bernd Neumann
Datum: 2007-07-31 09:43

Hi,

Deine häufigste Kundschaft dürften Kämpfer sein, die Kontakt mit Hiebwaffen hatten. Das reicht von "ach, schau, ein Schnitt" bis zum quasi vollständig filetieren Helden, der gerade seine letzten Lebens-Sekunden zusammenzählt.

Das siehst Du den Leuten leider nicht an, weil ein Stück LARP-Hackfleisch genauso real unverwundet ist, wie einer mit einer Fleischwunde. Wenn einer sich röchelnd bis zu Dir schleppt, und direkt vor Dir zusammenbricht, könnte das ein Zeichen für "ist dringend, bin Privatpatient, zahle gut" sein. Das wirst Du schon mit der Zeit mitbekommen, wer wie kaputt ist, Du wirst sowiso oft OT nachfragen müssen ("was seh ich?").

Schwerstverwundete (die noch mit dem Fährmann feilschen) müssen als erste STABILISIERT werden. Die wirkliche Behandlung/Heilung dieser Spezies ist überproportional aufwändig, also legst Du einen solchen Patienten erst mal beiseite (wo er nicht abhanden kommt) und machst mit den Normal-Verwundeten weiter. Letztere waren nämlich schlau genug, sich nicht komplett verwursten zu lassen, und sollten daher auch nicht länger verwundet spielen müssen, weil Du alle Heiltränke zum Hackfleisch-Helden gekippt hast.

Bei Wunden an Extremitäten kannst Du zum Stabilisieren immer erst mal verbinden (mit irgendeinem Polster drunter, sieht viel besser aus, als nur rumgewickelte Binden, abbinden ("das wird erst nach einigen Tagen schwarz, vertraut mir"), schienen - gleich mal das Schwert am Helden festbinden, oder Beine zusammenknoten: der Patient läuft nicht weg. Bitte keine Verbände AUF Plattenteile oder Kettenhemden, das wird nicht dicht.
Schwieriger sind Torso-Wunden - weil aufgeschlitzte Lunge, freigelegtes Rückgrat, Stich in der Leber und halbierte Niere halt real nicht behandelbar wären, das musst Du entweder als nicht so schlimm (blutet zwar stark, ist aber nicht tief) deklarieren und oberflächlich behandeln - oder Du versetzt den Patienten erst mal ins Koma. Letzteres gibt Dir auch die Zeit, den Helden erst mal von Kürass, Kettenhemd, und Gambeson freizulegen, die Kunstblut-Sosse anzurühren... In praktisch allen Regelwerken bedeutet "Heiler fängt mit seiner Arbeit an", dass der Patient nicht mehr verbluten muss - Du kannst also großzügig mit "Doktor Kaaens Trank der innerlichen Verkleisterung" hantieren.

Je nach Kunde gibt es halt auch welche, bei denen die Behandlung Dir keinen Spaß machen würde - wenn der Patient nicht mitspielen will, sondern meint, nach 15min die nächste NSC-Welle miterleben zu müssen - warum mit dem spielen, wenn auch noch willigere Opfer da sind (die sogar morgen noch zum Fäden-ziehen kommen). Wer Dir beim Aufwachen was vom "Sofort-Körperheilungstrank" in seiner Gürteltasche erzählt, dem gib das Zeug und denk Dir deinen Teil. Ansonsten ist es hilfreich, Kumpel von Verwundeten zum Heiltrank-besorgen für ihren Freund zu schicken. Du hast keinen Stress mit der Bezahlung, die haben was zu tun und Du kannst Deinen bescheidenen Heiltrank-Vorrat für wichtige Notfälle schonen.

Je schöner es bei Dir ist, desdo lieber bleiben die Kunden da. Ein paar Holzklötze zum Hinsetzen, die Freunde der Verwundeten sollen doch bitte mal was zu trinken holen, vielleicht ein Spielmann, Masseurin, oder ein paar rumliegende Würfelbecher ... schon ist das fidele Lazarett voll. Wenn dann noch der Schmied vorbeischaut (Leute die länger verwundet spielen haben seltener selbstreparierende Rüstungen), ist auch für morgen wieder ausgebucht. Glückliche Kunden kommen wieder. Und Du kannst zwischendrin immer mal einen nähen, Nachschaun ob der Knochen wieder hält ("ruhig, ich muss hören ob es knischt, wenn ich drehe"), Regenerations-Salbe aufspachteln, eklige Kräutertees verteilen, ne Runde probehumpeln lassen, Fäden ziehen, den anderen nochmal anschneiden (der Eiter muss raus), heilsame Dämpfe inhalieren lassen...

Die wenigsten werden aber wirklich lange bleiben, dafür ist ein Con einfach zu kurz und kaum einer ist hauptberuflich "Patient". Auch wenn es bei Dir schön ist, und man im Lazarett viel mehr über den Plot erfahren hat, als den ganzen Tag zuvor ... solltest Du nach 2 oder 3 Stunden auch bei den treuen Kunden verstärkt auf Anzeichen von "Rastlosigkeit" achten. Viele werden da schon weg sein, wer länger bleiben will, der bleibt halt noch um sich zu schonen.

Das Ganze ist natürlich stark vom Con abhängig. Wenn es eher ruhig zugeht, noch ein Stapel Rätsel zu plotten ist und mit diversen Leuten geredet werden muss, kannst Du Deine Patienten deutlich länger ruhighalten, als wenn Angriffswellen im Stundenrythmus die einzige landestypische Beschäftigung darstellen. Prinzipiell sind Phasen des "völlig kommunikations- und bewegungsunfähig rumliegen" beim Patienten zu vermeiden.


Bernd



Thema geschrieben von Datum/Zeit
Zwischen Salbe, Nadel und Verband ... Was muss ich tun??? *verwirrt* Luthor Kaaen 2007-07-31 08:12
Re: Zwischen Salbe, Nadel und Verband ... Was muss ich tun??? *verwirrt* Gänsekiel 2007-07-31 08:44
Re: Zwischen Salbe, Nadel und Verband ... Was muss ich tun??? *verwirrt* Bernd Neumann 2007-07-31 09:43
Re: Zwischen Salbe, Nadel und Verband ... Was muss ich tun??? *verwirrt* Nount 2007-07-31 11:21


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