Ich würde diese Haube spontan nicht unter einer Kruseler oder Kruselerabart einordnen. Die Meisten Kruseler die ich von Gemälden kenne sind Mehrlagig

vgl: Van Eyck, Arnolfini Hochzeit: Giovanna Cenami

Es gibt daneben noch ein Portrait von v. Eycks Mutter auf dem sie einen Kruseler trägt. Ich finde es blos auf die Schnelle nicht.

Es gibt auch Ansätze die Behaupten das der Kruseler zu dieser Zeit fast nur noch im Kontext der Hochzeit vorzufinden ist - und im allgemeinen Gebrauch bereits nicht mehr akuell war. [1]



<disclaimer>Da die Haubenmode stets einer sehr großen Variabilität unterworfen war (und ist) wage ich mich hier mal auf dünnes Eis. Meine Aussagen sollten bitte nicht für kompetente kostümkundlerische Bewertungen gehalten werden! (ich beschreibe nur das was ich zu erkennen meine)</disclaimer>



Die Haube wie abgebildet würde ich als 2 wenn nicht gar noch mehrteilig sehen.
Die Kopfbedeckung sieht mir schwer nach einem Halbkreis bzw Halboval aus das einfach über den Kopf gelegt ist. (Eventuell ist das ganze an einem Haarband mit Nadeln festgesteckt damit es nicht vom Kopf rutscht.) Die vordere Kante scheint umgeschlagen.

Zusätzlich zu dem Schleier ist noch ein Kragen (halb bzw 3/4 Kreis mit angesetztem Krägelchen) welcher unter dem Kinn auf irgendeine Art und Weise verschlossen ist. (2 Häkchen und Ösen würden sich z.B. anbieten.)

Zum Material. Das dürfte hier das größte Problem werden. Um die Haube so wie abgebildet umzusetzen braucht man gebleichtes, feines, dicht gewebtes Leinen. Leider ist das meiste feine Leinen was man zur Zeit bekommt viel zu locker gewebt - und hat damit nicht die Optik die man für so ein Kleidungsstück will. (Fragt mal im LH bereich, die werden euch schon ihr Leid klagen)
Vielleicht schaut ihr ob ihr alte "Leintücher" (also die richtien aus Leinen) irgendwo her bekommt (z.B. Flohmarkt, Omas Dachboden...)

Der Stoff dürfte zudem noch gestärkt sein. (man beachte den nicht "fließenden" Fall des Schleiers und den arg "abstehenden" Kragen sowie die Knicke auf der linken Seite des Schleiers)I ch kann zwar nicht aus eigener Erfahrung, jedoch aber den Berichten einiger 16. Jh. Darsteller nach die moderne "Sprühstärke" (k.A. obs sowas in Deutschland auch gibt) empfehlen. Es soll so ein wenig weniger Aufwändig sein.


ich wünsche viel Spass und Erfolg beim Nachbauen der Haube!
Peter



[1] Carla Tilghman, Giovanna Cenami's Veil: A Neglected Detail, Medieval Clothing and Textiles Volume 1



Nachricht bearbeitet (Thu 10.05.07 10:55)